Das rote Schild am Gebäude 430 sagt alles. „Waldbrandgefahrenstufe: 5“. Höchste Warnstufe also für die Feuerwehrmänner auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken. Auch hier ist die Hitze brütend, Böden sind ausgetrocknet, Bäume und Sträucher strohtrocken. Auf der riesigen Fläche von 7300 Hektar muss alles getan werden, dass kein Waldbrand ausbricht. Die Gefahr aber ist groß, dass es dazu kommt, schließlich herrscht Schießbetrieb auf dem Truppenübungsplatz.
„Wir sind in erhöhter Alarmbereitschaft“, erklärt Oberbrandmeister Klaus Krapf. Der Waldberger ist seit 1994 bei der Bundesfeuerwehr auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken im Einsatz. Mittlerweile ist das Team 51 Feuerwehrmänner stark. In 24-Stunden-Schichten wird rundum eine Einsatzbereitschaft gewährleistet. „Das ist ein Luxus, der für die Sicherheit auf unserem Truppenübungsplatz aber von ganz entscheidender Bedeutung ist“, sagt Kommandant Major Gordo Stütz. Es gehe auch nicht nur um Menschenleben, die eventuell gefährdet sein könnten, sondern auch um die bedeutenden Naturschutzflächen auf dem großen Areal.
Verstärkte Kontrollfahrten
„In diesem Jahr macht sich die Trockenheit an der Zahl der Einsätze bemerkbar“, sagt auch Major Kai Schulze. Und Oberbrandmeister Klaus Krapf kann es mit Zahlen bestätigen: „Wir hatten bis Mitte Juli schon über 320 Einsätze“, rechnet er vor.
In der Einsatzzentrale der Brandwache hängt eine große Leuchttafel an der Wand. Darauf ist das Gelände dargestellt, von Neuwildflecken über Maria Ehrenberg, Steinküppel bis zur Schwedenschanze. „Einmal rundherum fahren macht etwa 40 Kilometer“, erklärt Klaus Krapf. „Verstärkte Kontrollfahrten gehören in diesen trockenen Tagen dazu“, ergänzt er. Auf dem Truppenübungsplatz verteilt sind fünf Zisternen angelegt, die jeweils 100 000 Liter Löschwasser bereithalten. Dazu kommen offene Teiche und natürlich Hydranten in den Straßenzügen mit Gebäuden.
Der Fuhrpark ist selbstredend auf den Truppenübungsplatz ausgelegt. Ein Gebäudelöschfahrzeug mit 300 Litern Löschwassertank wird ergänzt um drei geländegängige Unimogs, offiziell Waldbrandbekämpfungsfahrzeuge genannt. Sie fassen je 4000 Liter. Ein weiteres Fahrzeug enthält die Hilfsgeräte wie Scheren oder anderes Material als Rüstwagen.
Eine Besonderheit ist die so genannte Lösch-Lanze. Es kommt, zum Beispiel in moorartigen Bereichen, immer wieder zu unterirdischen Bränden, die kaum erkennbar sind und teilweise erst mit einer Wärmebildkamera entdeckt werden. Mit der Lösch-Lanze kann in den Boden gestochen werden, um dann unterirdisch Wasser zu spritzen.
Übungseinsätze mit Lösch-Hubschrauber
Das Truppenübungsplatz-Areal, das zu einem Viertel auf hessischem Gebiet liegt, erweist sich als ideal für Übungseinsätze. So hat die hessische Polizei Anfang dieser Woche an zwei Tagen Übungen mit einem Hubschrauber unternommen, der mit großen Lastenbehältern Löschwasser aus Teichen schöpft. Einsätze wurden geübt, die in anderen Teilen Europas leider tragische Realität sind. Nur einmal, 1995, war die Lage auch in Wildflecken wirklich kritisch, als Waldbrände mit Löschflugzeugen eingedämmt werden mussten.
Am Dienstag sind die Feuerwehrmänner des Truppenübungsplatzes sogar auf ziviles Gelände vorgestoßen – zum Fahrzeugbrand auf dem Kreuzberg. „Wir werden auch von ziviler Seite alarmiert, und auch das Bekleidungsamt Süd der Bundeswehr gehört zu unserem Einsatzgebiet“, ergänzt Klaus Krapf. Es gibt zwar Gemeinschaftübungen mit zivilen Wehren umliegender Gemeinden. Doch noch ist das Truppenübungsgelände tabu für sie. Schließlich lauern viele Gefahren.
Kontaminiertes Gelände
„Seit 1938 wird hier geschossen. Wir können nicht sagen, was zum Beispiel auf dem Dammersfeld an Blindgängern herumliegt, womöglich einen Meter im Boden“, sagt Kommandant Major Stütz. Deshalb ist es wichtig, mit dem Gelände und den entsprechenden Gefahren vertraute Personen im Brandschutz zu haben, betont der Kommandant. Die Flächen sind in verschiedene Gefährdungs- oder Kontaminationsstufen eingeteilt. Das Dammersfeld zum Beispiel, das seit Jahrzehnten beschossen wird, hat die höchste Belastungsstufe C. „Hier könnten keine Löschkräfte vordringen, darum ist Prävention ganz wichtig“, erklärt Kollege Major Schulze. So sind breite Brandschutzschneisen über das Truppenübungsplatzgelände angelegt, um das Übergreifen eines Waldbrandes auf andere Flächen zu verhindern. All dies geschieht mit Unterstützung der Kollegen vom Bundesforst, die das 7300-Hektar-Gelände über fünf Reviere fachlich betreuen.
Entsprechend ist es das Ziel der Kommandantur, kontaminierte Flächen immer weder abzusuchen und zu räumen, um einen niedrigeren Belastungsgrad zu erreichen. „Wir sind wirklich froh, dass wir an sieben Tage die Woche 24 Stunden am Tag die Feuerwehr hier haben. Damit ist Sicherheit gewährleistet“, freut sich Kommandant.
Oberbrandmeister Klaus Krapf und seine Kollegen von der Donnerstagsschicht haben am späteren Nachmittag zwar keinen Brandeinsatz. Ausrücken werden sie aber trotzdem. „Die Trockenheit beschert uns ein anderes Problem. Viele Wespennester“, schmunzelt Klaus Krapf. Und weil auch die Sicherheit der Soldaten ein großer Wert ist, werden die in sicheres Gebiet umgesiedelt.