"Schon als Kind", erinnert sich Müller, der im Spessart aufgewachsen ist, "hatte ich immer Kontakt mit der Natur." Deswegen sei für ihn auch klar gewesen, dass er später einmal etwas in diesem Bereich machen möchte. Mit der Arbeit als Förster für die Bundesforstverwaltung hat sich Müller "mein Hobby zum Beruf gemacht", wie er selbst sagt.
Wenn man zum ersten Mal den Namen Bundesforstverwaltung hört, denkt man, das sei etwas Exotisches. Wenn man dann hört, dass Hubert Müller als Förster für den Truppenübungsplatz Wildflecken zuständig ist, in dem bekanntermaßen geschossen wird, wundert man sich. Dabei ist alles einfacher als gedacht.
Dass der Truppenübungsplatz von der Bundesforstverwaltung, die dem Bundesfinanzministerium untersteht, betreut wird, ist logisch. Denn es ist ein Gelände der Bundeswehr und deswegen Eigentum des Bundes. Würde es sich zum Beispiel um Flächen des Freistaats Bayern handeln, wäre die staatliche Forstverwaltung dafür zuständig.
Insgesamt werden von den 36 deutschen Bundesforstämtern 612 000 Hektar Fläche in ganz Deutschland verwaltet. Davon sind mehr als die Hälfte, 369 000 Hektar, Wald. 90 Prozent dieser Flächen, so Förster Müller, seien militärisch genutzte Areale. Die restlichen Flächen könnten zum Beispiel Wald entlang von Bundeswasserstraßen sein. Natürlich ist die Arbeit als Förster in einem Truppenübungsplatz durch den Übungsbetrieb der Bundeswehr teilweise etwas komplizierter, sagte Müller. Man müsse sich mit den Gegebenheiten nur arrangieren, denn die Arbeit sei die gleiche. Ob man als Förster für die Bundesforstverwaltung tätig ist oder im Staats- oder Privatwald mache keinen Unterschied. Im Gegenteil, gerade für einen naturverbundenen Menschen sei es etwas Besonderes, die Natur im Truppenübungsplatz zu kennen und die Tierwelt zu beobachten.
Der Truppenübungsplatz besteht aus fünf Revieren, zwei davon in Hessen. In erster Linie gehe es neben der Jagd mit vorgeschriebenen Abschussquoten darum, die 70 Prozent Wald nachhaltig zu bewirtschaften. Für die Bundeswehr, erklärt Müller, sei es wichtig, keinen Urwald, sondern realistische Bedingungen vorzufinden. Deswegen wird der Wald mit Hilfe von Waldarbeitern und Firmen wie jeder andere Wald auch bewirtschaftet.
Eingeschränkt wird die Tätigkeit des Försters durch den Schießbetrieb. Allerdings nur insofern, als er sich montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr und beim Nachtschießen von 21 bis 1 Uhr nicht im Bereich der Schießbahnen aufhalten darf.
Er bekommt von der Bundeswehr einen genauen Plan, wann und wo geschossen wird, so dass er mit seinen Mitarbeitern gefahrlos seiner Arbeit nachgehen kann. Die Lärmbelästigung halte sich im Übrigen in Grenzen. Allerdings müssten die Waldarbeiter das Holz an den Rändern der Schießbahnen mit einem Metalldetektor auf Granatsplitter und Kugeln überprüfen, bevor es weiterverkauft werden kann.
Die Tier- und Pflanzenwelt im Truppenübungsplatz ist interessant. Denn man finde Flächen, die sich weitgehend ohne menschlichen Einfluss entwickeln. Und der Schießlärm ist aus Sicht von Förster Müller auch kein Problem für die Tiere. "Das ist Dauerlärm, daran haben die sich gewöhnt", erklärt er.
"Es ist gibt keinen Widerspruch zwischen Biosphärenreservat und Truppenübungsplatz", ist Müllers Überzeugung. Gerade die Tatsache, dass man in den weitläufigen Revieren noch eine Flora und Fauna findet, die ihresgleichen sucht, fasziniert Müller. Weswegen er es auch noch keine Minute bereut hat, 1993 nach Motten gegangen zu sein.