Es darf wieder getanzt werden im Bäderlandkreis. Und die Feierfreudigen haben getanzt, als gäbe es kein Morgen. In Bad Kissingen und Stangenroth fanden am Wochenende nach langer Corona-Pause wieder erste größere Veranstaltungen statt. Sowohl die Diskothek "Look" in der Kurstadt als auch die Stangenrother Rhönfesthalle waren extrem gut besucht.
Am Freitag und Samstag war das "Look" erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie wieder geöffnet. "Zuspruch und Resonanz waren super. Die Menschen zeigen riesige Wertschätzung, dass sie wieder feiern können" so Betreiber Christian Metz. Tatsächlich kam es an beiden Abenden draußen zu langen Warteschlangen vor dem Eingang und zeitweisen Einlass-Stopps.
Und drinnen fühlt es sich an, als wäre die Pandemie endgültig Vergangenheit: Dicht gedrängt, gefühlt wie in einer längst vergangenen Zeit, tummelt sich das Partyvolk an Bars und auf der Tanzfläche, feiert ausgelassen, hat Spaß und genießt die zurückgewonnene Freiheit sichtlich. Viele sind überhaupt zum ersten Mal in einer Disco.
"Es ist echt schön", sagt Clara. Die 22-Jährige gönnt sich mit den gleichaltrigen Eva und Niklas sowie dem ein Jahr jüngeren Kilian eine Auszeit in einer Sitzecke. Die Jugendlichen genießen den Abend. Etwas befremdlich sei es zwar noch, sagt Clara, aber Angst habe sie keine. "Man ist da schnell wieder drin", ergänzt Niklas grinsend. Nicht schön sei die lange Zeit ohne Partys gewesen, meinen beide. "Wir haben immer die gleichen Leute getroffen, niemanden kennengelernt", so Clara.
Ein Blick über die verschiedenen Dancefloors macht freilich auch klar: Eine detaillierte Kontakt-Nachverfolgung bei einem Corona-Infektionsfall ist hier nahezu ausgeschlossen. "Sicherlich werden die Werte weiter steigen", macht sich Betreiber Metz da nichts vor. In den letzten Wochen ist es auch im Landkreis Bad Kissingen zu einem enormen Zuwachs an Infektionen gekommen. "Wir setzen die Regelungen um und hoffen, dass wir gut durch den Winter kommen", sagt er.
Am Freitag hatte im "Look" noch "3G+" gegolten. Rein durfte man PCR-getestet, geimpft oder genesen. Tags darauf wurde durch gesetzliche Vorgaben auf die 2G-Regelung umgestellt, nur Geimpfte oder Genesene hatten dann noch Zutritt. Umgesetzt wurden die Vorgaben am Eingang vorbildlich. Jeder Impfnachweis wurde sorgfältig geprüft, eingecheckt zumeist über die Luca-App.
Das ist am Samstag vor der Rhönfesthalle nicht anders. Auch hier gilt die 2G-Regel, auch hier verläuft am Einlass alles nach Vorgaben und reibungslos. Nach fast zwei Jahren ist die beliebte Location in Stangenroth erstmals wieder geöffnet, ausgerufen ist eine 90er/2000er-Party. Und auch hier kommen die Menschen in Strömen.
Gerade vor der Bühne, auf der DJ Chris Only bis spät in die Nacht mit Klassikern zum Mitgrölen für Stimmung sorgt, und in der Bar nebenan geht es fast noch eine Runde kuschliger und gedrängter zu als zeitgleich in der Bad Kissinger Disco.
Die Rhönfesthalle fühlt sich an, wie die Rhönfesthalle sich immer schon angefühlt hat: Security-Leute begleiten den einen oder anderen, der etwas über den Durst getrunken hat, freundlich ins Freie. Männlein und Weiblein schieben sich mit teils trübem Blick durch die Menge auf der Suche nach ihren Freundinnen und Freunden oder dem nächsten Drink. So mancher streut am Rand der Tanzfläche ein kurzes Nickerchen ein.
Doch die meisten haben einfach Spaß, tanzen ausgelassen oder unterhalten sich abseits der Musik angeregt. Und in der Luft liegt eine unverkennbare Mischung aus Nebelschwaden und Schweiß. Da stört es dann niemanden, dass sich der DJ auch mal im Jahrzehnt vertut und den Bryan Adams' 80er-Klassiker "Summer of '69" auspackt.