
Betriebsleiter Fred Rüttiger und Vertriebsleiter Stefan Wirth stehen allein in der großen Werkhalle für die Endmontage bei SK Hydroautomation in Thulba. Eigentlich bauen hier die Monteure die Maschinen auf, die das Unternehmen produziert, bevor sie auf Lkw verladen und an Kunden in aller Welt ausgeliefert werden. "Normalerweise geht es hier immer sehr eng zu und es ist schwierig, durchzukommen", meint Wirth.

Die gähnende Leere in der Halle steht sinnbildlich für die Krise, in der der mittelständische Maschinenbauer steckt: Es fehlt derzeit an langfristigen Großaufträgen sowie finanziellen Mitteln. Deshalb hat die SK Hydroautomation im Januar Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. "Es werden aktuell noch einige laufende und ein paar neue Projekte und Wartungen abgewickelt. Für das laufende Jahr ist der Betrieb gewährleistet, aber die Kunden tun sich im Moment mit langfristigen Aufträgen schwer", berichtet Wirth. In Teilbereichen befindet sich die Belegschaft in Kurzarbeit.
Insolvenz bei SK Hydroautomation läuft in Eigenregie
Zum 1. März wurde das Eigenverwaltungsverfahren eröffnet, wie der gerichtlich bestellte Sachwalter Dean Didovic bestätigt. Er betont: Oberstes Ziel ist es, die Firma zu retten und wirtschaftlich zu sanieren. Hauptaufgabe sei es nun, einen passenden Investor zu finden.

Die SK Hydroautomation produziert vor allem für die Automobilbranche. Hier sei die Marktlage aktuell insgesamt sehr schwierig. Aber: "Das Knowhow ist nicht nur auf Automotive beschränkt, das lässt sich auch auf andere Bereiche anwenden. Thulba ist ein Kompetenzzentrum, das man so schnell nicht wieder findet", erklärt Didovic. Die Grundvoraussetzungen wertet er deshalb zwar als herausfordernd, eine Rettung sei aber realistisch.
Optimismus in der Belegschaft: "Wir können weiterhin bestehen"
Die derzeit 41 Mitarbeiter, darunter fünf Auszubildende, hat die Nachricht von der Insolvenz erschüttert. "Der Schock saß schon tief. Aber nachdem ich den ersten Schock verdaut hatte, bin ich schon wieder etwas optimistischer", sagt zum Beispiel Simon Herold. Der 35-jährige Konstrukteur ist seit sechs Jahren bei SK Hydroautomation. Er wohnt mit Freundin und Nachwuchs im Landkreis und hofft, dass die Firma und sein Arbeitsplatz eine Zukunft haben. "Ich weiß, dass wir hier gute Arbeit machen. Wir können weiterhin bestehen", findet er.

"Am Anfang waren die Überraschung, die Ängste und die Unsicherheit in der Belegschaft sehr groß, bei jedem von uns", sagt Betriebsleiter Rüttiger. Die Leute machen sich große Sorgen, ein paar wenige hätten gekündigt. "Die Stimmung hat sich in den letzten Wochen gebessert", berichtet er weiter. Die die Sanierung begleitenden Berater und die Geschäftsführung seien um eine transparente Kommunikation zu den Mitarbeitern bemüht. Dass die Prognosen insgesamt nicht zu düster sind, sei gut aufgenommen worden und habe für Hoffnung gesorgt.
Mitarbeiter halten die Treue
Obwohl die Belegschaft leicht geschrumpft ist, seien alle Schlüsselpositionen im Betrieb besetzt. "Wir sind voll funktionsfähig, wenn große Aufträge kommen", betont Rüttiger. Viele Mitarbeiter seien lang mit dem Unternehmen verbunden und oft schon als Auszubildende dazugekommen. Sie halten auch in ungewisser Zeit die Treue.

Das Unternehmen habe nach wie vor alle Kapazitäten im Haus, um Aufträge von der Planung über die Konstruktion bis zur Montage und Wartung abzuwickeln. Die Kunden kommen vor allem aus der Automobilbranche. Sie kaufen in Thulba Maschinen, die sie dann in der Autoproduktion einsetzen. "Wir bauen Maschinen, mit denen unsere Kunden ihre Teile montieren", erklärt Wirth. Meistens geht es um Spezialanfertigungen. "Wir bauen jede Maschine genau einmal, genau nach den kundenspezifischen Anforderungen", sagt er.

Was sind die Gründe für die wirtschaftlichen Probleme? Nach Angaben von Rüttiger und Wirth kamen seit der Corona-Krise viele ungünstige Entwicklungen zusammen. Vom Produktionsstopp in der Pandemie, gefolgt von Lieferengpässen bei wichtigen Rohstoffen und Produkten, über gestiegene Preise im Einkauf und gestiegene Energiekosten: Projekte seien defizitär geworden, weil sie sich in der Herstellung verteuert hatten und die Firma diese Kosten aufgrund vertraglicher Zusicherungen jedoch nicht an die Kunden weitergeben konnte. "Es sind viele Krisen, die sich aufsummieren und die am Ende zu der Schieflage geführt haben", erklärt Wirth.
Hauptaufgabe: Suche nach einem Investor
Neben Dean Didovic ist auch Hartmut Krüger für das Eigenverwaltungsverfahren zuständig. Während Didovic die Gläubigerseite im Blick hat, unterstützt Krüger die SK-Geschäftsführung bei der Rettung. Er betont: "Wir brauchen einen Investor, damit wir ein starkes Zeichen nach außen an die Kunden geben können, dass es weitergeht."

Das Anfertigen von Sondermaschinen ist Stärke und Nachteil zugleich. "Das Geschäftsmodell ist nicht leicht durch Billigkonkurrenten ersetzbar", erläutert Krüger. Nachteilig ist, dass Kunden aufgrund der allgemeinen Marktlage und aufgrund der Schieflage zögern, langfristige zu ordern. Anfragen seien aber da, auch ein Großprojekt sei zuletzt eingegangen. "Einige mittelständische Kundenhalten dem Unternehmen weiter die Stange und platzieren auch neue Projekte", sagt Krüger.

Weil die Kunden von SK Hydroautomation sichergehen wollen, dass neue Projekte sicher fertig oder später gewartet werden, sei es wichtig, einen Investor zu finden, der den laufenden Betrieb finanziell absichert. Hier finden aktuell Gespräche mit möglichen Kaufinteressenten statt. Dass das Unternehmen die Möglichkeit bekommen hat, sich in Eigenregie zu sanieren, "damit setzen wir ein klares Zeichen an die Kunden, dass es weiter geht und sie Aufträge platzieren können", betont Krüger.
Der Optimismus in Thulba und das Vertrauen in gute Arbeit - sie tragen die Verantwortlichen und Mitarbeiter bei SK Hydroautomation aktuell in dieser ungewissen Lage.