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Bad Kissingen
Kommt der Landkreis Bad Kissingen als Endlager für Atommüll infrage? "Wir können leichte Entwarnung geben"
Für Thomas Schoenwald vom Landratsamt Bad Kissingen gibt es im Bäderlandkreis keinen Grund für große Besorgnis. Warum, erklärt er im Gespräch mit der Redaktion.
Thomas Schoenwald, geschäftsführender Beamter am Landratsamt Bad Kissingen.
Foto: Simon Snaschel | Thomas Schoenwald, geschäftsführender Beamter am Landratsamt Bad Kissingen.
Simon Snaschel
 |  aktualisiert: 14.12.2024 02:32 Uhr

Anfang November hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) erste Zwischenergebnisse zur Suche nach einem Endlager für radioaktive Abfälle veröffentlicht. Auch der Landkreis Bad Kissingen wurde im Rahmen der Standortsuche zumindest teilweise bereits unter die Lupe genommen.

Im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt Thomas Schoenwald (51), Abteilungsleiter Baurecht und Umwelt am Landratsamt Bad Kissingen, zu welchen Ergebnissen die BGE dabei gekommen ist und für wie wahrscheinlich er es hält, dass der Bäderlandkreis zur Endlagerstätte werden könnte.

Frage: Zu welcher Einschätzung kam die BGE für den Landkreis Bad Kissingen?

Thomas Schoenwald: Für den östlichen Landkreis steht fest, dass die Geologie ungeeignet für ein mögliches Endlager ist. Man hätte dort keine ausreichende Überdeckung an Gestein. Der östliche Landkreis liegt im sogenannten Teilgebiet 9. Der restliche Landkreis befindet sich im Teilgebiet 10. Dafür liegen noch keine Untersuchungsergebnisse vor, obwohl es dieselbe Struktur in Sachen Gestein aufweist. Ausschließen lassen sich in beiden Teilgebieten bereits gewisse Bereiche mit Wasserschutz- und Heilquellenschutzgebieten.

Wenn die geologische Beschaffenheit im Teilgebiet 10 mit der im Gebiet 9 identisch ist: Kann man davon ausgehen, dass zeitnah auch dieser zweite Bereich als ungeeignet eingestuft werden wird?

Schoenwald: Wir haben beim bayerischen geologischen Dienst diesbezüglich nachgefragt. Der geht davon aus, dass es sich um dasselbe Gestein handelt und die Verhältnisse ähnlich sein müssten. Das heißt, man muss sich eher keine Sorgen machen.

Kommt der Landkreis Bad Kissingen als Endlager für Atommüll infrage? 'Wir können leichte Entwarnung geben'
Wie würde eine Endlagerung eigentlich konkret aussehen?

Schoenwald: Diese Lagerung befindet sich in sehr großer Tiefe. Man spricht von drei bis zehn Quadratkilometern unter der Erde und von etwa 20 Hektar, die man überirdisch braucht, um die entsprechenden Schächte zu bauen.

Kämen gewisse Bereiche im Landkreis dafür eher infrage als andere?

Schoenwald: Dafür wären die nächsten Phasen entscheidend. Es wird jährlich im vierten Quartal eine weitere Veröffentlichung zur Standortsuche geben. Das heißt, nächstes Jahr um diese Zeit wissen wir wieder mehr, ob vielleicht auch das Teilgebiet 10 ausgeschlossen wurde. Bis Ende 2027 möchte die Bundesgesellschaft für Endlagerung drei bis zehn Standortregionen im Bundesgebiet vorschlagen. Das sind dann schon sehr kleinflächige Bereiche, die dem Bundestag vorgeschlagen werden. Die würden dann in den nächsten Jahren näher untersucht werden. Ganz am Ende soll so der beste Standort ermittelt sein. 

Aktuell sind Sie als Kreisbehörde also nur in einer Beobachterrolle.

Schoenwald: Genau. Es geht momentan ja um die fachliche oder geologische Eignung aufgrund bestehender Daten. Da kann man nur beobachten und sich auf dem Laufenden halten. Wir als Landratsamt haben den Gemeinden im Landkreis versprochen, dass wir die Sache im Blick haben und regelmäßig informieren. Aus unserer Sicht können wir im Moment leichte Entwarnung geben und hoffen, dass auch das Teilgebiet 10 bald ausgeschlossen werden wird.

Was aus Ihrer Sicht sicher wünschenswert wäre, oder?

Schoenwald: Definitiv. Einmal aufgrund des Aufwands, auch die Aufmerksamkeit in der Bevölkerung wäre sicher gewaltig, wenn wir zu drei bis zehn möglichen Standortregionen zählen würden. Natürlich muss auch der Atommüll irgendwo sicher eingeschlossen werden. Aber es hofft wohl jeder, dass es nicht in seinem eigenen Landkreis passiert.

 
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