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Bad Kissingen
Kommentar zur Staatsbad Philharmonie: Wer Qualität will, muss auch ihren Wert würdigen
Für sehr gute Salonmusik braucht das Bad Kissinger Orchester auch sehr gute Salonmusikerinnen und -musiker. Die sollten dann allerdings auch fair bezahlt werden, meint unser Autor.
Die Staatsbad Philharmonie Kissingen
Foto: Benjamin Kiesel | Die Staatsbad Philharmonie Kissingen
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:10 Uhr

Die Staatsbad Philharmonie ist ein klassisches Salonorchester, eines der letzten im Profibereich, und deshalb auch eines der Pfunde, mit denen Bad Kissingen wuchern kann - nicht zuletzt bei der Aufnahme in die Welterbe-Liste der Unesco. Ein Alleinstellungsmerkmal, für das andere Städte teure Agenturen bezahlen müssten. Kaum nachvollziehbar, dass man offenbar bereit ist, das aufs Spiel zu setzen.

Wer in dem Orchester nur schmückendes, austauschbares Beiwerk zu historischen Gebäuden sieht, der (oder die) irrt. Gut gemachte Salonmusik ist Unterhaltung auf höchstem Niveau. Die Stücke sind auf Effekt und Emotion ausgelegt und wirken nur, wenn sie makellos dargeboten werden – mit Schmiss, Leichtigkeit, ordentlich Schmalz und sehr viel Herz. Anders gesagt: Was Salonorchester können, können andere Orchester nicht.

Für Salonmusik braucht es einen ganz speziellen Schlag Musikerinnen und Musiker

Das heißt: Es braucht dazu einen ganz speziellen Schlag Musikerinnen und Musiker: virtuos sowieso, dazu stilistisch äußerst vielseitig, geistesgegenwärtig, ausdauernd und stressresistent. Sie beherrschen ein riesiges Repertoire, dessen Stücke sie meist selbst arrangieren müssen. Im Konzert spielen sie die Stimmen fehlender Kolleginnen und Kollegen einfach zusätzlich mit, zur Not greifen sie sich mal eben ein anderes Instrument. Gäste aus herkömmlichen Orchestern sind damit meist heillos überfordert.

Das heißt auch: Wer ein solches Ensemble beschäftigt, muss dessen Qualität entsprechend würdigen – mit Wertschätzung für die Künstlerinnen und Künstler und mit angemessener Bezahlung. Natürlich ist es die Pflicht jeder Kommune, sparsam und nachhaltig mit ihrem Geld umzugehen. Natürlich ist es legitim, sich zu fragen, ob man sich ein Profiorchester leisten kann und will - oder nicht.

Beantwortet man diese Frage aber mit Ja, muss man auch bereit sein, die Kosten zu tragen. Ein Geschäftsmodell, das darauf basiert, eine Leistung anzubieten, deren Erbringer unterbezahlt und überarbeitet sind, ist keines.

 
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  • P. E.
    Herr Wiedemann hat schon lange kein Konzert der sog. Philharmonie mehr gehört. Von Schmiss und Leichtigkeit ist schon lange nichts mehr zu hören. Meist wird nur ernste Musik gespielt, die besser in eine Kirche passen würde. Die Musiker greifen auch nicht mehr wie früher zu anderen Instrumenten, da dies von Herrn Toelke verboten wurde. Nach seiner Meinung kann man nur 1 Instrument wirklich gut spielen. Saxophon z. B. wird schon seit Jahren nicht mehr gespielt. Das schränkt natürlich auch das Repertoire massiv ein, und führt dazu, dass eine Menge Arbeitszeit zur Erarbeitung neuer Arrangments benötigt wird.
    Früher hatte man den Eindruck den Musikern macht die Arbeit Freude, gerade auch die Tanzmusik!
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  • R. A.
    Braucht es jetzt schon Unterstützung von den Medien, um die Meinung einzelner zu verstärken?
    Ich glaube nicht, dass es der MP zusteht, hier einseitig Partei zu ergreifen. Hier sollte sich der Autor zurückhalten, seine eigene Meinung zu präsentieren.
    Das ist Sache der Beteiligten, wie das zu lösen ist. Ausserdem wurden hier Lösungen angeboten. Ob die genehm sind, brauchen wir nicht entscheiden.
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  • G. B.
    @ticktacktoe
    Aufgabe der Medien ist es auch, Missstände aufzudecken und zu benennen
    Der Verfasser kann sehr wohl seine Meinung äußern. Es handelt sich nämlich eindeutig gekennzeichnet um einen KOMMENTAR!
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  • R. A.
    Dennoch kann/will die Presse Partei ergreifen, auch wenn man das so oder so interpretieren möchte. Nichts anderes ist es, wenn Werbung durch einen redaktionellen Teil ergänzt wird.
    Es ist wie es ist, man muss nur zwischen den Zeilen lesen können/wollen.
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