Allzu viel wissen die meisten Kissinger bis jetzt vermutlich nicht über die Stadt Wunsiedel. Bekannt ist die Kreisstadt im südlichen Oberfranken unter anderem für das spektakuläre Felsenlabyrinth Luisenburg und die jährlichen Theaterfestspiele dort. Andere wissen vielleicht noch, dass der Schriftsteller Jean Paul (1763-1825) in Wunsiedel zur Welt kam. Unwillkommenes Aufsehen verschaffte der Stadt zudem über viele Jahre das Grab des dort beerdigten Hitlerstellvertreters Rudolf Heß , das Pilgerstätte seiner Anhänger war.
Jetzt werden vor allem jüngere Kissinger vielleicht doch mal einen genaueren Blick riskieren, was die 9000-Einwohner-Stadt im Fichtelgebirge ausmacht. Ein junger Kissinger will dort nämlich Bürgermeister werden. Der Vorstand der Wunsiedler CSU hat den 29-jährigen Nicolas Lahovnik als Kandidaten für die Bürgermeisterwahl im nächsten Jahr vorgeschlagen. Die Wunsiedler Christsozialen nannten Lahovnik bei der Vorstellung einen Fachmann in Haushaltsfragen. Laut Berichten regionaler Medien sprachen sie ihm zudem "hohe Wirtschaftskompetenz" zu. Er wolle "auf alle Gruppierungen in Wunsiedel zugehen", sagte der 29-Jährige selbst einer regionalen Zeitung. Als Parteisoldat sehe er sich jedenfalls nicht. Die förmliche Nominierung durch die Mitglieder der Wunsiedler CSU muss aber noch folgen. Lahovnik soll Nachfolger des amtierenden Bürgermeisters Karl-Willi Beck , ebenfalls CSU , werden, der bereits dreimal in das Amt des Stadtoberhaupts gewählt worden ist. Beck kandidiere jedoch nach Medienberichten aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder. Ob Lahovnik mit Gegenkandidaten rechnen muss, steht noch nicht fest. Aktuell verfügt die CSU im Wunsiedler Stadtrat über die absolute Mehrheit.
Der 29-Jährige lässt auf seinem bisherigen Berufsweg durchaus Ehrgeiz und Zielstrebigkeit erkennen. Nach dem Abitur in Bad Kissingen qualifizierte er sich zum Diplom-Verwaltungswirt an der Verwaltungshochschule Hof und studierte Jura in Würzburg.
Nach Stationen bei der Stadt Schweinfurt und als Geschäftsleiter der Gemeinde Triefenstein in Main-Spessart wechselte er vergangenes Jahr in die Verwaltung der Stadt Weiden. Dort arbeitet er seit April als Wirtschaftsförderer. Bei der Vorstellung in Weiden vor einem Jahr berichtete Lahovnik nicht nur von seinen Auftritten als Saxofonist mit der Kissinger Band Soundladen, sondern gab einen ersten Hinweis darauf, warum er jetzt ausgerechnet in Wunsiedel als Bürgermeister antritt: Seine Frau Stefanie stammt aus dem Landkreis Wunsiedel. Lahovnik selbst ist in Bad Kissingen geboren und aufgewachsen. Er war Schülersprecher am Jack-Steinberger-Gymnasium und Bezirksschülersprecher und Landesschülersprecher für die Gymnasien in Bayern. Abitur machte er 2009 am JSG. far