Am 14. Mai ist Muttertag! Zeit für viele kleine und große Kinder, ihren Mamas Gedichte aufzusagen, selbst gebastelte Karten zu überreichen oder Blumen zu schenken. Alles Dinge, über die sich die Mütter sicherlich sehr freuen werden. Und dennoch gibt es so einiges, was vielen Müttern lieber wäre als ein Blumenstrauß. Drei Mütter aus Bad Kissingen über die Dinge, die ihnen wirklich fehlen.
1. Ganna Kravchenko (39 Jahre): "Beim Blick in den Kalender bekommen wir die Krise"
"Am meisten wünsche ich mir, dass mein Mann und mein Kind mit mir in mein Heimatland, die Ukraine, fahren könnten. Mein Mann ist zwar Deutscher und kommt aus Unterfranken, aber wir sind mit der Ukraine sehr verbunden. Das schmerzt gerade sehr.
Unabhängig vom politischen Kontext wünsche ich mir mehr Freiraum. Ich weiß nicht, wie es anderen Frauen und Müttern geht, aber dieser fehlt mir für mich und meine Familie schon sehr. Einfach zu Dritt einmal Zeit haben und machen, worauf wir Lust haben.
Und eben nicht, wenn alle Termine erledigt sind und es bei allen gerade so passt, sondern wenn wir auch wollen. Den Fokus auf uns zu richten, fällt schwer. Das gelingt mir einfach nicht. Was bringen mir Blumen und Geschenke, wenn wir zu wenig freie Zeit für uns haben?
Seit Corona und dem Ukraine-Krieg ist bei uns immer irgendetwas los. Ich bin auch ehrenamtlich engagiert und mache viele kreative Projekte, wie Theater oder Chor. Wenn jemand fragt, wann wir Zeit haben, bekommen wir beim Blick in den Kalender die Krise, weil alles voll ist. Es fehlt die Möglichkeit zur Spontanität.
Die einzige Zeit, die wir für uns drei haben, ist im Urlaub. Freizeit im Alltag für uns als Familie –dafür hätte ich gerne einen Gutschein zum Muttertag!"
Ganna Kravchenko hat einen vierjährigen Sohn und arbeitet im Projektmanagement. Sie wohnt in Bad Kissingen und stammt aus der Ukraine.
2. Carmen Urban (47 Jahre): "Die Leistung von Müttern verdient mehr Anerkennung "
"Was man sich zum Muttertag wünscht, ist natürlich auch abhängig vom Alter des Kindes. Ich kann mir gut vorstellen, dass kleine Kinder ein Bild malen oder Blumen schenken. Unser Sohn ist inzwischen in einem Alter, in dem man ein bisschen kreativer ist.
Mir ist es wichtig, dass er mich unterstützt und mir auch Zeit schenkt. Dass er das Frühstück für uns zubereitet, eine Hausarbeit übernimmt oder wir beispielsweise etwas gemeinsam unternehmen. Darüber freue ich mich.
Generell fände ich eine bessere Unterstützung für Mütter und Familien wichtig. Vor allem mehr Anerkennung, was diese leisten. Mutter sein ist schon auch ein Vollzeitjob, da man den ganzen Tag für alles und alle da ist. Es geht dabei nicht nur um die Hausarbeit, sondern auch um das Mitdenken.
Man ist einfach für alles zuständig, hört zu, ist da und kümmert sich. Das läuft aber immer alles so mit, weil es eben laufen muss. In der Gesellschaft wird das oft gar nicht gesehen. Hier wünsche ich mir einfach mehr Anerkennung für die Leistung von Müttern."
Carmen Urban ist aus Bad Kissingen und Mutter eines zwölfjährigen Sohnes. Sie arbeitet Vollzeit im Friseursalon ihres Mannes.
3. Valentina Calianno-Heinrich (27 Jahre): "Viele Familien sind im Alltag im Hamsterrad"
"Ich wünsche mir zum Muttertag einen ehrlichen Blick auf die Situation junger Familien. Denn ich wäre gerne eine großartige, entspannte Mama, erfolgreich im Job, mit Freizeit und einem gesunden Lebensstil. Auch die Kinder sollen ihre Hobbies haben sowie genug Kuschelzeit. Aber natürlich dürfen Haushalt, Garten, Termine oder Zeit mit dem Partner dabei auch nicht zu kurz kommen.
In meinen Augen sollte der Alltag auch ohne Haushaltshilfe oder den Einsatz der Großeltern dauerhaft stemmbar sein. Familiensituationen sind sehr individuell und Erkältungen oder Magen-Darm-Infekte nicht planbar. Da kann der Alltag schnell zum Hamsterrad werden, in welchem man noch von Gewissensbissen heimgesucht wird, weil man weder der Familie noch den Kollegen gerecht wird.
Dabei schätze ich mich sehr glücklich: Meine Kinder haben einen Betreuungsplatz und ich einen mehr als verständnisvollen Arbeitgeber. Dazu kann ich in dringenden Fällen auf die Großeltern zählen.
Aber, auch wenn es bei den meisten Familien unterm Strich läuft, muss erkannt werden, dass Anpassungbedarf besteht. Grund dafür ist die fehlende Zeit. Die wünsche ich mir. Und zwar keine Zeit, um zu arbeiten oder den Haushalt zu machen. Ich wünsche mir Zeit für Blödsinn, Langeweile, Kreativität oder Hobbies.
In der Rush-Hour des Lebens ist es genau diese Zeit, die einem fehlt. Traurigerweise bin ich mir bewusst, dass es viele Familien gibt, für die diese Art Zeitmangel ein Luxusproblem darstellt."
Valentina Calianno-Heinrich ist Mutter einer fünfjährigen Tochter und eines dreijährigen Sohnes. Sie wohnt mit ihrer Familie in Bad Kissingen und arbeitet im Marketing.