Dass die Immobilienpreise in Bad Kissingen und Umgebung angezogen haben, braucht man den Kissingern eigentlich nicht zu erzählen. Als Anbieter oder Nachfrager von Häusern und Eigentumswohnungen stellen sie das schnell selber fest, wenn sie überlegen, was sie verlangen oder ausgeben wollen. Dennoch bietet der Wohnatlas 2019 von Postbank und Hamburger Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) eine interessante Einordnungshilfe. Die Immobilienpreise im Landkreis Bad Kissingen sind nach diesen Angaben nämlich vergleichsweise deutlich gestiegen.
Nicht zuletzt "dank niedriger Bauzinsen" bleibe die Nachfrage auf dem Immobilienmarkt bundesweit konstant hoch, teilt die Postbank mit. In 365 von 401 deutschen Landkreisen und Städten hätten die Preise 2018 angezogen. Durchschnittlich 7,2 Prozent, so das Unternehmen weiter, betrage der Anstieg im vergangenen Jahr inflationsbereinigt. Verantwortlich dafür ist nicht mehr nur die Entwicklung in den Großstädten. Zum Teil fallen die Anstiege auf dem flachen Land sogar rasanter aus.
Kaufpreisanstieg von 24 Prozent
Der Landkreis Bad Kissingen ist nach den Daten von Postbank und HWWI ein gutes Beispiel dafür. Bezogen auf das vergangene Jahr ermittelten sie für den Bäderkreis einen inflationsbereinigten Kaufpreisanstieg von 24 Prozent. Als durchschnittlichen Quadratmeterpreis für den Kreis Kissingen geben sie dabei 1751,80 Euro an.
Auch die anderen Städte und Kreise auf dieser Liste sind Belege dafür, dass der anhaltende Preisanstieg auf dem Immobilienmärkten längst die Grenzen der städtischen Metropolen hinter sich gelassen hat. "Die Menschen suchen im Wohneigentum eine sichere Geldanlage", zitiert die Postbank dazu Eva Grunwald, die Leiterin ihres Immobiliengeschäfts. In den Metropolen und darum herum werde "es zunehmend eng und teuer", ergänzt sie, "deshalb weichen Kaufinteressierte verstärkt in den ländlichen Raum aus." Zu den Regionen mit den stärksten Preisanstiegen zählen so mit der Stadt Suhl, dem Kreis Kronach oder den Kreisen Schmalkalden-Meiningen und Straubing-Bogen Bereiche, die völlig zu Recht nicht im Verdacht stehen, Wohnraum nur zu Spitzenpreisen zu bieten.
München im Schnitt viermal so teuer
Dass starker Anstieg und hohe Preise in der Tag auf keinen Fall gleichzusetzen sind, springt bei genauerer Betrachtung der Durchschnittspreise in den Zentren gleich ins Auge. Spitzenreiter beim Preis für den Quadratmeter Wohneigentum ist laut Wohnatlas 2019 wenig überraschend München. Für die bayerische Landeshauptstadt haben Postbank und HWWI einen durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 7500 Euro ermittelt. Das ist mehr als viermal soviel wie im Landkreis Bad Kissingen. Beim zweitplatzierten Frankfurt am Main liegen die Durchschnittspreise mit 5058 Euro pro Quadratmeter ebenfalls noch dreimal so hoch wie im Bäderkreis.
Vielleicht erklärt das auch ein bisschen, warum Bad Kissingen bei Zuzüglern aus dem Raum Frankfurt immer beliebter wird. Von Tendenzen wie in manchen Zentren ist die Kurstadt jedenfalls noch weit entfernt. Weil sich die Mieten dort zum Teil von den Kaufpreisen abgekoppelt haben, sei es in manchen Regionen, so die Postbank, schon vorteilhafter, "eine Wohnung zu mieten, statt sie überteuert zu kaufen". In begrenzten Märkten, warnt das Unternehmen, "drohen die Preise zu überhitzen".
Es kommt immer auf die Lage an
Dass man mit den im Wohnatlas verwendeten Durchschnittsquadratmeterpreisen immer auch ein bisschen vorsichtig differenzierend umgehen muss, macht allerdings schon der Blick auf die lokalen Verhältnisse deutlich. Als die Sparkasse jüngst über das Geschäftsjahr 2018 berichtete, sprach Vorstandsvorsitzender Roland Friedrich in Bezug auf das Thema Immobilien zwar von einem Rekordjahr für sein Haus. Gleichzeitig wies er aber darauf hin, dass es im Bäderkreis ein Nachfragegefälle und damit auch ein Preisgefälle gibt. In Bad Kissingen sei die Nachfrage weiterhin sehr hoch. In Hammelburg hielten sich Angebot und Nachfrage die Waage und in Bad Brückenau sei das Angebot etwas höher als die Nachfrage.