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BAD KISSINGEN
Mieten ziehen auch in Städten wie Bad Kissingen deutlich an
Wohnen wird auch in kleinen und mittleren Städten inzwischen deutlich teurer. Das belegt auch die Entwicklung des freien Mietmarktes in Bad Kissingen.
Foto: Siegfried Farkas | Wohnen wird auch in kleinen und mittleren Städten inzwischen deutlich teurer. Das belegt auch die Entwicklung des freien Mietmarktes in Bad Kissingen.
Siegfried Farkas
Siegfried Farkas
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:09 Uhr

Wenn von deutlich steigenden Mieten die Rede war, konnten sich Menschen in mittleren Städten wie Bad Kissingen lange zurücklehnen. Jetzt aber erreicht der Trend auch sie.

Wohnen wird teurer. Wenn die Menschen in kleineren oder mittleren Städten früher Sätze wie diesen hörten, dachten sie vor allem an die Zentren. Aus München und anderen Großstädten war immer wieder von deutlich steigenden Mieten zu hören. In der Provinz dagegen blieben die Preise lange moderat. Nun berichtet der Immobilienverband IVD aber, in den vergangenen Monaten seien die Mieten außerhalb der großen Ballungsräume zum Teil prozentual stärker gestiegen als in Großstädten. Wer in diesen Tagen eine Mietwohnung sucht in Bad Kissingen, der muss feststellen, dass das auch für die Kurstadt gilt.

„Nachholeffekte“

Eine Zeit lang hätten die Mieten in Kleinstädten fast stagniert, wird Jürgen Michael Schick, der Präsident des Unternehmensverbands in der Wohn- und Immobilienwirtschaft, in Medienberichten zitiert. Nun aber seien „deutliche Nachholeffekte zu beobachten“.

Das ist vielleicht nicht für jede der vier Städte im Bäderlandkreis zutreffend, für Bad Kissingen gilt es aber schon. Ulf Rundler, ein Kissinger Makler mit Erfahrung auf dem Mietmarkt, bestätigt die Einschätzung grundsätzlich, es komme aber nach wie vor auch auf Lage, Qualität und Größe der zu vermietenden Wohnungen an.

Zehn bis elf Euro pro Quadratmeter bei Neubau-Erstbezug

„Bei Neubau-Erstbezug“, berichtet Rundler, habe er früher mit 7,50 Euro Kaltmiete je Quadratmeter kalkuliert. „Mittlerweile sind wir bei zehn bis elf Euro pro Quadratmeter angekommen.“ Für Erstbezug nach Sanierung verweist er auf das Beispiel einer Wohnung in Garitz mit 8,50 Euro pro Quadratmeter kalt.

Kleinere Wohnungen sind im Grunde überall teuerer als größere. Das liegt unter anderem an der höheren Fluktuation dort. In Bad Kissingen sei aber die dafür ebenfalls verantwortliche hohe Zahl an Einzelhaushalten durch den Zuzug von Menschen, die sich die Kurstadt zum Altersruhesitz erkoren haben, besonders ausgeprägt. „Zweizimmerwohnungen“, sagt der Makler vor diesem Hintergrund, „werden uns zurzeit aus den Händen gerissen.“ Früher seien Dreizimmerwohnungen mehr im Fokus gestanden.

Ungefähr 6,50 Euro im Schnitt

Insgesamt, schätzt Rundler, seien die Mieten in Bad Kissingen in den vergangenen fünf Jahren etwa um 20 bis 25 Prozent gestiegen. Früher habe die durchschnittliche Kaltmiete vor Ort vielleicht fünf Euro betragen. Jetzt setzt er etwa 6,50 Euro als durchschnittlichen Quadratmeterpreis an.

Alleine an den Zuzügen von Rentnern oder von Beschäftigten erfolgreicher Kissinger Unternehmen liege dieser Anstieg nicht. Viele Vermieter hätten auch Kapital, das auf dem Konto aktuell ohnehin kaum Zinsen trägt, für Investitionen in verbesserte Qualität eingesetzt.

In Bestandsimmobilien investiert

Diesen Effekt nennt auch Bernd Matthes von Matthes & Schießer in Bad Kissingen als einen entscheidenden Grund für die Entwicklung der Mietpreise in der Kurstadt. Viele Eigentümer hätten in den vergangenen Tagen in ihre „Bestandsimmobilien investiert“. In der Hoffnung auf bessere Erträge als bei den geringen Zinsen anderer Geldanlagen. Dazu komme, dass in Bad Kissingen nach wie vor nicht genug Wohnungen auf dem Markt seien.

Bei den Preisangaben fällt Matthes' Schätzung ein bisschen niedriger aus als die von Rundler. Im Neubaubereich findet er Kaltmieten von 7 Euro bis 7,50 Euro pro Quadratmeter angemessen, wenn eine Küche dabei sei, vielleicht auch mal 8 Euro. Was aber deutlich darüber hinausgehe, nennt Matthes „überzogen“. Die Kaltmiete bei gebrauchten Objekten setzt er mit 6 Euro bis 6,50 Euro pro Quadratmeter an. Der alte Wert von fünf Euro je Quadratmeter sei da schon „seit Langem passé“.

Nicht so schlimm wie in Großstädten

Auch beim Blick auf die Zukunft des Mietmarkts in Bad Kissingen fällt Matthes' Einschätzung vorsichtig aus. Der Anstieg der Mieten werde sich zwar schon noch etwas fortsetzen, vermutet er. „Aber so wie in den Großstädten wird es nicht werden.“

Die beschriebene Entwicklung auf dem freien Mietmarkt wirkt sich offenbar bereits auch in Richtung des Bereichs der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften aus. Wie Dr. Joachim Kohn, Justiziar der Stadt Bad Kissingen und Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (Gewo) berichtete, haben die Nachfragen nach Wohnungen bei der Gewo zuletzt um 50 Prozent zugenommen.

Gewo-Wohnungen deutlich günstiger

Der Blick auf die üblichen Mieten für die zum Stand Ende 2017 genau 592 Wohnungen der Gesellschaft offenbart schnell, woher das kommt. Die Durchschnittsmiete bei der Gewo lag Ende 2017 bei 4,33 Euro pro Quadratmeter, sagt Kohn. Die Steigerung im Vergleich zum Jahr davor betrage elf Cent je Quadratmeter. Das ist alles deutlich günstiger als auf dem freien Markt. Einige wenige langjährige Mieter, ergänzt der Geschäftsführer, hätten sogar noch Kaltmieten unter 2 Euro je Quadratmeter.

Obwohl die Gewo nach Kohns Worten ihre Arbeit nach wie vor als „sozial verpflichtet“ betrachtet und deshalb auf moderate Mieten Wert legt, sei das Unternehmen stets bemüht, „den Standard zu halten“. So würden immer wieder Häuser renoviert, was dort aber nicht gleich zu Mieterhöhungen führe. Die Anpassung stehe dann vielleicht beim nächsten Mieterwechsel an.

Weitere Renovierungen geplant

Für die nächsten vier Jahre plane die Gewo Investitionen von 7,5 Millionen Euro in Renovierungen. Voraussichtlich komme dazu auch noch ein Ersatzneubau für eine weitere Million. Auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft nutzt also die nach wie vor günstige Zinssituation, um die Qualität ihres Bestand an Wohnraum zu verbessern.

Um eine Wohnung aus dem Bestand der Gewo bewerben, könne sich grundsätzlich jeder, indem er einfach bei der Anlaufstelle des Unternehmens in der Scheffelstraße einen entsprechenden Antrag stellt. Die Gewo schaue dann, „was wir tun können“, erklärt Kohn. Im Moment übersteige die Nachfrage die Möglichkeiten aber „stark“.

 
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