In einem "Offenen Brief" hatten die beiden Bad Brückenauer Unternehmer Klaus Abersfelder und Hans-Jörg Heidelmeier am 19. April heftige Kritik an Bürgermeister Jochen Vogel geäußert. Dabei ging es nicht nur um politische Themen, die von Vogel, laut Abersfelder und Heidelmeier, gar nicht oder falsch angepackt würden.
Auch die Stadtverwaltung von Bad Brückenau wurde in dem Schreiben gerügt: "Mangelnde Weitsicht" lautete ein Vorwurf. Zudem herrsche im Rathaus "Chaos" und "Mobbing". Hierzu nehmen jetzt im neuen Bad Brückenauer Stadtblatt (Mai) nicht nur das Personal sowie der Personalrat der Stadtverwaltung, sondern auch die drei Bürgermeister Stellung.
Mitarbeiter stehen alle hinter der Stellungnahme
"Die derzeitigen Mitarbeiter der Stadtverwaltung distanzieren sich von der Aussage des Mobbings und der Chaosverwaltung aus dem Offenen Brief an den Bürgermeister der Herren Abersfelder und Heidelmeier", heißt es in der Stellungnahme der Verwaltung im Stadtblatt.
"Faktisch ist es eine Richtigstellung", macht Silke Helget, die Personalratsvorsitzende der Stadtverwaltung, im Gespräch mit dieser Redaktion deutlich. Sie habe mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesprochen, alle stünden hinter der Stellungnahme. "Wir fühlten uns durch den Offenen Brief angegriffen", sagt Helget. Von "Chaos" und "Mobbing" im Rathaus könne keine Rede sein.
Es habe in der Verwaltung eine Art Generationenwechsel stattgefunden. Da habe sich jeder, jede erst einfinden müssen. Alle täten ihr Möglichstes, so Helget. "Jeder Mitarbeiter ist ein Mensch, der nach bestem Wissen und Gewissen arbeitet." Die Personalchefin hofft, dass nun wieder Ruhe einkehrt.
Respekt gegenüber Mitarbeitern wichtig
"Kritik kann, darf und soll geäußert werden", schreiben die Bürgermeister Jochen Vogel (CSU), Jürgen Pfister (PWG) und Dieter Seban (CSU) in einer eigenen Stellungnahme im Stadtblatt. Diese müsse aber "sachlich richtig und mit dem gebotenen Respekt gegenüber Mitarbeitern der Stadt" geäußert werden. Die Unterzeichner weisen darauf hin, dass man nicht einen engagierten Mitarbeiter der Stadt "für alle Missstände und möglichen Verfehlungen der letzten Jahre und Jahrzehnte" verantwortlich machen könne.
Die Mitarbeiter der Stadt sowie die Mitglieder des Stadtrats würden gemeinsam und intensiv daran arbeiten, "dass die Stadt sich positiv weiterentwickelt", so die drei Bürgermeister. Viele Probleme seien hinzugekommen, aber man wolle "keine Schnellschüsse", welche die Stadt später belasten könnten, heißt es weiter.
Verwaltung nicht für Vergangenheit verantwortlich machen
Es sei wichtig, sich hinter die Mitarbeiter der Stadtverwaltung zu stellen, sagt Bürgermeister Jochen Vogel (CSU) auf Anfrage dieser Redaktion. "Wir haben im Rathaus eine gut aufgestellte Mannschaft, eine tolle Truppe." Deshalb könne man die Vorwürfe von "Chaos" und "Mobbing" nicht stehen lassen, sondern müsse ihnen mit der Stellungnahme etwas entgegensetzen.
Zweiter Bürgermeister Jürgen Pfister (PWG) ist in Urlaub weggefahren und war am Donnerstag für eine Statement leider nicht zu erreichen.
Es sei wichtig, die Mitarbeiter der Verwaltung in Schutz zu nehmen, gerade auch in diesem Fall, wo andere ihnen etwas vorwerfen, was diese gar nicht verursacht haben, sagt Dritter Bürgermeister Dieter Seban (CSU) im Gespräch mit dieser Redaktion.
Etliche Eigentümer sind nicht greifbar
Es gebe Bürger, die die Verwaltung und den Stadtrat für bestehende Leerstellen in der Stadt verantwortlich machen würden, so Seban weiter. Beispiel Ludwigstraße: Dort seien etliche Immobilienbesitzer ihrer Sanierungspflicht nicht nachgekommen, sagt der Dritte Bürgermeister und spricht auch die seit Jahren bestehende Baulücke der ehemaligen Druckerei Nikolaus an.
Der Grundstücksbesitzer dort habe zunächst einen Bauantrag gestellt. "Wir waren begeistert", macht Seban die Haltung des vorhergehenden Stadtrats im Jahr 2019 deutlich. Doch dann sei der Antrag wieder zurückgezogen worden. Da könne man nicht von "Versäumnissen" der Verwaltung oder des Stadtrats sprechen, sagt Seban. Zudem hätten verschiedene Personen Gebäude in der Stadt zwar erworben, aber nicht saniert. Es gebe mehrere Eigentümer von städtischen Immobilien, die gar nicht greifbar seien.