Die "Bayerische Akademie für Pflege, Sozialberufe und Ehrenamt" wird im Kloster Maria Bildhausen im Landkreis Bad Kissingen angesiedelt, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungen des Dominikus-Ringeisen-Werks (DRW) angesiedelt. Im Sommer 2022 ist eine gemeinnützige Trägergesellschaft (gGmbH) gegründet worden, bald soll das Großprojekt in die erste Pilotphase gehen.
Barbara Stamm, die frühere CSU-Sozialministerin und langjährige Landtagspräsidentin, war von Anfang an bei der Planung engagiert dabei. Als die Würzburgerin im Oktober 2022 starb, war für die Verantwortlichen deshalb klar: Die neue Einrichtung soll "Akademie Barbara Stamm – Gemeinsam.Werte.Pflege" heißen.
Wie kam es zu dem Projekt, um was wird es gehen und was ist der aktuelle Stand? Antworten im Überblick.
Wie entstand die Idee zu der "Akademie Barbara Stamm"?
2017 trafen sich im Kloster Maria Bildhausen der CSU-Landtagsabgeordnete Sandro Kirchner, der Bad Kissinger Landrat Thomas Bold, Gesamtleiter Rainer Waldvogel und Regionalmanagerin Cordula Kuhlmann zu einer Art Ideenwerkstatt. Der Landkreis baute seinen neuen Pflegestützpunkt auf, in Maria Bildhausen war im Haus St. Maria der Abschied der letzten drei Schwestern der St. Josefskongregation abzusehen.
"Wir wussten, dass man dringend etwas für die Pflege tun muss. Da fügten sich mehrere Puzzle-Teile zusammen", sagt Cordula Kuhlmann, Geschäftsführerin der neuen gGmbH. Die Idee zu dieser Akademie nahm Fahrt auf. 2021 förderte der Freistaat eine Machbarkeitsstudie als "Heimatprojekt Bayern".
Wie war die verstorbene CSU-Politikerin Barbara Stamm in die Pläne eingebunden?
"Barbara Stamm war von Anfang an dabei", sagt Kuhlmann. Wann immer möglich, war Stamm bei den Treffen in Maria Bildhausen dabei und sie warb auch in den politischen Reihen für das bayerische Projekt. Was den Pflegeberuf betreffe, gebe es vieles aufzuarbeiten, hatte die Sozialpolitikerin bei der Auftaktveranstaltung im Jahr 2018 in Maria Bildhausen deutlich gemacht. Für äußerst wichtig hielt sie zum Beispiel, die Psyche der Menschen in den äußerst fordernden Pflegeberufen im Blick zu behalten.
In der neue Akademie würden die Menschen nicht nur fachlich unterstützt, sondern auch psychisch gestärkt, blickte Stamm voraus: "Wir brauchen die Pflege der Pflegenden. Man muss doch einfach auch mal die Seele baumeln lassen."
Was ist in dieser Akademie geplant und worin besteht der neue Ansatz?
Das Bildungsprogramm für das neue Zentrum wird für Fachpflegepersonal, pflegende Angehörige und Personen aus dem sorgenden Umfeld (Hospizverein, Krisen-Interventionsdienst) erarbeitet, erklärt Geschäftsführerin Kuhlmann. Die Akademie soll zu einer "Drehscheibe" werden: Man trifft sich in Maria Bildhausen und tauscht sich aus. "Denn der Praxis-Alltag in der Pflege wird ja gemeinsam geleistet", sagt Kuhlmann.
Der modulare Ansatz mit verschiedenen Bausteinen sei ein Alleinstellungsmerkmal: "Die Akademie bietet Angebote, aus denen sich die Besucher etwas zusammenstellen."
Das Programm baue auf drei Säulen auf: die Fachqualifikation, die Psychohygiene und Selbstsorge und die Nachsorge. Vor allem die Nachsorge werde oft nicht berücksichtigt, sagt die Geschäftsführerin. Sich am Ende noch einmal über wichtige Themen auszutauschen, sei aber wichtig. Ebenso die Selbstsorge: "Denn viele vergessen sich selbst, wenn sie jemanden pflegen."
Wer steht hinter der Trägergesellschaft?
In der gGmbH sind neun Partner dabei: die Diakonie Schweinfurt, die Caritas Würzburg, der Rotkreuz-Landesverband, die Rotkreuzschwestern München, das Dominikus Ringeisen Werk Ursberg, die Stadt Münnerstadt, die Carl von Heß Sozialstiftung für den Landkreis Bad Kissingen, das Juliusspital Würzburg und das Bürgerspital Würzburg.
Vorsitzender ist Landrat Thomas Bold (Bad Kissingen), seine Stellvertreterin die Generaloberin der Rotkreuz-Schwesternschaft München, Edith Dürr. Neben Cordula Kuhlmann fungiert Rüdiger Heining als zweiter gleichberechtigter Geschäftsführer.
Wie steht es mit den Kosten für die neue Pflege-Akademie?
Die Kosten für den Umbau in der Abtei Maria Bildhausen waren im Vorfeld auf rund 19 Millionen Euro geschätzt worden. "Die Maßnahme wird aber deutlich mehr kosten", sagt Kuhlmann. Für die erste Pilotphase, in der es um Programm und Betrieb geht, sind nach ihren Angaben von den zwei bayerischen Ministerien für Gesundheit und Arbeit insgesamt 1,7 Millionen Euro an Fördermitteln bewilligt worden. Die Gesamtkosten sind mit rund drei Millionen Euro angesetzt.
Wegen einer Förderung für die Umbaumaßnahme laufen gerade die Verhandlungen mit Bund und Freistaat, so Kuhlmann. Sie hofft, dass noch in diesem Jahr Mittel bewilligt werden. "Dann könnte man mit dem Umbau 2024 beginnen." Zum Jahreswechsel 2027/2028 könnten die Räume dann vielleicht schon bezugsfertig sein.
Die Akademie-Gäste würden zunächst in den bestehenden Zimmer in der Abtei untergebracht, sagt Kuhlmann: Seit 2014 stehen zum Beispiel im Klostergasthof und im Kloster-Hotel Fremdenzimmer zur Verfügung. Die erste Pilotphase könnte also, laut Kuhlmann, schon bald anlaufen.
Wie sieht die Gesamtleitung in Maria Bildhausen dieses Projekt?
"Wir sind extrem froh über die neue Akademie", sagt Rainer Waldvogel, der Gesamtleiter des Dominikus-Ringeisen-Werkes Region Unterfranken. Das neue bayerische Zentrum sichere die bestehenden Arbeitsplätze der Klientinnen und Klienten unter anderem im Kloster-Gasthof und im Kloster-Hotel.
"Die Akademie belebt uns wirtschaftlich und sichert auch den denkmalpflegerischen Bestand der Abtei." Er freue sich, dass der Standort Maria Bildhausen politisch wahrgenommen wird: Ministerpräsident Markus Söder habe sich bereiterklärt, die Schirmherrschaft für die Akademie zu übernehmen.