Um die Rolle von Michael Heppes in der Stadtratsfraktion der CSU herrscht Verwirrung. Während die einen sagen, der OB-Kandidat von 2014 sei bereits vor ein paar Wochen vom Amt des Fraktionssprechers zurückgetreten, bestreitet Heppes selbst einen solchen Schritt. Klar ist allerdings, dass Heppes in der Fraktion und in seiner Partei schon eine Weile unter Druck steht.
Zu konziliant
Der Rechtsanwalt gehe zu konziliant mit Kay Blankenburg, dem Oberbürgermeister von der SPD und ebenfalls gelernter Rechtsanwalt, um, lautet der Kernvorwurf unter den Christsozialen, erzählt ein alter Hase der Partei. Die Mitglieder erwarteten von der CSU-Vertretung im Stadtrat „mehr Aktivität, mehr eigene Initiative, mehr Alternative“. Man müsse einfach merken, dass „es noch eine CSU gibt“.
„Der Unmut ist groß“
Es heiße zwar oft, ein Stadtrat sei kein Parlament mit Regierungspartei und Opposition, sondern ein Kollegialorgan, sagt der alte Hase. Dennoch erwarteten die Mitglieder von der Fraktion mehr oppositionelles Auftreten. Bei Heppes sei das aber nicht zu spüren. Deshalb habe sich im Ortsverband eine breite Stimmung gegen ihn entwickelt: „Der Unmut ist groß.“ Mit ihm an der Spitze zeige die christsoziale Ratsfraktion „zu wenig eigenes Profil“.
Förmliche Auskünfte oder gar ausdrückliche Bekenntnisse zu der Kritik am Fraktionsvorsitzenden bekommt man auf Nachfrage von der örtlichen CSU nicht. Ortsvorsitzender Steffen Hörtler, der selbst Stadtrat ist, hielt sich am Dienstag weitgehend bedeckt. Hörtler bestätigte zwar, dass für Mittwoch, 7. Dezember, eine Fraktionssitzung anberaumt ist. Mehr als dass er selber sehen werde, was da passiert, wollte er dazu jedoch nicht sagen.
Eventuell neu aufstellen
Heppes selbst verneinte auf Anfrage, dass er zurückgetreten sei. Er räumte aber ein, dass es die von Hörtler angesprochene Sitzung geben werde. Die CSU-Fraktion im Bad Kissinger Stadtrat wolle bei dieser Sitzung darüber nachdenken, „ob wir uns eventuell neu aufstellen.“ Es könne sein, dass sich die Fraktion „in der Spitze neu arrangiert“. Zur Begründung verwies er allgemein auf Zeitprobleme einzelner Mitglieder der Fraktion.
In der Spitze neu arrangieren
Ob Heppes sich selbst zu denen in der Fraktion rechnet, denen es an Zeit für die aufwendige Aufgabe fehlt, eine Ratsfraktion effektiv zu führen, sagte er nicht ausdrücklich. Dass er zu wenig Zeit habe, ist aber einer der Vorwürfe gegen ihn innerhalb der Ratsfraktion der Christsozialen.
Wie die entscheidende Fraktionssitzung ausgeht, vermochten am Dienstag auch Insider nur schwer einzuschätzen. Mehrere christsoziale Ratsmitglieder , die für die Führungsaufgabe als geeignet gelten, sind beruflich oder durch andere Umstände gebunden. Steffen Hörtler, um nur ein Beispiel zu nennen, ist Landesvorsitzender und Mitglied im Bundesvorstand der Sudetendeutschen Landsmannschaft und in dieser Eigenschaft viel zu viel unterwegs, um die Fraktionsführung übernehmen zu können.
31,6 Prozent bei der OB-Wahl
Der heute 52-jährige Heppes war bei der Oberbürgermeisterwahl 2014 als Ersatz für den als Kandidaten wieder abgesprungenen Nikolaus Fuchs ins Rennen gegangen und hatte mit 31,6 Prozent gegen Blankenburg deutlich den Kürzeren gezogen. Im Stadtrat wählte ihn die Fraktion dann zu ihrem Sprecher. Seine Vertreter sind Bernhard Schlereth und Gudrun Heil-Franke.