Dass er juristische Schriftsätze schreiben kann, darf man von einem wie Michael Heppes erwarten. Er verdient ja seinen Lebensunterhalt als Rechtsanwalt. Politische Erklärungen aus seiner Feder kennen die Kissinger ebenfalls. Spätestens seit er sich für die CSU – vergeblich – um das Amt des Oberbürgermeisters beworben hat und weil er seit 2014 Fraktionsvorsitzender der Christsozialen im Stadtrat ist. Dass der 52-Jährige aber auch Popmusik mit deutschen Texten im Repertoire hat, erfahren die Kissinger erst jetzt. Michael Heppes hat seinen ersten Song veröffentlicht.
Tätowiert heißt das melancholische Stück. Seit Ende vergangener Woche steht ein Videoclip davon auf YouTube. Und der ist bis Montagabend immerhin bereits 1350-mal aufgerufen worden.
Texte geschrieben und Musik dazu gemacht, oder umgekehrt, das hat Michael Heppes schon zu Studienzeiten. Das Nüchtern-Sachliche der Juristerei einerseits und die künstlerisch-musikalische Linie andererseits seien ihm praktisch von der Familie in die Wiege gelegt. Auf der einen Seite gebe es eine lange Reihe von Anwälten. Für die andere Linie stehe unter anderem der in Ostpreußen geborene Komponist Otto Besch.
Gedankliche Jägerzäune
Dass es für jemand, den seine Umgebung bislang nur als Rechtsanwalt und Kommunalpolitiker wahrgenommen hat, ein Risiko darstellt, wenn er plötzlich als Singer-Songwriter in Erscheinung tritt, war Heppes vor der Veröffentlichung des autobiografisch geprägten Songs klar. Vermutlich im Gefühl, dass ihm da etwas ganz gut gelungen ist, ging er das Wagnis aber bewusst ein. „Gedankliche Jägerzäune“, sagt er, sind zum Überspringen da“.
Den Entschluss, den Sprung über den Jägerzaun zu wagen, verortet der 52-Jährige im August. Da sei er mal auf einer Feier gewesen und danach mit einem Kater und dem Gefühl, das nicht nur Amerikaner Blues nennen, aufgewacht. Bis aus den Ideen für den Text und die Musik Schritt für Schritt die fertige Aufnahme und der Videoclip wurden, sind drei Monate vergangen.
Über die Frage, wie er sich stilistisch einordne, muss Heppes nicht lange nachdenken. Deutsche Popmusik mit textlichem Anspruch wollte er schreiben. Authentisch sollte es sein. Und wenn er sich vergleichen soll mit anderen, fallen ihm Wolfgang Niedecken, Wolf Maahn, Michy Reincke oder Heinz Rudolf Kunze ein.
Eingespielt hat Heppes seinen Erstling zusammen mit den Fire Hill Boys, das sind Wolfgang Kratz, Frank Kuchler, Georg Quast und Ferdinand Krebs. Aufgenommen worden ist die CD bei Wildentertainment in Bad Kissingen, dem Tonstudio von Hans Wild. Er ist zudem Produzent der Nummer. Für Mix und Mastering war Robin Wiemer von den 2Track Studios in Berlin verantwortlich.
Vielleicht folgt bald eine Maxi-CD
Die ersten Reaktionen reichen von „Mensch Heppes!!!“ bis „Klasse! Und der Text geht wirklich unter die Haut.“ Wie er solchen zumeist auf Facebook geäußerten Zuspruch und die Nutzungszahlen auf YouTube als Zeichen für die Wirkung des Songs einsortieren soll, vermag Heppes im Moment noch nicht zu sagen. Wenn der Song aber wirklich ankommt, sagt er, dann könnte es schon sein, dass es im Frühjahr einen weiteren per Videoclip gibt. Und danach vielleicht eine Maxi-CD mit fünf bis sechs Titeln.
Mutig, nicht gewagt, sondern gekonnt. Ich wollte mehr, doch die am Schluss des Videos angegebene Internetseite www.heppes-musik.de funktioniert leider noch nicht. Schade! Also Michael, ich hätte gern mehr. Tolles Musikstück!