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BAD KISSINGEN
Handel und Stadt arbeiten eng zusammen
Mit neuen Strukturen einen Sprung nach vorne machen will die Werbegemeinschaft Pro Bad Kissingen. Im Bild von links der neue Vorsitzende Ralf Ludewig, Geschäftsführer Klaus Bollwein und 2. Vorsitzender Michael Pal.
Foto: Siegfried Farkas | Mit neuen Strukturen einen Sprung nach vorne machen will die Werbegemeinschaft Pro Bad Kissingen. Im Bild von links der neue Vorsitzende Ralf Ludewig, Geschäftsführer Klaus Bollwein und 2. Vorsitzender Michael Pal.
Siegfried Farkas
Siegfried Farkas
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:30 Uhr

Die Werbegemeinschaft Pro Bad Kissingen hat lange darüber diskutiert, wie sie sich besser aufstellen kann. Bereits vor drei Jahren, berichtet die vorwiegend vom örtlichen Einzelhandel getragene Vereinigung, hätten der damalige Vorsitzende Heiko Grom und sein Stellvertreter Michael Pal erklärt, dass die vielfältige Arbeit ehrenamtlich einfach nicht mehr zu leisten sei. Jetzt hat die Werbegemeinschaft, die sich auch noch zum Verein Stadtmarketing Bad Kissingen e. V. weiterentwickeln will, die Weichen gestellt, um künftig professioneller arbeiten zu können. Die angekündigte Zusammenarbeit mit der Stadt ist unter Dach und Fach.

Seit Anfang November im Amt

Äußerer Ausdruck des Willens zur Professionalisierung ist die neu geschaffene Funktion eines hauptamtlichen Geschäftsführers in Vollzeit. Klaus Bollwein, der der Werbegemeinschaft bereits seit Jahrzehnten angehört, hat die Position seit Anfang November inne.

Veränderungen meldet der Verein aber auch für seine Vorstandsriege. Bei der Jahreshauptversammlung habe Heiko Grom erklärt, er sehe sich mit dem Wunsch, den Verein auf professionellere Beine zu stellen, am Ziel und trete deshalb nicht mehr für den Vorstand an. Grom hatte die Werbegemeinschaft mit Michael Pal in den beiden vergangenen Jahren noch kommissarisch geführt.

Schon Jahrzehnte dabei

Zu Groms Nachfolger wählten die Mitglieder den 50-jährigen Ralf Ludewig. Der Inhaber eines Modehauses gehört der Werbegemeinschaft ebenfalls bereits Jahrzehnte an. Er ist Kreis- und Bezirksvorsitzender des Handelsverbands sowie dessen Vizepräsident auf Landesebene.

Dass Pal sich erneut für das Amt des Zweiten Vorsitzenden zur Verfügung stellte, begrüßte Ludewig am Freitag in einem Pressegespräch zu den neuen Weichenstellungen ausdrücklich. Das helfe, die Kontinuität zu wahren.

Mit den neuen Strukturen will Pro Bad Kissingen schnell einen großen Sprung nach vorne machen. Eine Voraussetzung dafür sehen Ludewig und Bollwein in der festen und engen Zusammenarbeit mit der Stadt, die für die Zukunft vorgesehen ist. Ausdruck findet diese Zusammenarbeit unter anderem darin, dass der Oberbürgermeister jetzt geborenes Mitglied im Vorstand des Stadtmarketingvereins ist.

Stadt stellt Einvernehmen her

Wirksam wurde die Kooperation bereits bei der Berufung Bollweins zum Geschäftsführer. Dafür stellte die Stadt per Ratsbeschluss ausdrücklich das Einvernehmen her. Dass dieses Einvernehmen notwendig ist, legt die Satzung nach Angaben des Vereins jetzt fest.

Anschubfinanzierung

Wie berichtet, manifestiert sich die Zusammenarbeit auch finanziell. Pro Bad Kissingen selbst schreibt in einem Bericht aus der Jahreshauptversammlung von einer einmaligen Anschubfinanzierung. Pro Bad Kissingen habe sich „im Gegenzug verpflichtet, die Weihnachtsbeleuchtung auf dem Marktplatz und in der Fußgängerzone bis zum Jahr 2022 auf zeitgemäße und kostensparende LED-Technik umzurüsten und mit neuem Grün zu bestücken“.

Die Girlanden, räumt die Werbegemeinschaft ein, seien „bereits im vergangenen Jahr im Fokus der öffentlichen Kritik gestanden“. Lichterketten und Einfassungen seien nach 20 Jahren im Betrieb verschlissen. Sie müssten Straße für Straße ausgetauscht werden.

LED-Technik am Weihnachtsmarkt

Der Einsatz von LED-Technik wirke sich dabei in doppelter Hinsicht günstig aus. Der große Aufwand der bisher notwendigen jährlichen Prüfung entfalle. Zudem senke die neue Technik die Stromkosten um bis zu 90 Prozent. Starten soll die Erneuerung in diesem Jahr auf dem Marktplatz und danach sukzessive weitergehen.

Zusammenarbeit gibt es aber weit über den Weihnachtsmarkt hinaus. Der neue Geschäftsführer sei zwar zu 100 Prozent bei der Werbegemeinschaft angestellt, schreibt der Verein. Er solle aber auch „Aufgaben im Bereich der städtischen Wirtschaftsförderung übertragen bekommen, die sich vornehmlich auf den Innenstadtbereich beziehen werden“. „Diese Aufgaben“, so die Werbegemeinschaft weiter, „sollen ungefähr einen Anteil von 40 Prozent seiner Tätigkeit umfassen.“ Die Stadt lege diese Aufgaben fest und delegiere sie an den Verein. Übernehmen werde die Aufgaben dann der neue hauptamtliche Geschäftsführer.

Zusätzlich ein Wirtschaftsförderer?

Was das für die vakante Stelle des städtischen Wirtschaftsförderers bedeutet, dazu äußerten sich Bollwein und Ludewig am Freitag nicht. Rein rechnerisch bleiben aber 60 Prozent der Arbeit noch bei der Stadt. Wie die das löst, ist noch nicht entschieden. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass die Stadt sich grundsätzlich wieder einen eigenen Wirtschaftsförderer aussucht. Ob der von außerhalb des Rathauses kommt oder von innerhalb, ist wohl noch offen.

Einiges vorgenommen haben sich der Verein und sein Geschäftsführer auch für die klassische Arbeit einer Werbegemeinschaft. „Die Attraktivität der Stadt muss gesteigert werden“, sagt Ludewig. „Qualität und Quantität der Veranstaltungen“ müssten ebenfalls steigen. Dazu sollen neue Aktionen gefunden und jene Ansätze aufgegriffen werden, die im Ehrenamt nicht umsetzbar waren.

Hinterfragen und optimieren

Für das kommende Jahr wolle er zudem „Märkte und bestehende Veranstaltungen hinterfragen und optimieren“, ergänzt der 56-jährige Klaus Bollwein. Nach innen gerichtet sei für ihn die Wiedergewinnung früherer Mitglieder vorrangig sowie die „Akquise neuer Mitglieder aus Handel und Gastronomie“. Vor allem die Gastronomen seien der Werbegemeinschaft in den vergangenen Jahren „ein bisschen verloren gegangen“.

Bollwein sieht keine Interessenkonflikte

Interessenskonflikte mit seiner neuen Tätigkeit sieht Bollwein, der seit neun Jahren für die CSU auch im Kissinger Stadtrat sitzt, nicht. Er habe sich ja schon in seiner bisherigen Arbeit „als Brücke zu Pro Bad Kissingen“ gesehen. Letztlich sei die Situation bei ihm auch nicht anders, als bei einem Lehrer, über dessen Schule im Stadtrat zu befinden sei. Oder bei einem Stadtrat, der nebenbei für die örtlichen Zeitungen journalistisch tätig ist, so Bollwein.

„Die Attraktivität der Stadt muss gesteigert werden.“
Ralf Ludewig, Vorsitzender Pro Bad Kissingen
 
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