Auch der Landkreis strebt jetzt den Fairtrade-Titel an und muss dazu nun erst mal eine regionale Steuerungsgruppe gründen. In der jüngsten Sitzung des Wirtschafts- und Umweltausschusses erklärte Regionalmanagerin Cordula Kuhlmann, worum es bei dieser Initiative geht.
Wer sich Fairtrade auf die Fahnen schreibt, will den Fairen Handel unterstützen und entwicklungspolitische Themen in seiner Stadt, beziehungsweise in seinem Landkreis platzieren. Der Gedanke zu dieser Initiative entstand 1960 in Großbritannien. Das Fairtrade-Siegel an sich gibt es etwa seit 30 Jahren. Längst ist diese Kampagne weltumspannend. Unterschiedliche Personen aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft haben sich inzwischen in über 2200 Städten und Gemeinden in 36 Ländern lokal vernetzt und engagieren sich gemeinsam für Fairen Handel.
In Deutschland gibt es bereits 670 Fairtrade "Towns", worunter auch 40 Landkreise fallen, die alle zusammen bei ihrer Initiative 5500 Produkte im Blick haben. Im Landkreis Bad Kissingen tragen schon drei Städte (Bad Kissingen, Hammelburg und Bad Brückenau) sowie zwei Schulen (Franz-Miltenberger-Gymnasium in Bad Brückenau und Jakob-Kaiser-Realschule Hammelburg) den Fairtrade-Titel, fasste Kuhlmann das regionale Engagement zusammen.
Wer sich um diesen Titel bewirbt, muss nichts bezahlen. Das Siegel wird allerdings alle zwei Jahre neu vergeben, sagte Kuhlmann. Doch bevor der Antrag an den Verein Fairtrade Deutschland (Köln) gestellt werden kann, müssen noch verschiedene Kriterien abgeklopft werden. Das erste, nämlich der Beschluss im Kreistag, ist erfüllt.
Gerade wird die Gründung der Steuerungsgruppe vorbereitet (zweites Kriterium), in der Personen aus den Bereichen Politik, Handel, Gastronomie, Wirtschaft, Schulen, Kirche und Vereinen vertreten sein sollen, so Kuhlmann weiter.
Dritte Bedingung zur Antragstellung ist, dass bereits Fairtrade-Produkte im Landkreis gekauft werden können, und zwar mindestens zwei Produkte aus Fairem Handel in Einzelhandelsgeschäften, Cafés oder Restaurants. Im Landkreis Bad Kissingen gibt es, nach Kuhlmanns Recherchen, bereits 21 Geschäfte und elf Gastro-Betriebe, die Faire Produkte anbieten, beziehungsweise verwenden.
Vierte Voraussetzung für die Antragstellung ist die Beteiligung von öffentlichen Einrichtungen (Schulen, Vereinen, Kirchen), die Informations- und Bildungsaktivitäten zum Thema Fairer Handel umsetzen und Produkte aus Fairem Handel anbieten. Kuhlmann hatte recherchiert, dass je eine Schule, Kirche/Glaubensgemeinschaft und ein Verein diese Voraussetzung schon erfüllen.
Im Kreistag musste dazu kein Beschluss gefasst werden. Spürbar war jedoch in der Runde, dass man diesen Titel erstrebenswert findet. Landrat Thomas Bold regte an, die drei Städte, die das Siegel bereits haben, anzusprechen und über die Intention des Kreises zu informieren. Bold: "Wir gehen das jetzt konkret an."