
Im Alter von 83 Jahren ist Norbert Binder gestorben. An der Realschule hat er viele Schülerinnen und Schüler für Naturwissenschaften begeistert. Als Vertriebener aus dem Sudetenland lag ihm viel an einem gedeihenden Gemeinwesen in seiner neuen Heimat. Mit großem Gestaltungwillen investierte er viel Zeit auch in politische Ehrenämter und für das Vereinsleben.
Geboren wurde Binder in Saborsch (heute Zabori), einem Teil der deutschsprachigen Stritschitzer Sprachinsel. Als Grundschüler wurde er im Januar 1946 mit seiner Familie aus der Heimat vertrieben und in Wartmannsroth einem Landwirt zur Zwangsunterbringung zugewiesen.
Leiter der Realschule Arnstein
Am Anfang lebten dort sechs Personen in einem Zimmer, pflegte er zu erzählen. Nach dem Besuch der Grundschule wechselte er in die 6-klassige Oberschule/Gymnasium in Hammelburg. Das Abitur bestand er am Gymnasium in Bad Kissingen. Anschließend studierte er Lehramt mit dem Schwerpunkt Mathematik und Physik in Würzburg.
1967 legte Binder sein wissenschaftliches und 1969 sein pädagogisches Examen ab. Sein Referendariat und erstes Schuljahr absolvierte er an der Realschule Königshofen. 1970 wurde er an die Realschule Hammelburg versetzt, wo er ab 1975 Realschulkonrektor und 1989 ständiger Vertreter des Schulleiters wurde. Am 1. August 1993 erfolgte die Berufung zum Realschulrektor an die Realschule Arnstein.
Den Ausbau seiner dortigen Schule trieb Binder mit Nachdruck voran, bevor er 2001 in den Ruhestand verabschiedet wurde. Zu diesem Anlass warb er erneut für sein Credo: "Das Geheimnis der Erziehung liegt in der Achtung des Schülers". Anerkennung genoss sein besonderes Bemühen um schwächere Schüler, "und es gelang ihm, sie zu guten Unterrichtserfolgen zu führen", würdigte ihn eine schulische Beurteilung.

Darüber hinaus lag Binder die Entwicklung Hammelburgs am Herzen. Von 1978 bis 2008 gehörte Binder dem Stadtrat an. "Sie haben Stadtgeschichte geschrieben", würdigte Bürgermeister Ernst Stross (SPD) diese lange Amtszeit zum Abschied Binders im Jahr 2008 aus dem Stadtrat. Sein Wissen und seine Erfahrung seien wertvoll für die Arbeit des Stadtrates gewesen.
So war Binder eine Amtsperiode (1990 bis 1996) lang auch Dritter Bürgermeister. Er war in fast allen Ausschüssen des Stadtrates vertreten, sowie Mitglied im Aufsichtsrat der Stadtwerke, im Kuratorium der Volkshochschule und im Abwasserzweckverband sowie Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses und Gemeindewahlleiter.
Auch innerhalb der CSU schätzte man ihn
Auch die CSU schätzte Norbert Binder für sein Engagement. Der Ortsverband Hammelburg ernannte den Mitstreiter wegen seiner Verdienste für die Partei zum Ehrenvorsitzenden. Zuvor war Binder über Jahrzehnte Ortsvorsitzender und Kassier gewesen. 1996 war er zudem Bürgermeisterkandidat.
Seit ihrer Gründung war er bei der Seniorenunion aktiv und wirkte, ungeachtet seines hohen Alters, beispielsweise auch in den Arbeitskreisen für Kulturpolitik, Sicherheit und Außenpolitik sowie für Schule, Bildung und Sport (AKS) mit. Dieses parteipolitische Lebenswerk würdigten die Christsozialen bereits 2011 mit der Verleihung ihrer Ehrenraute in Bronze. Mit zunehmendem Alter interessierte er sich tiefergehend für seine Wurzeln im Sudetenland.

"Ich weiß, wie es ist nichts zu haben, wie es ist sich integrieren zu müssen", sagte er einmal im Gespräch mit dieser Redaktion. Deswegen verbrachte er gerne mit syrischen Flüchtlingen Zeit beim Schachspielen. Überhaupt war Schach eine der größten Leidenschaften Binders. So gründete er beim TV/DJK Hammelburg die Schach - und auch die Tischtennisabteilung. Besonders hatte er die Nachwuchsförderung im Blick, sowie die Integration von Menschen mit Behinderung und die Russlanddeutschen.
Er bekam gleich zwei goldene Vereinsnadeln
Zudem bot er bis ins hohe Alter Kinderkurse und Ferienprogramme an. In Verbindung mit seiner über 50 Jahre währenden Treu zum Verein ernannte ihn der TV/DJK zum Ehrenmitglied. Als Gründungsmitglied war Binder als begeisterter Tennisspieler auch Träger der goldenen Vereinsnadel beim Hammelburger Tennisclub
Die goldene Vereinsnadel erhielt Binder zudem vom Obst-und Gartenbauverein, weil er erfolgreich an dessen Wiederbelebung mitwirkte. Posten hatte Binder auch bei den Freunden des Frobenius-Gymnasiums und den Wanderfreunden inne. Für 65 Jahre Mitgliedschaft wurde Binder beim FC Hammelburg geehrt.
Um Norbert Binder trauern seine Ehefrau Annemarie, mit der er 53 Jahre verheiratet war, zwei Kinder und vier Enkel. Der Trauergottesdienst mit anschließender Urnenbeisetzung ist am Donnerstag, 23. März, um 14.30 Uhr in der Hammelburger Stadtpfarrkirche.