Die Vorbereitungen zur Erneuerung des Frobenius-Gymnasium nehmen eine überraschende Wende. Statt der Sanierung an Ort und Stelle wird jetzt an den Umzug auf einen Schulcampus am östlichen Stadtrand im Bereich Hochstein gedacht. Die Grundstücksverhandlungen mit der Stadt und Privateigentümern sind so weit fortgeschritten, dass Landrat Thomas Bold und Armin Warmuth bei einem Pressegespräch an die Öffentlichkeit gingen. Vorher hatten der Kreisausschuss und der Stadtrat die Weichenstellungen abgesegnet.
Bis zu 1300 Schüler
Auf sieben Hektar Fläche könnten in fernerer Zukunft auch die ebenfalls sanierungsbedürftige Realschule und die Saaletalschule unterkommen. Gemessen an den heutigen Schülerzahlen könnten dort bis zu 1300 Schüler eine Lernheimat finden.
Doch zuallererst steht das Gymnasium im Fokus. Lehrer und Schüler warten schon länger auf eine Verbesserung der Raumsituation. Ganz schnell wird es auch in der neuen Konstellation nicht gehen. Grob überschlug Landrat Thomas Bold den möglichen Zeitplan bis zur Fertigstellung der Schule. Bis zu eineinhalb Jahre werde die Bauleitplanung auf dem Gelände dauern. Angedacht ist dann ein Architektenwettbewerb zur städtebaulichen Entwicklung. Dann käme die Planung der Schule und schließlich die Bauphase. Gut sechs Jahre können bis zur Fertigstellung mindestens ins Land ziehen. "Bei der bisher geplanten Sanierung in vier Bauabschnitten am aktuellen Standort wäre es auch nicht schneller gegangen", zeigte sich Bold überzeugt.
Verkehrsprobleme gelöst
Dem neuen Standort gewinnen der Landrat und der Bürgermeister nur gute Seiten ab. "Vielleicht bis auf wehmütige Erinnerungen von manchen, der seine Schulzeit in dem bisherigen Gebäude verbracht hat", flocht Bold ein. Auch Armin Warmuth spricht von einem historischen Schritt für die Stadtentwicklung. Das neue Gelände verspreche eine optimale Lernatmosphäre und auf das pädagogische Konzept abgestimmte Räume. Gelöst seien mit der Schulumsiedlung auch die Verkehrsprobleme in der Kissinger- und Von-der-Tann-Straße. Synergien böte eine gemeinsame Mensa für später drei Schulen.
Das nahe Sportzentrum und das Schwimmbad lägen für Unterrichtszwecke optimal. Umgekehrt könnten die Schulen dem TV/DJK bei der Lösung seines Raumproblems helfen. Der Verein hatte kürzlich einen eigenen Neubau aus Kostengründen verworfen. Potenzial biete auch die Nachbarschaft zum Wasserhaus der Musikinitiative . "Das ist alles eine Frage der Absprache", bietet Bold an. Und: Die Flächen der bisherigen Schulstandorte könnten der Stadt nach Abriss für Wohnungsbau überlassen werden. Alleine beim Gymnasium sind das zwei Hektar.
Ausgelöst worden ist die Wende bei den Planungen durch die erwarteten Kosten bei Erneuerung des Gymnasiums an Ort und Stelle. Sie beliefen sich auf 40 Millionen Euro. "Das war weit über den Richtlinien", bilanziert der Landrat. Dabei hätten zwei Drittel der Schule unter laufenden Betrieb ohnehin abgerissen und der Rest verhältnismäßig teuer saniert werden müssen.
30 Millionen Euro Baukosten
Nach jetzigen Stand seien für das neue Gymnasium auf einem Schulcampus Baukosten von 30 Millionen Euro denkbar. Sie seien dann für den Freistaat fast komplett förderfähig. Der Landkreis müsste, anders als bei der bisherigen Lösung, kaum etwas zuzahlen. "Im Nachhinein ist die ermittelte Kostenüberschreitung sogar ein Vorteil", gibt Bold zu bedenken. Erst sie habe den Impuls dafür gegeben, sich noch einmal Gedanken zu machen.
Eine neue Dynamik am östlichen Stadtrand spürt nach eigenen Worten Bürgermeister Armin Warmuth. Er freut sich über die Geschwindigkeit, mit der die Grundstücksfragen für den Schulcampus mit Flächen von Stadt und Privateigentümern seit einem ersten Treffen im April voran gekommen sind.
Initialzündung für Gewerbeansiedlung?
Für eine sichere Straßenanbindung an den bisherigen Schulstandort hätte man auch Grundstücke kaufen müssen. Das letzte Mittel dazu wäre eine juristische Zwangsumlegung gewesen, sagt der Bürgermeister. Nun sieht Warmuth Anzeichen dafür, dass es auch bei den Überlegungen für Gewerbeansiedlung im Bereich der Anbindung Ostan die Umgehungsstraße weitergehen könnte. Städtebauliches Potenzial biete auch die Nutzung der bisherigen Schulflächen.
Raumprogramm steht schon
Matthias Ludolph, Schulleiter des Frobenius-Gymnasiums , verhehlte nicht, dass im Winter Enttäuschung unter seinen Kollegen eingezogen sei. Damals zeichnete sich ab, dass die Schulerneuerung aus Kostengründen erst einmal länger auf Eis liegt. Umso erfreulicher sei es, dass nun im Jubiläumsjahr zum 350-jährigen Bestehen des Gymnasiums mit der "historischen Entscheidung" zur Umsiedlung der Schule durchgestartet wird. Von Vorteil sei, dass das Raumprogramm für die Schule bereits stehe. Die Diskussion darüber habe zu den bisherigen Bauverzögerungen beigetragen. In einen Neubau lasse sich das pädagogische Konzept und die mediale Infrastruktur viel besser einbauen, als in das alte Gebäude aus den 1960er Jahren. Bereits am Montag hatte der Hammelburger Stadtrat der Änderung der Bauleitplanung im Bereich des Gebietes Hochstein Süd für den Schulcampus zugestimmt.