Schon seit mehr als acht Jahren wird über das Gewerbegebiet Hochstein östlich der Stadt diskutiert und verhandelt, doch nie kam es zu einem Konsens. Die Eigentümer eines großen Anteils der Flächen, der Pflanzenmarkt Schlereth und der Werkmarkt Müller, konnten sich über die Verteilung der Fläche nicht einigen. Angedacht waren einst ein Baumarkt und ein Gartencenter.
Nun geht die Diskussion weiter, denn die CSU-Fraktion stellte in der vergangenen Stadtratssitzung den Antrag, über die Nutzung der Flächen erneut zu verhandeln. Sie forderte den Stadtrat auf, sein Ja zur Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Gebiet Hochstein zu geben, um dort ein allgemeines Industrie- und Gewerbegebiet sowie ein Misch- und Wohngebiet auszuweisen.
Zudem will die CSU-Fraktion auf besagter Fläche hinter dem E-Center den Schulstandort für die in Hammelburg geplante Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) ausweisen und einen Busbahnhof für alle Schulen planen. „Das Gebiet ist doch bestens geeignet“, begründet Stefan Seufert den Antrag seiner Partei. Zumal man bedenken müsse, dass es in Hammelburg kaum neue Möglichkeiten der Ansiedelung gebe. Im Gebiet Thulbafeld beispielsweise bemängelt er eine fehlende Infrastruktur, „weshalb wir dort mehr Geschäftsaufgaben als Gründungen verzeichnen“. Im Thulbatal liegen die Brunnen für die Wasserversorgung, somit sei auch dort eine gewerbliche Erweiterung nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Auch ungenutzte Flächen im Lager Hammelburg seien kaum nutzbar, da sie größtenteils im Kasernengelände liegen, so Seufert.
„Seit etwa acht Jahren werden Beschlüsse zu den unterschiedlichsten Varianten im Gebiet Hochstein gefasst. Es wird Zeit, dass etwas vorwärtsgeht“, sagt der CSU-Stadtrat. Die vorhandenen Ackerflächen können aufgewertet werden, aus den Wiesen könne wertvolles Bauland werden. Nicht zuletzt werde die Zunahme an Gewerbesteuern der Stadt zugutekommen. Durch Gewerbeansiedelung würden außerdem Arbeitsplätze geschaffen, auch für die jungen Leute am Ort. „Wir verlieren Einwohner, wir müssen unsere Stadt attraktiv gestalten.“
Aus der Sicht von Bürgermeister Ernst Stross, der sich auf die Bauleitplanung im Bereich Hochstein beruft, sieht die Angelegenheit etwas anders aus. Wie soll das Bauvorhaben voranschreiten, wenn die Eigentümer der Flächen nicht mit der Planung einverstanden sind? Ohne Konsens sei auch ein Umlegungsverfahren nicht möglich, erklärt er. Ein freiwilliger Landtausch funktioniere nur, wenn auch die Stadt Hammelburg Flächen für eine Straßentrasse erhielte. „Würde sich die Stadt über die Interessen der Eigentümer hinwegsetzen, handelt sie gesetzeswidrig. Das käme einer Enteignung gleich.“ Somit könne auch die Überplanung mit einer FOS/BOS-Fläche und einem Busparkplatz für verschiedene Schulen nicht vollzogen werden, so der Bürgermeister.
Was den Busbahnhof betrifft, sollten erst Gespräche mit den Schulen geführt werden, ob sie wirklich Bedarf haben. Die Grundschule zum Beispiel habe schon verlauten lassen, sie wolle ihre Bushaltestelle im Innenhof behalten. Auch in puncto FOS/BOS sollten mit dem Kultusministerium konkrete Verhandlungen aufgenommen werden, um den tatsächlichen Flächenbedarf für eine solche Schulart zu ermitteln und zu konkretisieren, so der Bürgermeister.
Erst, wenn die notwendigen Gespräche geführt sind, kann laut Stross eine erfolgreiche Bauleitplanung begonnen werden. Der Bürgermeister ließ nicht unerwähnt, dass die Stadt Hammelburg für das Baugebiet am Hochstein bereits etwa 130 000 Euro ausgegeben hat. Hierbei sei der Aufwand der städtischen Verwaltung noch nicht berücksichtigt, der durch die vielen Umplanungen in den Folgejahren entstanden sind.
In der Diskussion der Stadträte kam die Sprache auch auf weitere mögliche freie Bauflächen, wie zum Beispiel am Ofenthaler Weg. „Wir sollten erst Lücken schließen, bevor wir Neuland bebauen“, so die Meinung von Annemarie Fell (Bündnis 90/Die Grünen).
Der Bürgermeister und die CSU-Fraktion einigten sich darauf, dass die Stadt die Anregungen in ihre Planungsüberlegungen einbezieht. Eine eigene Bauausschusssitzung im Juli soll sich mit dem Thema FOS/BOS- Standort sowie der Anlage eines Busbahnhofes beschäftigen und offene Fragen rund ums Baugebiet Hochstein klären. Diesem Beschluss stimmten alle Räte zu.