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Hammelburg
Fahrradkonzept für Hammelburg: Verkehrsplanerin sieht Ansätze, aber weiterhin auch viele Herausforderungen
Die Verkehrsplanung kommt in Hammelburg nicht voran. Ein neues Radkonzept reißt alte Wunden auf. Woran hapert es?
In Hammelburg gibt es für Radfahrer einige Problemstellen. So auch in der Kissinger Straße, wo problemloses Radeln stadtauswärts weiter nicht möglich ist.  
Foto: Wolfgang Dünnebier | In Hammelburg gibt es für Radfahrer einige Problemstellen. So auch in der Kissinger Straße, wo problemloses Radeln stadtauswärts weiter nicht möglich ist.  
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 24.04.2024 02:48 Uhr

Hoffnungen auf eine entscheidende Optimierung der Radfahr-Strecken durch Hammelburg bekommen einen Dämpfer. Ein Planungsbüro ist mit der Erstellung eines Radwegekonzepts beauftragt, aber die Umsetzung einer solchen Verkehrsplanung stagniert weiter. Jüngst präsentierte Diplom-Geografin Eva Liebich vom Büro Wegner Stadtplanung (Würzburg) dem Stadtrat ihre über 50-seitige Expertise. Sie bietet Lösungsansätze, zeigt aber auch schwer lösbare Konflikte auf.

Ein Manko bleibt der starke Durchgangsverkehr in den innerstädtischen Hauptverbindungsachsen, wie jener von Untererthal kommend durch das Baugebiet am Gericht, durch die Seeshofer Straße, die Rote-Kreuz-Straße bis hin zur Amtsgerichtskreuzung. Erschwerend kommt hinzu, dass es sich hierbei auch um stark frequentierte Schulwege handelt. Ohne einen großen Wurf in Sachen Verkehrslenkung sieht Liebich wenig Aussicht auf Besserung.

Guter Rat scheint teuer, zumal sich alle Regulierungsversuche in den zurückliegenden drei Jahrzehnten als unpopulär erwiesen haben. Nun entschied der Stadtrat, das Konzept in den Fraktionen weiter zu beraten.

"Die Planerin kann nicht zaubern", schränkt Eva Liebich die Erwartungen ein

Verkehrsplanerin Eva Liebich zeigte im Gespräch mit dieser Redaktion Grenzen aller Lösungsansätze auf. "Angesichts der Verkehrsbelastung kann man mit der klassischen Radwegeplanung auf den Verbindungsachsen nicht so viel machen", gibt sie zu bedenken. "Die Planerin kann hier nicht zaubern", schränkt sie zu hohe Erwartungen ein.

Zuallererst müsse man Autoverkehr in den betroffenen Wohngebieten vermeiden. Bereits 2016 hatte das Büro Link eine Unterbrechung der Nordostumfahrung in der Rote-Kreuz-Straße empfohlen. Dagegen hatte sich der Stadtrat ausgesprochen. Auch Liebich sieht so einen drastischen Einschnitt skeptisch.

Sperrung der Kobelstraße wieder im Gespräch

Aber: "Man sollte die Route unattraktiver machen", findet die Verkehrsplanerin. Eine Lösung wäre es, dass Autofahrer über Postamtskreuzung, Turnhouter Straße und Südumgehung um die Altstadt herum fahren. "Als kleinen Baustein" dafür bringt sie die Unterbrechung der Kobelstraße ins Gespräch. Ein Sicherheitsgewinn für Radfahrer wäre es schon, diese Straße zunächst zur Einbahnstraße zu machen.

Allerdings waren ähnliche Schritte nach Anwohnerprotesten auf den entstehenden Umleitungen schon einmal verworfen worden. Liebich ist das bewusst. Vor einer erneuten Versuchsphase sollte es eine vertiefende Untersuchung mit begleitenden Zählungen geben. Zu klären sei, ob die Autofahrerinnen und -fahrer ihre Gewohnheiten längerfristig ändern.

"Anfangsverwirrung muss man aushalten"

"Die Anfangsverwirrung muss man aushalten", so Liebich. Gleichzeitig müsse man beobachten, wo der Verkehr dann läuft und wie Schutzmaßnahmen aussehen können. Insgesamt seien weite Teile der Nordostumfahrung zu sehr auf Autos zugeschnitten. Als Beispiel verweist sie auf die durchgezogene Mittellinie auf der Steigung entlang der Rote-Kreuz-Straße oberhalb des Bauhofes. "Hier weichen sogar selbstbewusste Radler auf den Gehsteig aus", hat Liebich beobachtet.

Insgesamt kommt sie zu dem Schluss, dass bei der Gestaltung der Nordostumfahrung kaum  "Schnellschüsse" möglich seien. Zunächst müsse man sich grundlegende Gedanken über die Aufteilung des Verkehrsraumes machen. Teils einspurige Passagen könnten zu mehr Raum für Radler und einem Attraktivitätsverlust für Autofahrer führen. Einer Einbahnregelungen in der Rote-Kreuz-Straße für diesen Zweck steht sie skeptisch gegenüber, weil diese zu Verkehrsverlagerungen führen werde.

Wünschenswert seien als weitergehende Ansätze markierte Schutzstreifen für Radfahrer in Berliner Straße und Kissinger Straße. Ein Problem sei, dass dort Radfahrer zu oft durch parkende Autos Richtung Fahrbahnmitte gedrängt werden.

"Willkommenskultur zu erkennen" 

"Insgesamt lasse die Stadt schon eine Willkommenskultur für Radfahrer erkennen", so Liebich: Aber es gebe im Detail viele Möglichkeiten zu Optimierung. So regt die Planerin etwa Querungshilfen samt Fahrbahnteilern an den Ortseingängen etwa in der Kissinger Straße, in der Diebacher Straße an der Thulbabrücke und am Baugebiet Rod Richtung Saalewiesen an.

Erheblicher Verbesserungsbedarf bestehe für Radler von Diebach kommend im Bereich des Kreisverkehrs bis zur Postamtskreuzung. Zu sehr sei zudem der breite Verkehrsraum zwischen Saalebrücke und Weihertorstraße auf den Autoverkehr zugeschnitten. Angesichts der Gemengelage hält Eva Liebich insgesamt ein verträgliches Miteinander aller Verkehrsarten samt Rücksichtnahme für unverzichtbar, zumal eigene Radwege in den ausgewiesenen 30-Kilometer-Zonen nicht geboten seien.

 
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