Medienwirksam wollte das Landratsamt am Donnerstag, 5. Oktober, bei einem Pressetermin den Baufortschritt an der Kreisstraße 18 zwischen Hassenbach und Schlimpfhof dokumentieren. Ein riesiger Autokran sollte an diesem Vormittag vor den Augen von Landrat Thomas Bold, Landtagsabgeordnetem Sandro Kirchner und Bürgermeister Mario Götz die Unterkonstruktion der neuen Brücke über die Lauter an Ort und Stelle hieven.
Doch beim Eintreffen an der Baustelle sahen sich die Gäste vor vollendete Tatsachen gestellt: Die Fertigteile waren schon eingebaut. Einen Tag früher als geplant hatte der Kraftakt nach Angaben von Bauleiter Steffen Kiesel vom Landratsamt stattgefunden.
Fertigteile mit insgesamt 200 Tonnen
Bautechnisch war das kein leichtes Unterfangen. Immerhin zehn Betonfertigteile zu je 20 Tonnen, mit einer Gesamtlänge von 25 Metern, bilden künftig den Wasserlauf der Lauter unter der Kreisstraße hindurch. In einem weiteren Schritt wird das Flüsschen mit einem Wellstahlgewölbe überspannt, auf dem dann die Fahrbahn aufgebracht wird.
Die Freude über den einen Tag schnelleren Baufortschritt stand den Verantwortlichen ins Gesicht geschrieben. Und das kam so: Um teure Einsatzstunden des Autokranes einzusparen, habe man kurzerhand mehr Tieflader eingesetzt, um die Fertigteile aus dem Werk der Firma Stolz in Untererthal zu der Baustelle zu bringen, erläuterte Bernhard Stolz.
Grundsätzlich bringe der Einsatz der Fertigteile aus dem heimischen Werk nach seinen Worten gleich mehrere Vorteile. Eine Brücke konventionell an Ort und Stelle zu betonieren, hätte eine gut zwei Monate längere Bauzeit mit sich gebracht. Dies bei erhöhtem Hochwasserrisiko für die Baustelle in dem Bachlauf. Die aktuell zahme Lauter, die um den Eingriff herumgeleitet wird, könnte aber bei einem Unwetter jederzeit stark anschwellen.
"Der Bauzeitenplan ist sowieso schon sportlich", freute sich Landrat Thomas Bold über den Fortgang der Baustelle auf dem 720 Meter langen Straßenabschnitt, die im April begonnen hatte. Bemerkenswert sei die 70-prozentige Förderung des Zwei-Millionen-Projektes durch den Freistaat. Allein der Ersatz der alten Brücke von 1964 schlage mit knapp 400.000 Euro zu Buche.
Straße wohl im Dezember wieder offen
Bold wertet den reibungslosen Ablauf als Ausdruck der Leistungsstärke der regionalen Wirtschaft. Bauleiter Steffen Kiesel peilt an, dass die Staatsstraße am 20. Dezember mit dann sechs Metern Fahrbahnbreite und entschärften Kurven wieder offen ist. Fahrbahnmarkierungen und Leitplanken sollen aber erst 2024 folgen.
Auf dem Weg der Fertigstellung soll Ende November mit den Asphaltarbeiten begonnen werden. "Voraussetzung ist aber, dass das Wetter mitspielt", schränkt Kiesel seine Prognose ein. Weil vor der kalten Jahreszeit jeder Tag zähle, sei der Vorsprung beim Brückenschlag umso erfreulicher.
Straße im Dorf war eingebrochen
Dass die Arbeiten an der Kreisstraße im Zeitplan liegen, ist auch deshalb bemerkenswert, weil sich während der Bauarbeiten ein weiterer Mangel ergeben hatte. Nachdem ein Rohrdurchlass aus Wellstahl in der Ortsmitte von Schlimpfhof durchgerostet war, hatte sich dort die Fahrbahn um 15 Zentimeter gesenkt. Die Reparatur dieser Schadstelle ebenfalls mit Fertigteilen ist fast abgeschlossen.
Bauunternehmer Bernhard Stolz warb erneut für die Vollsperrung der Straße für den Neubau, auch wenn sie leidige Umwege für Autofahrer bringe. Unter dem Strich zahle sich dies aus, denn erfahrungsgemäß verkürzen sich solche Bauzeiten mindestens um die Hälfte, wenn gebaut werden kann, ohne dass die Arbeiter Rücksicht auf den fließenden Verkehr nehmen müssen.
Bürgermeister Mario Götz äußerte sich dankbar darüber, dass die wichtige Verkehrsachse Richtung Bad Kissingen künftig auch über einen Radweg verfügt. Lob gab es von den Verantwortlichen für das Verständnis der von dem Vorhaben besonders betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner in Schlimpfhof und Hassenbach.