Bad Königshofen im Grabfeld

Diesel-Fahrern schwirrt der Kopf

Die Autohäuser und Reparaturwerkstätten stehen verunsicherten Kunden gegenüber. Wie ist ihr Informationsstand? Und welche Alternativen haben die Autofahrer.
Dieter Harth verkauft seit Anfang letzten Jahres zu 90 Prozent Hybrid-Autos und zehn Prozent Benziner, sagt er.  Foto: Regina Vossenkaul       -  Dieter Harth verkauft seit Anfang letzten Jahres zu 90 Prozent Hybrid-Autos und zehn Prozent Benziner, sagt er.  Foto: Regina Vossenkaul
| Dieter Harth verkauft seit Anfang letzten Jahres zu 90 Prozent Hybrid-Autos und zehn Prozent Benziner, sagt er. Foto: Regina Vossenkaul

Umtauschprämien, Nachrüstung, Fahrverbote, Wertminderung, Schadenersatzansprüche, Sammelklagen - den Besitzern von Dieselautos schwirrt der Kopf. Die Autohäuser stehen in vorderster Front und müssen den Kunden Rede und Antwort stehen. Wie reagieren die Bürger? Bei einer Befragung in drei Autohäusern in Bad Königshofen zeigte sich, dass die Kunden insgesamt sehr duldsam sind, aber viel diskutieren und auf der Suche nach zuverlässigen Informationen sind.

Udo Hart vom Autohaus Hölzer, gemeinsam mit seiner Schwester Christine Hart-Klingert Geschäftsführer , ist mit der ganzen Situation genauso unzufrieden wie seine Kunden . "Wir haben immer sehr intensive Gespräche, bevor ein Kauf zustande kommt", berichtet er. Die Kunden seien extrem verunsichert, weil es fast jeden Tag neue Meldungen gibt und keine verlässlichen Informationen, viele warten ab.

Dreieinhalb Jahre Ungewissheit

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Dieselfahrer, die jetzt ein neues Auto brauchen, fragen nach Preisnachlässen oder Umtauschprämien, machen sich Gedanken über den Wertverlust ihres Autos und überlegen, auf einen Benziner umzusteigen. Wütende oder schimpfende Kunden gab es noch nicht im Autohaus. "Gefallen tut's keinem, und dreieinhalb Jahre Ungewissheit sind schon viel zu lang", sagt der Geschäftsführer . Er ist den treuen Kunden und Mitarbeitern dankbar, weil sie in schweren Zeiten loyal zu VW stehen, trotz der brisanten Lage.

Was Udo Hart vermisst, sind klare Signale von der Politik. Die Skandale wären ein guter Zeitpunkt, genau festzulegen, was der Gesetzgeber will und was nicht. Dass Autos bei der Verbrennung Abgase erzeugen, sei jedem klar, aber man könnte Grenzen setzen und die Einhaltung strikt überwachen, so dass auch die Hersteller einen klaren Hintergrund haben. "Das große Ganze ist wichtig für die Umwelt", sagt Hart. Eine einheitliche, europaweite Lösung sollte angestrebt werden. "Mit punktuellen Aktionen wie Fahrverboten kommen wir nicht weiter." Bei Umtauschprämien müssten die Leute erst mal genug Geld haben, um sich ein neues Auto oder ein hochwertiges Gebrauchtes leisten zu können. Autohersteller, Politiker und Umweltschützer sollten gemeinsam verbindliche Lösungen mit festen Stichtagen erarbeiten, meint Hart.

Walter Warmuth, Chef einer Reparaturwerkstatt und Autohändler, wundert sich, dass angesichts der Skandale und der allgemeinen Ungewissheit so wenig Leute an den Gasbetrieb als Alternative denken. Auch seine Kunden diskutieren mit ihm über die aktuellen Autothemen. "Keiner weiß, was wirklich los ist, ich weiß es genauso wenig", fasst er zusammen.

Einen Diesel hält er für alle, die mehr als 20 000 Kilometer im Jahr unterwegs sind, trotz allem für sinnvoll. Die Fahrer könnten in Großstädten auch mal auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Für Kurzstrecken sei ein Diesel ungeeignet, da gebe es oft Ärger mit dem Rußpartikelfilter, ist seine Erfahrung. In seinem Betrieb stellt er sich seit vielen Jahren keinen Diesel mehr zum Verkauf auf den Hof, er besorgt nur Diesel-Fahrzeuge auf ausdrücklichen Wunsch eines Käufers.

Dass Kunden bei ihm richtig Ärger ablassen, habe er noch nicht erlebt, wahrscheinlich, weil alles nicht greifbar in der Luft hängt, berichtet Warmuth. Eine höhere Nachfrage nach Elektroautos oder Hybriden kann er nicht verzeichnen.

Verunsicherung ist groß

"Die Verunsicherung der typischen Dieselkunden ist sehr groß", bestätigt auch Dieter Harth, Geschäftsführer des Autohauses Harth in Bad Königshofen. Toyota hat schon vor einem Jahr reagiert und bietet keine neuen Diesel-Pkw mehr an. Steigen jetzt mehr Kunden auf E-Fahrzeuge um? "Bisher waren Elektroautos vor allem Zweitwagen oder ein zusätzliches Fahrzeug für Kurzstrecken. Aber jetzt geht's ans Eingemachte, um den Erstwagen, und da fühlen sich die Kunden mit einem Hybrid auf der sicheren Seite. Seit Anfang letzten Jahres verkaufen wir 90 Prozent Hybrid-Autos und zehn Prozent Benziner." Auch ehemalige Dieselfahrer lassen sich davon überzeugen, so Harth. Viele Arbeitsplätze hängen an der Autoindustrie, trotzdem müssen sich alle Hersteller an gesetzliche Vorgaben halten, ist die Meinung der Kunden . Sie hoffen auf klare Zusagen von der Autoindustrie, die nicht zulasten der Käufer gehen. Regina Vossenkaul

 
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