Nach einem Jahr ohne Heimatspiel dürfte die Vorfreude in Münnerstadt jetzt umso größer sein: An den kommenden drei Sonntagen - 29. August sowie 5. und 12. September, jeweils um 14.30 Uhr vor dem Heimatspielhaus am Anger - finden die historischen Aufführungen im Lauerstädtchen endlich wieder statt. Bereits seit 1927 wird hier die Legende der Schutzfrau von Münnerstadt aufgeführt.
Ganz aus dem Drehbuch streichen lässt die Corona-Pandemie sich dabei im Jahr 2021 freilich nicht. Doch die Heimatspielgemeine hofft, dass es bei einer Nebenrolle bleibt. Vor dem ersten Spieltermin beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um die traditionsreichen Veranstaltungen.
Worum geht es in dem Stück?
Die Aufführung spielt im Sommer 1641. Inmitten des 30-jährigen Krieges feiern die Bürgerinnen und Bürger von Münnerstadt ihr fröhliches Erntefest. Kanonendonner beendet die ausgelassene Stimmung abrupt: Der Feind steht vor der Stadt, Flüchtlinge aus den Dörfern drängen hinter die schützenden Stadtmauern. Kann Münnerstadt, angeführt vom mutigen Feldwebel des Jörgentors Michel Stapf, seinem scheinbar sicheren Untergang entgehen? Hoffnung schenkt die Muttergottes, die Schutzfrau von Münnerstadt . . .
Wie sind die Auflagen für die Aufführungen?
Zuschauerinnen und Zuschauer müssen FFP2-Masken tragen, bis der jeweils zugewiesene Sitzplatz eingenommen ist. Die Stühle werden je nach Buchung mit Abstand aufgestellt. Bucht beispielsweise eine Dreiergruppe gemeinsam Tickets, sitzen diese Personen auch zusammen - mit entsprechendem Raum zur nächsten Gruppe oder Person. "Glücklicherweise bietet der Anger genug Platz", sagt Claudia Kind, Vorsitzende der Münnerstädter Heimatspielgemeinde. Bis zu 1500 Personen dürfen die Freiluft-Veranstaltungen jeweils besuchen. Allerdings, so Kind, rechne man auch in Nicht-Pandemiezeiten mit durchschnittlich nur 300 Gästen. Zu einer Testpflicht für nicht genesene oder geimpfte Personen sagt sie: "Das hängt von der jeweils bestehenden Inzidenz ab und wir werden dazu informieren."
Wie kommen Sie an Tickets?
Karten für die Aufführungen können über die Website der Heimatspielgemeinde (www.heimatspiel-muennerstadt.de) oder telefonisch, Tel. (09733) 33 30, vorbestellt und an den Tageskassen bis kurz vor Beginn des Stücks abgeholt werden. Bezahlt werden muss erst vor Ort. Für Kurzentschlossene gibt es die Karten auch direkt an den Tageskassen. Ein Ticket kostet je nach Sitzplatz 15 oder 13 Euro.
Was passiert bei Regenwetter?
"Bei schlechtem Wetter wird die Aufführung auch noch kurzfristig abgesagt", erklärt Kind. Das könne am jeweiligen Sonntagmorgen passieren und ist in den früheren Jahren auch schon vorgekommen. Ein Alternativprogramm kann pandemiebedingt diesmal nicht angeboten werden.
Was hat sich seit der letzten Aufführung 2019 geändert?
Nach dem Tod des langjährigen Vorsitzenden der Heimatspielgemeinde Bruno Eckert 2019 hat diesmal Franz Wüst mit den Solisten geprobt. "Es ist die erste Spielsaison ohne Bruno Eckert. Sein guter Geist wird auch heuer bei uns sein", erinnert Kind an ihren Vorgänger. Corona-bedingt finden das Einholen der Feldkasse und der traditionelle Umzug durch die Innenstadt diesmal nicht statt. Auch gibt es heuer kein Bewirtungsangebot, lediglich Getränke können während der Aufführungen angeboten werden. Unmittelbar nach den Aufführungen findet am 29. August und 5. September ein Stadtrundgang unter dem Titel "Heimatspiel - Dichtung, Wahrheit und Legende" statt, dazu jeweils um 20 Uhr ein Nachtwächterrundgang vom Rathaus aus. Am 12. September gibt die Stadtkapelle um 14 Uhr ein Standkonzert am Anger.
Wer spielt die Hauptrollen?
Die vier Hauptrollen sind jeweils doppelt besetzt: Ottilie, die Tochter des Bürgermeisters, wird von Stefanie Wohlfromm und Janine Kunze verkörpert. In die Rolle des Michel Stapf schlüpfen Dominik Lieb und Siegfried Schmitt. Bürgermeister Hans Vait spielen Franz Wüst und Rudi Rippstein, Bürgermeister-Gattin Appolone wird von Gabi Knoch und Claudia Kind dargestellt.
Wie liefen die Proben ab?
Die Heimatspielgemeinde hat ein "Hygieneteam" installiert, wie Kind erklärt, das für die Einhaltung der pandemiebedingten Vorsichtsmaßnahmen zuständig war. Viele Proben habe man ausschließlich mit vorherigem, negativem Coronatest und Abstand zueinander durchgeführt. Die Solistinnen und Solisten haben nur im Freien geprobt. Erst in dieser Woche gab es auf der Bühne große Proben mit allen Darstellerinnen und Darstellern. "Es waren im Vergleich zu den normalen Jahren sehr viel weniger Probentermine angesetzt", sagt Kind, doch seien alle "sattelfest und textsicher".
Wie viele Darstellerinnen und Darsteller spielen mit?
"Alles in allem sind es etwa 200 Mitwirkende", sagt Kind. Besonders bei den Scholaren (Schulbuben) und den Tanzmädchen sei ein Anstieg zu verzeichnen. "Es sind diesmal zehn Scholaren, was wirklich toll und außergewöhnlich ist, und 16 Tanzmädchen. Sieht so aus, als sei die Zukunft gesichert", freut sie sich.
Was passiert bei einem Infektionsfall unter den Schauspielerinnen und Schauspielern?
Alle Mitwirkenden werden vor den Aufführungen auf Covid-19 getestet. Fast alle Solistinnen und Solisten seien komplett geimpft, sagt Kind. Bei einem Positivtest müsse der oder die Betroffene der Aufführung natürlich fernbleiben. Man richte sich gegebenenfalls nach den Vorgaben des Gesundheitsamtes, erklärt sie.
Wie historisch genau ist das Stück eigentlich?
Die Handlung basiert auf historischen Ereignissen. Dokumente belegen den Beschuss der Stadt durch das schwedisch-weimarische Heer im Februar 1641. Münnerstadt ist in höchster Not, als die Kanonen plötzlich schweigen, der Feind die Stellung räumt und weiterzieht. Der tatsächliche Grund für den Rückzug ist nicht überliefert. Schon kurz nach den Ereignissen glauben die Münnerstädter, ihre Gebete seien erhört und ihre Stadt sei auf wundersame Weise gerettet worden. Die Legende vom Erscheinen der Gottesmutter Maria entsteht.