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Aschach
Eckl über Ostasiatika in Aschach: "Sammlung von Weltrang"
500 Objekte aus der Sammlung von Karl Graf von Luxburg sind fotografiert und werden für die Internetplattform bavarikon digitalisiert. Warum es jüngst auch Überraschungen gab.
Porzellan des 16. bis 18. Jahrhunderts hatte es Karl Graf von Luxburg besonders angetan. Im Bild Projektleiterin Rebecca Eckl.
Foto: Isolde Krapf | Porzellan des 16. bis 18. Jahrhunderts hatte es Karl Graf von Luxburg besonders angetan. Im Bild Projektleiterin Rebecca Eckl.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:25 Uhr

"Schon 2019 hatten wir die Idee, die ostasiatische Sammlung digitalisieren zu lassen", sagt Josefine Glöckner, Museumsleiterin auf Schloss Aschach. Das Internetportal bavarikon des Freistaats, das seit 2013 Kunst-, Kultur- und Wissensschätze aus Bayern zeigt, erschien dafür als geeignete Plattform. Wer dort ausstellt, wird finanziell unterstützt. Also galt es zunächst, über den Bezirk Unterfranken einen Förderantrag auf die Reise zu bringen, sagt Glöckner. Im Sommer 2020 kam die Zusage aus München, dass die Digitalisierung der Ostasiatika zu 100 Prozent gefördert wird.

Jetzt mussten Ausschreibungen getätigt, Angebote eingeholt und Werkverträge geschlossen werden, denn für diese Aufgabe braucht man zunächst sehr gute Fotografien, die Stefan Stark lieferte. Fachwissenschaftlerin Antje Papist-Matsuo (Berlin) nahm die Objekte zuvor fachkundig unter die Lupe. Die Fäden in der Hand hält inzwischen Projektleiterin Rebecca Eckl, die zusammen mit Glöckner und Anne Kraft, der Leiterin des Sachgebiets Museum beim Bezirk Unterfranken, das vorbereitende Team bildet.

Beschriften und in die Datenbank einpflegen

Zur Digitalisierung ausgewählt wurden 500 Objekte aus der Sammlung, die Karl Graf von Luxburg von seinen Aufenthalten in China mitbrachte. Denn er war Anfang des 20. Jahrhunderts als Zweiter Gesandter an der Botschaft in Peking tätig. Wenn er Kunstgegenstände erwarb, musste das erlesene Qualität sein, sagt Glöckner. Vor allem Porzellane des 16. Bis 18. Jahrhunderts hatten es ihm angetan.

In der Sammlung finden sich aber auch Stücke aus Lack, Bronze, Elfenbein, Jade und Email sowie Möbel und Textilien. Die Kunstgegenstände sind inzwischen fotografiert, sagt Glöckner. Nun müssen die Fotos beschriftet und sortiert werden, um sie professionell in die Online-Datenbank einpflegen zu können.

Auch diese zierliche Schnupftabaksdose soll künftig digital auf bavarikon zu finden sein.
Foto: Isolde Krapf | Auch diese zierliche Schnupftabaksdose soll künftig digital auf bavarikon zu finden sein.

"Ich hab‘ Freude an dieser Arbeit", sagt Projektleiterin Eckl. Die Volkskundlerin und Kulturwissenschaftlerin beschäftigt sich seit Ende Januar 2021 an drei Tagen in der Woche mit den erlesenen Schätzen aus der gräflichen Sammlung. Die Beschriftung der Fotos wird auch in Englisch übersetzt werden, sagt sie, denn schließlich gebe es Vergleichsobjekte in China oder auch in den USA. Ihrer Ansicht nach müssen die Aschacher Kunstobjekte viel bekannter werden. "Denn es ist eine Sammlung von Weltrang."

Es ergaben sich auch ganz neue Erkenntnisse

Was sie äußerst bemerkenswert findet: Karl Graf von Luxburg kaufte offensichtlich "nach chinesischem Geschmack" ein. Es seien oft Objekte darunter, die das europäische Auge so nicht kennt. Ungewöhnlich ist für sie auch die Art und Weise, wie die Exponate nach Aschach kamen, nämlich über einen deutschen Botschafter in Peking, der seine Sommerresidenz damals in Franken hatte.

Darunter sind auch höchst seltene Stücke, sagt Eckl und zeigt mit ihren weiß behandschuhten Händen auf einen kleines Trinkgefäß in Form eines Tapirs. Dieses Ritual-Bronzegefäß wurde bei höher gestellten Personen benutzt, klärt sie ihr unwissendes Gegenüber auf.

Ostasiatische Sammlung im Graf-Luxburg-Museum auf Schloss Aschach
Foto: Isolde Krapf | Ostasiatische Sammlung im Graf-Luxburg-Museum auf Schloss Aschach

Auch Museumsleiterin Glöckner ist der Ansicht, dass die wertvollen Aschacher Ostasiatika, wenn sie erst einmal online besichtigt werden können, nach außen hin stärker wahrgenommen werden. Im Zuge der aktuellen Digitalisierung stieß die Berliner Expertin Papist-Matsuo übrigens bei der Betrachtung der historischen Gegenstände auf ganz neue Erkenntnisse. Glöckner nennt als Beispiel eine kleine Schnitzlack-Dose, die im Rahmen der jüngsten Neukonzeption des Graf-Luxburg-Museums auf die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts datiert worden war. "Nein, das ist 15. Jahrhundert", hatte die Wissenschaftlerin ausgerufen, nachdem sie die Signatur am Boden der Dose ausführlich studiert hatte.

Exponate Ende 2021 online zu sehen

"Ich bin gespannt, was zurückkommt", sagt Glöckner mit Verweis darauf, dass die Ausstellung Ende 2021 online gehen wird. Doch schon jetzt will sie Interessierte neugierig machen und sie erzählt von dem Live-Format auf der Internet-Plattform Instagram. Dort unterhielt sie sich beispielsweise unlängst mit Papist-Matsuo über ostasiatische Kunst im Allgemeinen und die Sammlung des Grafen von Luxburg im Besonderen.

Zusammen mit Rebecca Eckl klärte sie dort Kunstfreudige über sogenannte "falsche Freunde" auf. Das heißt, es wurden Objekte gezeigt, die aus Asien kommen und solche, die nur so aussehen, als kämen sie von dort. Glöckners erklärtes Ziel dabei ist: "Wir wollen Menschen an der Kunst teilhaben lassen, aber wir wollen auch Experten faszinieren." Und auch darauf kann das Aschacher Museumsteam stolz sein: Unlängst wurde in Aschach ein Film gedreht, der in die Doku-Reihe "Chinesische Sammlungen im deutschsprachigen Raum" eingebettet werden soll.

 
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