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Bad Kissingen
Die Kissinger Kur wird heuer 500 Jahre alt
Bad Kissingen kann mit Blick auf seinen ersten namentlich bekannten Kurgast heuer ein großes Jubiläum feiern. Der ganz große Festakt ist aber offenbar nicht zu erwarten.
Blick auf Kissingen, Hausen und die frühere Saline. Die Darstellung ist historisch, aber sicherlich erst deutlich nach dem Besuch des ersten Kurgasts Dietrich von Thüngen entstanden.
Foto: Repro MP | Blick auf Kissingen, Hausen und die frühere Saline. Die Darstellung ist historisch, aber sicherlich erst deutlich nach dem Besuch des ersten Kurgasts Dietrich von Thüngen entstanden.
Siegfried Farkas
Siegfried Farkas
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:08 Uhr

Im Grunde könnte das Rakoczy-Fest jedes Jahr einen besonderen Gast als Ergänzung seines Stammpersonals an Historischen Persönlichkeiten aufbieten. Kaiserin Sisi, zum Beispiel, ist bei manchen Rakoczy-Festen schon zweifach in Erscheinung getreten: Als junge Sisi, die bei ihren ersten Kissingen-Kuren  in den 1860er-Jahren Mitte zwanzig war. Und als sogenannte schwarze Sisi, in Erinnerung  an jene 60-Jährige, die 1898, wenige Monate vor ihrem gewaltsamen Tod in Genf, im schwarzen Kleid zusammen mit Kaiser Franz Joseph in Bad Kissingen durch den Park spazierte und dabei fotografiert wurde.

Heuer jedoch hätte ein anderer, deutlich mehr Recht, als einmal als Gast zum Festzug bei großen Heimatfest eingeladen zu werden: Dietrich von Thüngen, ein Domkapitular und späterer Domdekan zu Würzburg. Er gilt als erster namentlich bekannter Kurgast Kissingens.

In den Protokollbüchern des Würzburger Domstifts

Wie Birgit Schmalz 2001, im Buch zum 1200-Jahr-Jubiläum der Stadt, schrieb, bat Dietrich von Thüngen "seinen Dienstherrn, den Bischof von Würzburg" 1520, um Erlaubnis, nach Kissingen ins Bad reisen zu dürfen. Der Bischof erlaubte ihm das. Antrag und Erlaubnis sind "in den Protokollbüchern des Würzburger Domstifts festgehalten", ergänzt Birgit Schmalz. Wörtlich steht dort in einer Mischung aus Deutsch und Latein: "1520 Sabatho post marci. Eodem die hat herr Dietrich von Tungen gebeten licentiam ad balneum gein Kissingen. Ist im erlewbt laut der form und wy es herkommen."

Der Eintrag unterstellt, dass die Möglichkeit, seine Gesundheit durch Gebrauch der Kissinger Bäder zu heben, damals in Würzburg bereits gewesen sein muss. 1544, heißt es im Bad-Kissingen-Band der Reihe Denkmäler in Bayern, "fand die Stadt dann erstmals als Badeort Erwähnung". Auch in den Jahren nach Thüngen, so Birgit Schmalz, "waren Domherren, und sicher auch ihre weltlichen Verwandten, in Kissingen zur Kur."

Privileg der Hochwohlgeborenen

Dass die Kur jener Anfangszeit, wie noch etliche Jahrhunderte danach, ein Privileg hochwohlgeborener und mit Reichtum gesegneter Menschen war, belegen auch die Namen weiterer Kurgäste des 16. Jahrhunderts. Georg Ernst Graf von Henneberg, der letzte Herr der Grafschaft Henneberg, reiste mit 30-köpfiger Dienerschaft an. Kurfürst August von Sachsen ist ebenso dabei wie bekannte Ärzte jener Zeit.

Bei Dietrich von Thüngen könnte sich die Kur in Kissingen übrigens durchaus positiv ausgewirkt haben. 1476 geboren, kam er als 44-Jähriger in die Stadt und lebte danach noch 20 Jahre bis zum 25. April 1540. Damit erreichte er ein für seine Zeit weit überdurchschnittliches Alter. Vor 1800, heißt es, kamen nur Männer kleiner elitärer Gruppen auf eine Lebenserwartung von mehr als 40 Jahren.

Stadt und Staatsbad GmbH denken über Würdigung nach

Ganz leicht tut sich das Bad Kissingen von heute nicht damit, das bemerkenswerte Jubiläum zu feiern. Eine Anfrage bei Stadt und Staatsbad GmbH ergab am Montag: Der Anlass wird im Laufe des Jahres auf jeden Fall in irgendeiner Weise aufgegriffen. In welcher Weise, darüber laufen nach Angaben von Thomas Hack, dem Pressesprecher der Stadt, aktuell noch Abstimmungsgespräche zwischen Rathaus und Staatsbad GmbH. Einen großen Festakt oder eine sonstige große Festveranstaltung werde es aber wohl nicht geben. Dazu sei die Quellenlage etwas zu mager.

 
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