
Wenn Bad Kissingen mit Stolz auf einen Reichtum verweisen kann, dann ist es der Reichtum an Jubiläen. Ein Anlass, irgend einem wichtigen historisches Ereignis zu gedenken, findet sich praktisch jedes Jahr. In jüngerer Vergangenheit waren das die 100. Geburtstage von Wandelhalle und Regentenbau oder Kissingens 200-jährige Zugehörigkeit zu Bayern. Heuer steht der 200. Geburtstag Bismarcks im Mittelpunkt, nächstes Jahr liegt die 1866-er Schlacht im Bruderkrieg 150 Jahre zurück und in fünf Jahren wird es 500 Jahre her sein, dass Dietrich von Thüngen, der erste namentlich nachweisbare Kurgast, Kissingen besuchte.
Neben dem einen großen Gedenken im Jahr, das die Stadt meist eingehend mit Festakten oder Ausstellungen pflegt, finden sich im Geschichtsbuch der Stadt in aller Regel jedoch noch viele weitere Jubiläen. Die sind vielleicht nicht ganz so rund oder nicht ganz so bedeutend. Für das Bild einer Stadt mit Geschichte aber sind sie unerlässlich. 2015 bieten sich besonders viele solcher kleiner funkelnder Facetten an.
1220 ließ sich der Minnesänger, Kreuzritter und Klostergründer Otto von Botenlauben zusammen mit Gemahlin Beatrix von Courtenay dauerhaft auf der Botenlaube nieder.
1525 wurde die hoch über Reitersweisen gelegene Burg im Bauernkrieg geplündert und angezündet.
1565 empfahl Thomas Erastus – nach Angaben der Stadt war er der erste Arzt, der Kissingen persönlich kannte – den Sauerbrunnen zum Kurgebrauch.
1645 verteidigte sich die Stadt erfolgreich gegen die Schweden. Der Sage nach gelang ihr das dank der Idee des Bürgers Peter Heil, Bienen gegen die Angreifer einzusetzen.
1815 wurde der Sauerbrunnen neu gefasst, heute trägt er den Namen Maxbrunnen.
1860 gründeten Bürger der Stadt eine Freiwillige Feuerwehr.
1880 stellte der Architekt Heinrich von Hügel nach zweijähriger Bauzeit jenen Kursaalbau an der Nordseite des Luitpoldbades fertig, der heute als Spielcasino genutzt wird.
1885 verlieh Kissingen Reichskanzler Otto von Bismarck die Ehrenbürgerwürde. Im selben Jahr dankte der Eiserne Kurgast der Stadt diese Würdigung mit dem Lieblingszitat der Kissinger: „Nächst Gott verdanke ich mein gutes Befinden und meine Gesundheit meinem Schweninger (das war sein Leibarzt) und Kissingen.“
1895 verurteilte ein Münchner Gericht den in Bad Kissingen geborenen Schriftsteller Oskar Panizza wegen seines gotteslästerlichen Dramas Das Liebeskonzil zu einem Jahr Zuchthaus.
1900 und 1925 sind wichtige Wegmarken in der Entwicklung Bad Kissingens als Kurort. In diesen Jahren traten jeweils Pachtverträge für den Kurbetrieb in Kraft. 1900 war es der Vertrag mit Friedrich von Hessing, 1925 jener mit der von der Hessing-Stiftung und der Stadt gegründeten offenen Handelsgesellschaft.
1905 nahm Bad Kissingen die elektrische Straßenbeleuchtung in Betrieb.
Ebenfalls 1905 eröffnete der Bayerische Staat das von Max Littmann geplante Kurtheater. Der erste Intendant war Otto Reimann.
Im selben Jahr starb der Regierungspräsident und Kissinger Ehrenbürger Friedrich von Luxburg. Seine Familie schenkte gut 50 Jahre später Schloss Aschach dem Bezirk Unterfranken.
1925 nahm der wegen seiner prächtigen Bauweise vom Volksmund Ochsenkathedrale genannte Schlachthof den Betrieb auf.
Am 7. April 1945, also einen Monat vor Ende des Zweiten Weltkriegs, rückten amerikanische Truppen in das kampflos übergebene Bad Kissingen ein. Den größten Gebäudeschaden des Krieges in der Stadt wies die Ludwigsbrücke auf. Sie war kurz vor der Übergabe von deutscher Seite gesprengt worden.
1950 feierte Bad Kissingen sein erstes Rakoczy-Fest.