Oberlauringen

Der Büffel und seine große Liebe

Roland Hellmuth und die Kult-Motorradmarke gehören zusammen wie Pech und Schwefel. Angefangen hatte alles mit einem Film, der vor 50 Jahren gedreht wurde.
Roland Hellmuth auf einer seiner Harleys. Auf sie konnte sich der 'Büffel' immer verlassen.   Fotos: Daniel Wiener       -  Roland Hellmuth auf einer seiner Harleys. Auf sie konnte sich der 'Büffel' immer verlassen.   Fotos: Daniel Wiener
| Roland Hellmuth auf einer seiner Harleys. Auf sie konnte sich der "Büffel" immer verlassen. Fotos: Daniel Wiener
In Motorradkreisen kennt den "Büffel" so gut wie jeder. Kaum ein anderer verkörpert den Mythos von Freiheit und Abenteuer auf zwei Rädern so sehr wie eben Roland Hellmuth, wie der "Büffel" mit richtigem Namen heißt. Und er ist stolz, seit 40 Jahren auf Motorrädern der Marke Harley-Davidson unterwegs zu sein.
Die Marke, die vor 115 Jahren gegründet wurde und den amerikanischen Traum hinaus in die Welt trug. Die Zuverlässigkeit der Zwei-Zylinder-Maschinen ist legendär. Auch die amerikanische Polizei vertraute schon auf die Produkte aus Milwaukee, als es noch lange kein "Easy Rider" gab. Ja, es war eben jener Spielfilm, der 1968 gedreht wurde und das Lebensgefühl einer ganzen Generation auf die Leinwand bannte. Das Gefühl von Freiheit, weg vom politischen Protest und der friedlichen Flower-Power-Revolution und doch ein Aufbegehren gegen das Establishment.
Auch der "Büffel" ließ sich von diesem Aufbegehren anstecken, "obwohl wir damals in Oberlauringen von der ganzen 68er-Geschichte überhaupt nix mitbekommen haben", erzählt er heute. Den berühmten Biker-Film hat er erst später im Kino gesehen. "Das war wohl Anfang der 70er-Jahre." Kindheit und Jugend waren eher von Wildwest-Filmen geprägt, wie "Bonanza". "Wir haben das als Kinder gerne nachgespielt", sagt Roland Hellmuth. "Man hat die Heimat kennengelernt und Freundschaften geknüpft."


Gefährlicher Trend

Attribute, die für den 63-Jährigen heute noch einen hohen Stellenwert haben. "Wir waren neugierig und haben noch Dinge hinterfragt, nicht nur wie etwas technisch funktioniert, auch in Lebensfragen wollten wir wissen, warum etwas so ist", sagt der Harley-Fahrer und wählt dabei das "wir", weil er damit die Philosophie einer ganzen Generation umschreiben möchte. Einer, die auch mal protestiert hat. "Heute wird alles so hingenommen, wie wir es vorgesetzt bekommen." Der Trend zum Belanglosen, zum Mainstream sei gefährlich, denn "so können Strömungen Gewicht bekommen, die wir überhaupt nicht haben wollen".
Der junge "Büffel" sah das Motorradfahren durchaus als Weiterentwicklung der Kindheit , in der Lagerfeuer geschürt und in Zelten übernachtet wurde. Schon mit zehn Jahren ist er Mofa gefahren, obwohl das "natürlich nicht erlaubt war". Nach dem Mofa kamen Motorräder. Die 125er Sachs ist er gefahren oder auch das alte Miele-Moped seines Vaters. Mit dem Motorradführerschein in der Hand wurde zunächst eine BMW 75/5 gefahren.
Die Liebe zu dieser Marke begann 1978. Inzwischen Mitglied beim Motorradclub "Road Angels" meinte der damals 22-Jährige es sei Zeit, "etwas Gescheites" zu fahren. Eine Shovelhead FXS Low Rider war es, die er fast neu von seinem Kumpel Udo Brückel aus Birnfeld erstanden hatte. Dieses Modell besitzt er heute noch. "Die 70er- und 80er-Jahre waren eine unvergleichlich schöne Zeit. Die gesamte Gesellschaft war wesentlich entspannter und für fast jeden war es selbstverständlich Motorrad zu fahren", sagt der Harley-Experte.


Bei Beduinen übernachtet

Ihn selber führten ausgedehnte Touren mit Clubmitgliedern bis nach Nordafrika. "Wir haben bei Beduinen übernachtet, mit ihnen gegessen und geraucht und beste Stimmung bis zum Morgengrauen gehabt." Selbst ein aufgerissener Primärkettendeckel konnte provisorisch mit Panzertape geflickt werden, bevor er in Italien geschweißt wurde. Helmut hielt das nicht von weiteren Reisen ab.
Den berüchtigten "Autoput" quer durch Jugoslawien ist er entlanggefahren, "bis ins hinterste Anatolien", wo er auf eine unglaubliche Gastfreundschaft traf. 1989 war er Mitbegründer des Harley-Motorradclubs " Brothers in the Wind ", den er lange als Präsident führte.
Später ging der "Büffel" dann immer öfter auch alleine auf Touren . Selbst Ehefrau Daniela ließ er zuhause, obwohl auch sie eine Sportster 84 fährt. Natürlich stand die Daytona-Bike-Week mehrfach auf dem Programm, das Mekka für Harley-Fans in den USA, oder auch die europäische Bike-Week in Villach sowie mehrere Reisen ins Baltikum und nach Skandinavien. Die Erlebnisse würden Bücher füllen, sagt Büffel.
Heute ist das Fernweh nicht mehr so groß. Die meiste Zeit seines Lebens in der Schweinfurter Großindustrie beschäftigt, ist Hellmuth inzwischen im Vorruhestand. Er ist Inhaber von "Büffels Biergarten & Scheuer". In seinem Anwesen, der ehemaligen Post, ist alles auf Harley-Davidson ausgerichtet. Der "Büffel" sitzt heute lieber mit Gästen in seinem "Old Style Biker Area ´55"-Harley-Biergarten, grillt Steaks, schenkt Bier aus, veranstaltet Partys oder kümmert sich um die Gästeunterkünfte.
Die aktuell vier Harleys bleiben ab und zu stehen. Der Biker schwingt sich immer öfter aufs Fahrrad. "Bewegung tut gut", hat er festgestellt und mit dem etwas langsameren Zweirad lässt sich die Natur besser beobachten. Die Natur, die ihm so wichtig ist, denn er liebt die Region zwischen Rhön und Haßbergen.
Wer über den "Büffel" schreibt, der kommt um das schlimmste Ereignis nicht herum, das einen Menschen treffen kann. Sein Sohn Jan verstarb nur wenige Tage nach seinem 20. Geburtstag bei einem Motorradunfall. Am gleichen Datum wie der Vater geboren, wollten sie zusammen mit Büffels 60. Geburtstag ein paar Tage später gemeinsam feiern. Diesen Schicksalsschlag vor drei Jahren hat er lange nicht überwunden, doch die Liebe zu seinem Hobby hat ihm aber geholfen, wieder ins Leben zurückzufinden.
 
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