
Er ist einer der ältesten Kanäle im Untergrund von Bad Kissingen: Der Kanal, der entlang der Kurhausstraße nach Süden in Richtung Kläranlage führt. Gebaut wurde er Ende des 19. Jahrhunderts. Entsprechend ist er undicht, sanierungsbedürftig und vor allem den heutigen rechtlichen Anforderungen sowie den Wassermengen bei stärkerem Regen nicht mehr gewachsen. "Wenn es regnet, gelangt der Kanal schnell an seine Leistungsfähigkeit", erklärt Thomas Hornung, Leiter des städtischen Tiefbaureferats.
5,7 Millionen Euro investiert die Stadt deshalb dieses und nächstes Jahr, um den Kanal wieder fit zu machen. Es ist ein zentraler Kanal. In ihm fließen Ab- und Regenwasser aus der Innenstadt sowie vom Krankenhausberg aus dem Stadtteil Reiterswiesen. Zudem unterquert er die Schlachthofkreuzung, einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt, an dem die B 286 und die B 287 zusammenlaufen.

Doch Autofahrer können beruhigt sein: Größere Einschränkungen sind durch die Baustelle nicht zu erwarten. Gebaut wird vor allem unterirdisch, die Straßen werden nicht großflächig aufgerissen. "Es wird kaum Behinderungen geben. Das ist das Gute", sagt Hornung. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Großprojekt im Überblick.
Warum wird gebaut?
Bad Kissingen hat laut Hornung eine Mischwasserkanalisation. Das heißt, Abwasser und Regenwasser fließen zusammen in denselben Rohren. Regnet es zu stark, besteht das Risiko, dass der Kanal das Wasser nicht mehr abtransportieren kann, dass dann verschmutztes Wasser austritt und in die Saale gelangt. Zum einen muss die Stadt das Volumen im Kanal vergrößern, damit er mehr Wasser aufnehmen kann. Zum anderen muss der Abfluss reguliert werden, damit die Kläranlage in Stoßzeiten nicht überlastet wird.

Was wird gebaut?
Die komplette Maßnahme besteht im Wesentlichen aus vier verschiedenen Teilschritten:
- Dicht machen: Der bestehende Kanal wird auf einer Länge von 1059 Meter erneuert. Betroffen ist der Abschnitt zwischen der Rhön-Klinik in der Kurhausstraße und der Kläranlage. Der Kanal liegt acht Meter tief im Boden. An verschiedenen Eingriffpunkten wird der Kanal geöffnet und von dort aus ein neues Innenrohr eingezogen. Das ist ein Schlauch, der hineingerollt und von innen an den bestehenden Kanal gepresst wird. Der Inliner härtet dann durch Wärme aus. "Dadurch bekommen wir ein neues Innenrohr, das dicht und stabil ist", erläutert Hornung
- Mehr Platz im Kanal: Damit der Kanal mehr Wasser fasst, braucht es ein Entlastungsbauwerk. Dieses wird in acht Metern Tiefe in der Kurhausstraße nahe der Einmündung zur Schlachthofkreuzung gebaut. Durch dieses Bauwerk erhöht sich das Volumen auf 565 Kubikmeter. Regnet es einmal so viel, dass der Kanal trotzdem zu klein ist, ist das kein Problem mehr. Laut Hornung ist das Mischwasser dann so stark verdünnt, dass überschüssiges Wasser in die Saale geleitet werden kann. "Das, was wir dann in die Saale einleiten, ist im Prinzip nichts anderes als Regenwasser", sagt er.
- Überlauf: Damit überschüssiges Regenwasser in die Saale fließen kann, wird ein eigener Kanal verlegt. Dieser führt vom Entlastungsbauwerk direkt zur Saale. Dieses Rohr von rund 124 Metern Länge wird ebenfalls unterirdisch eingeschoben, also ohne den Boden aufzugraben.
- Wassermenge regulieren: Damit bei starkem Regen nicht zu viel Wasser durch den Kanal rauscht und die Kläranlage überlastet, muss der Durchfluss gebremst werden. Aus diesem Grund baut die Stadt am Dr.-Hans-Weiß-Sportpark ein Drosselbauwerk in den Kanal. "Dafür nehmen wir den bestehenden Hochwasserdamm weg und bauen es dort hinein", erklärt Hornung. Ein weiteres Drosselbauwerk entsteht direkt auf dem Gelände der Kläranlage.
Wann wird gebaut?
Die Arbeiten für die Drosselbauwerke sollen dieses Frühjahr an der Kläranlage und am Dr.-Hans-Weiß-Sportpark starten. Im Herbst sollen nach derzeitigem Planungsstand die Kanalsanierung und der Bau des Entlastungsbauwerks beginnen. Als Letztes wird der Überlaufkanal in Richtung Saale verlegt. Fertigstellung und Inbetriebnahme ist für das Jahr 2027 vorgesehen.
Kommt es zu Behinderungen?
Vom 19. bis 22. Juni 2025 findet die "Abenteuer & Allrad"-Offroad-Messe statt. Der Bereich rund um die Kläranlage dient Messebesuchen als Campingfläche. Nach Angaben des Tiefbauchefs, sollen Arbeiten, die im Bereich des Campingplatzes stattfinden, vor Beginn der Messe fertig sein.
An der Schlachthofkreuzung wird es ebenfalls eine oberirdische Baustelle geben: Um für die Sanierung in den Kanal zu gelangen und um das Entlastungsbauwerk zu errichten. Die Bundesstraßen sind davon allerdings nicht betroffen. "Die Kurhausstraße wird partiell gesperrt", erklärt Hornung. Der Verkehr wird örtlich umgeleitet, große Umfahrungen sind nicht vorgesehen.
Sind die Kanäle im übrigen Stadtgebiet groß genug?
Ähnliche, weitere Baustellen sind nicht vorgesehen. "Im übrigen Stadtgebiet reicht das Stauvolumen in der Kanalisation aus", sagt Hornung. Die Kanäle erfüllen unter diesem Aspekt alle Anforderungen.