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Bad Kissingen
1966: Als das thailändische Königspaar Bad Kissingen besuchte
Deutsche Bundespräsidenten und ein thailändisches Monarchenpaar: In der jungen Bundesrepublik erwies sich Deutschlands bekanntester Kurort als Weltbad - dank eines Arztes.
Dieses Bild erschien erstmals am 26. August 1966 in der Main-Post. Es dokumentiert den Besuch des thailändischen Königspaares Bhumibol und Sirikit bei Bundespräsident Heinrich Lübke und seiner Gattin Wilhelmine im Kurländer Haus von Marina und Hans-Georg Dehnhardt, die oben an der Treppe auf die Gäste warten.
Foto: Georg Heußner | Dieses Bild erschien erstmals am 26. August 1966 in der Main-Post. Es dokumentiert den Besuch des thailändischen Königspaares Bhumibol und Sirikit bei Bundespräsident Heinrich Lübke und seiner Gattin Wilhelmine im ...
Siegfried Farkas
Siegfried Farkas
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:06 Uhr

Viele glauben ja, Kissingens Glanzzeit als Weltbad sei mit dem sogenannten langen 19. Jahrhundert 1914 zu Ende gegangen. Der Beginn des Ersten Weltkriegs habe nicht nur den Untergang einiger Monarchien eingeleitet, sondern auch den Zustrom von Reichen, Schönen und Mächtigen aus den Königs- und Adelshäusern der alten Welt in den Badeort auf Dauer versiegen lassen. Doch das stimmt nicht. Als es schon längst von der Sozialversicherungskur der Bundesrepublik lebte, sonnte sich Bad Kissingen noch einmal im Glanz internationaler Majestäten. 1966 kamen Bhumibol und Sirikit, König und Königin von Thailand.

Zu verdanken hatte Bad Kissingen das dem Arzt Hans-Georg Dehnhardt und seiner Frau Marina. Dehnhardt stammte ursprünglich aus Breslau, war 1951 als Leitender Arzt einer Klinik der damaligen Bundesversicherungsanstalt für Angestellte nach Bad Kissingen gekommen und hatte ein paar Jahre später zusätzlich das Kurländer Haus, ein Privatsanatorium, eröffnet.

'Eine intime Teestunde', zeittypisch bieder, vereinte im Appartement des Bundespräsidenten im Kurländer Haus (von links) 1966 König Bhumibol, Wilhelmine Lübke, Königin Sirikit und Bundespräsident  Heinrich Lübke.
Foto: Curt Kleintitschen | "Eine intime Teestunde", zeittypisch bieder, vereinte im Appartement des Bundespräsidenten im Kurländer Haus (von links) 1966 König Bhumibol, Wilhelmine Lübke, Königin Sirikit und Bundespräsident  Heinrich Lübke.

Der erfolgreiche Arzt und sein ehemaliger Filmstar

Dehnhardts Ruf als Arzt muss sich schnell verbreitet haben. Jedenfalls berichtet Peter Ziegler, ein eifriger Chronist der vielfältigen symbiotischen Beziehungen Kissingens mit den Reichen und Schönen früherer Welten, von der wachsenden Anziehungskraft des Arztes auf führende Kreise von Politik und Wirtschaft in der deutschen Nachkriegsgesellschaft.

Nicht weniger wichtig als Dehnhardts fachliche Reputation dürfte der Abglanz der Filmwelt gewesen sein, den seine Frau Marina, geborene von Ditmar, eine frühere UFA-Schauspielerin, mit nach Bad Kissingen gebracht hatte. Ihre heute bekannteste Filmrolle spielte die 1914 in St. Petersburg geborene Schauspielerin aus baltischem Adel als Sophie von Riedesel in der Rahmenhandlung von Münchhausen, einem aufwendig schillernden Film aus dem Jahr 1943 mit Hans Albers in der Titelrolle des Lügenbarons.

Theodor Heuss und Heinrich Lübke in Bad Kissingen

Besonders angetan hatte es das Bad Kissingen der frühen Bundesrepublik den ersten deutschen Bundespräsidenten. Theodor Heuss kam 1954 zu Dehnhardt zur Kur. Und Heinrich Lübke war nebst Gattin Wilhelmine in den 1960ern sogar zehnmal da. Dieser besonderen Beziehung hat Bad Kissingen seinen bislang letzten Besuch eines amtierenden Königspaares zu verdanken.

Pflichtprogramm für royale Besucher Bad Kissingens: der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Diese Übung absolvierte das Königspaar danach, bei einem Halt in Würzburg, ein weiteres Mal.  
Foto: Curt Kleintitschen | Pflichtprogramm für royale Besucher Bad Kissingens: der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Diese Übung absolvierte das Königspaar danach, bei einem Halt in Würzburg, ein weiteres Mal.  

1966, bei seiner vierten Kissinger Kur hatten der Bundespräsident und seine Gemahlin wichtige Repräsentationspflichten zu erfüllen. Das thailändische Königspaar, Bhumibol und Sirikit, stattete den Lübkes in Bad Kissingen einen Besuch ab. Der Auftritt dieser Lieblinge der internationalen Boulevardmedien bescherte Bad Kissingen nicht nur zwei neue Unterschriften im Goldenen Buch der Stadt, sondern auch riesige Resonanz. Als die royalen Stars jener Tage vor dem Kurländer Haus der Dehnhardts ihrer Staatskarosse entstiegen, drängten sich Schaulustige und Fotografen dicht an dicht.

Ostasiatische Kunst auf Schloss Aschach

Carola Gräfin von Luxburg empfing das thailändische Königspaar auf Schloss Aschach. 
Foto: Museen Schloss Aschach | Carola Gräfin von Luxburg empfing das thailändische Königspaar auf Schloss Aschach. 

Bereits vor dem Auftritt bei den Lübkes im Kurländer Haus hatten Bhumibol und Sirkit in Schloss Aschach Station gemacht. Besonders beeindruckt hätten das Königspaar, schreibt Chronist Peter Ziegler in seinem Buch Prominenz auf Promenadenwegen, in Aschach die zahlreichen Stücke ostasiatischer Kunst, die vor allem Karl von Luxburg in einer heute noch zu sehenden Sammlung zusammengetragen hatte.

Dieser Besuch in Aschach muss vor allem in der Heimat des Königspaares einen nachhaltigen Eindruck gemacht haben. 2007, als Bhumibols 80. Geburtstag anstand, kam ein Fernsehteam aus Thailand eigens nach Deutschland, um Stationen jener Reise gut vier Jahrzehnte zuvor für einen Fernsehsender in fünf halbstündigen Sendungen abzulichten.

Besonders interessant war für das dreiköpfige Fernsehteam aus Thailand bei seinem Ausflug in die Biografie ihres Königs, wie die deutsche Öffentlichkeit den Auftritt 1966 aufgenommen hatte. Denn die war beeindruckt gewesen. Die Illustrierte "Bunte" erschien in ihrer ersten Ausgabe nach jenem Empfang für das royale Paar im Schloss nicht nur mit einem Bild der Königin auf dem Titel, sondern auch mit einer vierseitigen Bildreportage unter der Überschrift "Alle Herzen für Sirikit". Enthalten waren auch zwei großformatige Aufnahmen aus Aschach.

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Am 24. November 1945 erschien im zerstörten Würzburg die erste Ausgabe der Main-Post. Zum Medienhaus gehören inzwischen auch das Schweinfurter Tagblatt, Volkszeitung und Volksblatt, der Bote vom Haßgau, das Haßfurter Tagblatt sowie das Obermain-Tagblatt. Der 75. Geburtstag der Main-Post ist ein Grund für die Redaktion, zurückzuschauen. Wir veröffentlichen deshalb das ganze Jahr Geschichten aus dieser Vergangenheit.
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