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Diebach
Beruf Trauerbegleiterin: Wie Ilona Schneider täglich mit dem Leid anderer umgeht
Ilona Schneider hat einen außergewöhnlichen Beruf: Sie hilft Sterbenden und Trauernden. Religion spielt für die Diebacherin dabei kaum eine Rolle. Was sie Betroffenen rät.
Ilona Schneider setzt sich beruflich mit den Themen Tod und Trauer auseinander.
Foto: Simon Snaschel | Ilona Schneider setzt sich beruflich mit den Themen Tod und Trauer auseinander.
Simon Snaschel
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:59 Uhr

Mit Ilona Schneider über den Tod, das Sterben und die Trauer zu sprechen, nimmt den Themen die Schwere. Die 56-Jährige aus dem Hammelburger Stadtteil Diebach (Lkr. Bad Kissingen) hat einen für sich gesunden Umgang mit der Sterblichkeit gefunden, den sie anderen Menschen empathisch und ganz individuell weitervermittelt. Als Trauerrednerin und ganzheitliche Sterbe- und Trauerbegleiterin ist sie ständig mit dem Leid anderer konfrontiert – und hilft wo sie kann, es zu lindern.

Sie selbst schlafe trotz ihrer emotionalen Arbeit sehr gut, sagt Schneider. Kann sie das täglich Erlebte vor dem Zubettgehen einfach hinter sich lassen? "Abstreifen ist für mich das falsche Wort. Die Auseinandersetzung mit der Endlichkeit ist erst einmal ein eigener Prozess für mich gewesen vor vielen Jahren. Wir sind nun mal nicht ewig hier. Das ist Teil unseres Lebens und mir persönlich geht es damit sehr gut", so die Diebacherin.

Die Ausbildung zur Sterbe- und Trauerbegleiterin hat Schneider vor 13 Jahren bei den Maltesern gemacht. Auch die kirchliche Ausbildung zur Begräbnisleiterin hat sie absolviert. Seit 2016 bietet sie ihre Dienste selbstständig an. Ihre Arbeit umfasst zwei Kernpunkte: die Begleitung Sterbender und Trauernder sowie die freie Trauerrede bei Begräbnissen ohne Priester. "Mein Antrieb ist es, dass Menschen nicht alleine gelassen werden und ich sie auf gewisse Art und Weise begleiten kann."

Ilona Schneider konzentriert sich auf ganzheitliche Begleitung

"Ich unterscheide mich in der heutigen Zeit ganz bewusst von einem Priester", sagt Schneider. "Ich gehe bei der Trauerrede am liebsten an die schönen Erinnerungen. Natürlich kommen immer wieder Tränen. Aber es ist wichtig, dass man auch lachen kann."

Schneider macht dabei keinen Unterschied, ob die oder der Verstorbene gläubig war. "Ich hatte sehr viel Kontakt mit anderen Religionen, um Verständnis dafür zu bekommen. Und ich habe mich auch gefragt, was Sterben überhaupt für Menschen heißt, die sich gar nicht innerhalb einer Religion bewegen." Entsprechend sei die "ganzheitliche Begleitung", wie sie es nennt, ihr besonders wichtig.

In der Trauer gibt es kein "richtig oder falsch", sagt die Trauerbegleiterin

Letztlich, ist sie überzeugt, müsse unabhängig vom Glaube jeder Mensch für sich einen heilsamen Weg finden, mit Tod und Trauer umzugehen. "Für viele sind bestimmte Orte Rettungsanker. Die Bestattungskultur hat sich da sehr gewandelt mit Naturfriedhof, Ruheforst oder Friedwald. Menschen gehen oft dort spazieren und achten auf die Zeichen in der Natur. Vielleicht ist es ja wirklich auch der Schmetterling, der am Geburtstag vorbeifliegt."

Das Deuten von Zeichen sei eine sehr persönliche Sache. "Manche Menschen finden Halt in diesen Zeichen. Es kann heilsam sein, kann aber auch in die andere Richtung gehen", sagt Schneider. Wichtig sei es, sich in mutmaßlichen Symbolen nicht gänzlich zu verlieren. "Dann", so Schneider, "lebt man nur noch in einer Scheinwelt". Aber, und das ist ihr wichtig: Ein "richtig oder falsch" gebe es nicht wirklich. "Was für einen selbst richtig ist, ist richtig", sagt sie.

Wie ist es, jemanden zu begleiten, der oder dem nicht mehr viel Zeit bleibt? Über Hoffnungen, vor allem aber über Ängste zu sprechen? Im Umgang mit ihrem Beruf sei ihre Grundeinstellung ganz entscheidend: "Ich habe sehr viel Lebensfreude, innere Stärke, Ruhe und Gelassenheit", zählt sie auf. Das sei ihr Anker.

Dennoch sei es wichtig für sie, auch einen Ausgleich zu finden. "Ich habe viele Ruhemomente, gehe in die Natur, meditiere gerne. Ich lese, ich laufe, ich bin mit meinem Mann unterwegs und habe Freundinnen, mit denen ich mich gut zu schweren Themen austauschen kann. Wichtig ist, die Themen nicht zu den eigenen zu machen. Distanz spielt natürlich eine Rolle dabei. Wenn ich alles mitnehmen würde, würde ich würde irgendwann in die Depression fallen", ist Schneider ehrlich.

Hinweis: Sie haben einen Tipp für die Serie "Besondere Berufe im Landkreis Bad Kissingen"? Dann wenden Sie sich doch per E-Mail an den Autor, unter simon.snaschel@mainpost.de.

 
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