Aller guten Dinge sind drei: Zuerst sollte das alte Berghaus Rhön neu verpachtet werden. Dann gab es Pläne für eine neue Berghütte am Tintenfass. Jetzt wird das alte Berghaus abgerissen und durch einen Neubau ersetzt – falls sich dafür ein Pächter findet, sagte Landrat Thomas Bold beim Pressegespräch am Mittwoch.
Was zunächst aussieht wie Willkür, ist das Ergebnis eines mühevollen Weges mit Hindernissen. Denn beim Landkreis, dem Besitzer der Berghütte, machte man sich recht viel Mühe, das angestammte Rhöner Wanderziel in den Bergen hoch über Riedenberg wieder attraktiv in Szene zu setzen. Doch ganz leicht war die Sache nicht.
Neuer Standort im Gespräch
Nachdem der letzte Pächter Hans-Dieter Groß schon im April 2016 bekannt gegeben hatte, dass er seinen Vertrag fürs Berghaus nicht über den Oktober 2017 hinaus verlängern will, musste der Kreis die Pacht neu ausschreiben. Ernsthafte Bewerbungen gab es laut Bold nicht. Mitglieder des Kreistags hatten die Wanderhütte im Sommer 2016 auch besichtigt und waren zu dem Entschluss gekommen, dass einfach zuviel in das alte Haus investiert werden muss.
Damalige Überlegungen des Gremiums richteten sich auf einen neuen Standort fürs Berghaus unterhalb des Tintenfass-Sees, gelegen auf einem Areal der Gemeinde Riedenberg. Für dieses Objekt gab es sogar einen baufreudigen Investor, der bereits ein Konzept präsentierte. Doch der Riedenberger Gemeinderat legte, nach Bolds Angaben, diesbezüglich sein Veto ein und wollte das Grundstück nun doch nicht hergeben.
Pacht erneut ausgeschrieben
Schließlich gab's im vergangenen Herbst eine große Überraschung: „Plötzlich kamen mehrere Interessenten auf uns zu, die sich vorstellen konnten, nun doch das alte Berghaus Rhön zu bewirtschaften“, sagt Bold. „Da waren wir mit unseren Planungen erst mal wieder auf Null.“ Also wurde im Dezember 2017 die Pacht für die Berghütte erneut ausgeschrieben.
Soweit, so gut, wenn da nicht noch die Sanierung des Hauses wäre. Dass der Brandschutz einen dicken Brocken Geld verschlingen würde, sei von vornherein klar gewesen, sagt Bold. Doch dann machte ein vom Kreis beauftragter Architekt erste Untersuchungen und förderte Erschreckendes zutage: Heizungsrohre, Elektroinstallation und Wasserleitungen befinden sich in sehr schlechtem Zustand.
Hinzu kamen laut Bold noch andere Themen. So entspricht das alte Gebäude weder den Erfordernissen der neusten Energie-Einsparverordnung, noch ist es barrierefrei. Denn es gibt unterschiedliche Raumhöhen, bzw. im Boden des Gebäudes mehrere Abstufungen, weil an die ursprüngliche Hütte mehrfach angebaut wurde. Der Architekt kam zu dem Schluss, dass die Kosten für die Sanierung genauso hoch sind wie die für einen Neubau, sagt Bold.
Grünes Licht für Neubau
Der Kreisausschuss gab am Montag dann grünes Licht für den Neubau an alter Stelle. In den nächsten Tagen schon soll die Ausschreibung für einen neuen Pächter rausgehen. „Denn ohne einen Betreiber wollen wir nicht investieren“, macht der Kreischef klar. Der „Neue“ sollte sich zum einen in die Planung mit einbringen und eigene Wünsche benennen können.
Zum andern müsste er laut Bold willens sein, schon für die kommende Saison das „Ausweichquartier“ zu übernehmen, das der Kreis am derzeitigen Standort als Übergangslösung anbieten will, damit Ausflügler und Wanderer sich auch heuer bei einer Rast stärken können.
Gebäude über 80 Jahre alt
Das Gebäude wurde 1932 erbaut und diente den Arbeitern des in der Nachbarschaft betriebenen Basaltsteinbruchs als Wohnung. 1972 übernahm es der Landkreis und baute es zur Gaststätte mit größerem Spielplatz und dem Jugendzeltplatz Farnsberg um. „Das Haus hat für Jung und Alt große Bedeutung“, sagt Bold. Es gehöre zur touristischen Infrastruktur der Rhön einfach dazu. Deshalb soll eine Unterbrechung des Besucherstroms verhindert werden.
Die Ausschreibung für einen Pächter wird am 10. April enden. Sollte sich ein solcher finden, kann der Architekt die Pläne für ein neues Haus vervollständigen, gibt Bold eine vorsichtige Prognose. Mit dem Neubau könnte man vielleicht im Sommer 2018 starten und das Gebäude über den Winter innen ausbauen, so dass es zum Sommer 2019 bezugsfertig wäre. Für Abbruch des alten Hauses und den Neubau sind laut Bold insgesamt zwei Millionen Euro Kosten angesetzt, die im Kreisetat bereits eingeplant sind.