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Bad Kissingen
Balaenognathus maeuseri: Verstorbener Bad Kissinger Forscher ist Namensgeber für einen außergewöhnlichen Flugsaurier
Matthias Mäuser bleibt unvergessen. Nach dem gebürtigen Bad Kissinger ist jetzt ein Fossil benannt. Was es mit dem Balaenognathus maeuseri auf sich hat.
Der gebürtige Bad Kissinger Matthias Mäuser hat vor seinem Tod 2021 unter anderem mit Ausgrabungen in Wattendorf aufhorchen lassen.
Foto: Matthias Merz | Der gebürtige Bad Kissinger Matthias Mäuser hat vor seinem Tod 2021 unter anderem mit Ausgrabungen in Wattendorf aufhorchen lassen.
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:47 Uhr

Einen der größten Erfolge seiner Laufbahn erlebt Dr. Matthias Mäuser leider nicht mehr. Ein deutsch-englisches Team von Wissenschaftlern hat ein Fossil nach seinem Mitentdecker Mäuser, dem leidenschaftlichen Forscher mit Wurzeln in Bad Kissingen, benannt.

Zu Mäusers Ehren trägt das Fossil eines Flugsaurier laut Naturkundemuseum Bamberg, wo das Relikt ausgestellt ist, jetzt den Gattungsnamen Balaenognathus maeuseri. Mäuser starb im Jahr 2021 während der Arbeiten als Mitautor an den Studien über den Fund im Alter von 64 Jahren. Bis zuletzt hatte er in Bamberg gelebt.

Matthias Mäuser war schon als Kind mit dem Geologie-Hämmerchen unterwegs

Die Leidenschaft für die Wissenschaft kam nicht von Ungefähr. In seiner Geburtsstadt Bad Kissingen begeisterte sich Mäuser bereits in jungen Jahren für die Archäologie. "Er lief schon als Kind und Jugendlicher mit einem Geologie-Hämmerchen herum", erinnert sich ein Angehöriger im Gespräch mit dieser Redaktion.

Geweckt wurde Mäusers Forscherdrang unter anderem durch erste Exkursionen bei Rottershausen, wo es im Boden viele Versteinerungen zu finden gibt. Bald nahm der junge Forscher für seine Erkundungen Anfahrten ins Nördlinger Ries und nach Sollhofen auf sich, bevor er dann sein Hobby zum Beruf machte.

Die entdeckte Saurierart sorgte in der Fachwelt für Aufsehen

Besonders belohnt wurde Mäusers wissenschaftliches Arbeiten 2011, als er bereits Leiter des Naturkundemuseums Bamberg war. Sein Forscherteam fand im oberfränkischen Wattendorf das fast vollständig erhaltene Skelett eines Flugsauriers, der jetzt eben unter dem Namen Balaenognathus maeuseri in die Erdgeschichte eingeht.

Die ungewöhnliche neue Flugsaurierart sorgte mit ihren langen Beinen, löffelförmigem Schnabel und mehr als 400 teils hakenförmigen Zähne für Aufsehen in der Fachwelt.

Fossil weist ungewöhnliche Form der Zähne auf

Erst kürzlich erfolgte nun die Namensgebung durch das deutsch-englische Forscherteam. Der Gattungsname bedeute übersetzt Walkiefer, teilte das Museum mit. In der Domstadt ist das fast vollständige Skelett des Flugsauriers zu sehen. Der Name spielt darauf an, dass der Saurier seine Nahrung vermutlich wie ein Bartenwal aus dem Wasser filterte, erklären die Wissenschaftler.

Das Forscherteam unter Federführung der Universität Portsmouth findet vor allem die Form der Zähne bemerkenswert: "Einige Zähne haben einen Haken am Ende, was so zuvor noch nie bei einem Pterosaurier gesehen wurde", teilte Hauptautor David Martill mit. Die Haken habe das Tier vermutlich benutzt, um winzige Krabben zu fangen. Die Studie erschien im Journal "PalZ" der Paläontologischen Gesellschaft.

Das Skelett des Balaenognathus maeuseri ist im Naturkundemuseum Banberg zu sehen und sehr gut erhalten. 
Foto: Naturkunde-Museum Bamberg | Das Skelett des Balaenognathus maeuseri ist im Naturkundemuseum Banberg zu sehen und sehr gut erhalten. 

Der Pterosaurier lebte demnach vor rund 154 Millionen Jahren in der damaligen flachen Lagunenlandschaft der Region. Die Zähne lassen den Fachleuten zufolge auf eine für Flugsaurier außergewöhnliche Ernährungsweise schließen: Balaenognathus maeuseri nutzte vermutlich seinen löffelförmigen Schnabel, um Wasser einzusaugen. Durch die Zähne presste er dann überschüssige Flüssigkeit wieder raus, wobei Garnelen und Ruderfußkrebse in seinem Maul hängen blieben.

Das gut erhaltene Skelett hatten Forschende im Herbst 2011 zufällig gefunden, als sie in dem Steinbruch bei Wattendorf im Landkreis Bamberg einen großen Kalksteinblock bargen, der Krokodilknochen enthielt. "Das Tier muss fast unmittelbar nach seinem Tod im Sediment begraben worden sein", vermutet Martill.

Matthias Mäuser machte das Bamberger Naturkundemuseum überregional bekannt.

Matthias Mäuser leitete das Naturkundemuseum Bamberg von 1988 bis zu seinem Tod. Er wurde 1957 in Bad Kissingen geboren. Nach dem Studium der Geologie und Paläontologie an der Universität Würzburg promovierte er dort auch. Eine Höhepunkt seines Wirkens am Naturkundemuseum in Bamberg war die Wiedereröffnung des aufwändig restaurierten Vogelsaals mit über 200.000 Objekten. Durch viele Ausstellungen machte er das Museum zu einer überregionalen Anlaufstelle.

Bei Führungen und Vorträgen weckte Mäuser auch abends und an den Wochenenden Interesse an seinem Fachgebiet. "Mit den wissenschaftlichen Ausgrabungen in den Wattendorfer Plattenkalken ab 2004 ist sein Name unauslöschlich mit der Paläontologie des Fränkischen Jura verbunden", heißt es in einer Würdigung des Vereins der Freunde des Naturkundemuseums Bamberg zu dem engagierten Sohn der Stadt Bad Kissingen.

Mit Material von dpa

 
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