Pläne hat er schon, wie er das Naturkunde-Museum Bamberg noch attraktiver machen kann. "Doch den Vogelsaal rühre ich nicht an", versichert der neue Leiter Dr. Oliver Wings nachdrücklich. Diese Schatzkammer des Museums ist schließlich weltweit der einzige original erhaltene Schauraum aus dem 19. Jahrhundert. Ein historisches Naturalienkabinett, das auf das Gründungsjahr 1791 zurückgeht: "Dieser alte Bestand ist fantastisch", schwärmt Wings. Er ist seit August wissenschaftlicher Leiter des Naturkunde-Museums und damit Nachfolger des 2021 verstorbenen Dr. Matthias Mäuser.
Der Geowissenschaftler und Paläontologe bringt weitreichende Erfahrungen in der Betreuung geologischer, mineralogischer und paläontologischer Sammlungen sowie in der Konzeption und Umsetzung von Ausstellungsprojekten mit. Zuletzt war der 49-Jährige Kurator der Geowissenschaftlichen Sammlungen an der Universität Halle-Wittenberg und verantwortlich für die einschlägigen Sammlungen der Martin-Luther-Universität.
Nach der Promotion 2004 an der Universität Bonn mit einer Arbeit über "Identifikation, Verbreitung und Funktion von Gastrolithen bei Dinosauriern und lebenden Vögeln mit Schwerpunkt auf Straußen" folgten diverse wissenschaftliche Stationen, unter anderem als Kurator im Museum für Naturkunde in Berlin. Forschungs- und Grabungsprojekte führten Wings auch ins Ausland, zum Beispiel nach China, wo neue Fundstellen von Dinosaurier-Fossilien entdeckt wurden.
Überhaupt liegt sein Forschungsschwerpunkt auf "jurassisch terrestrischen Wirbeltieren" - also auf Dinos. "Jedes Naturkunde-Museum hat seinen eigenen Dino verdient", sagt Oliver Wings lachend und hofft auf einen solchen Fund in den Oberjura-Plattenkalken von Wattendorf, wo das Bamberger Haus eigene Grabungen unternimmt. "Die Häufigkeit der Wattendorfer Fossilfunde in Kombination mit der exzellenten Fossilerhaltung und der frühen Entstehungszeit sind einzigartig", erklärt der Museumsleiter. Wattendorf sei für ihn ein wesentlicher Grund für den Stellenwechsel gewesen, fügt er hinzu.
Auch die alten Sammlungsbestände, die Einbindung des Bamberger etablierten Regionalmuseums in die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns und ein ambitioniertes Museumsteam haben ihn gereizt. "In Bamberg, als Stadt ein Traum, kann man noch etwas schaffen", ist sich der neue Museumsleiter sicher. Zumal das Bamberger Naturkunde-Museum über seine jetzige Eigentümerin, die Lyzeumsstiftung Bamberg, eng mit der örtlichen Universität verbunden ist.
Universitätskanzlerin Dr. Dagmar Steuer-Flieser, die zugleich Vorstandsvorsitzende der Lyzeumsstiftung ist, sieht darüber hinaus weitere Anknüpfungspunkte: "Zahlreiche Veranstaltungen und gemeinsame Projekte haben in den letzten Jahrzehnten gezeigt, dass es auch inhaltlich zwischen Naturkunde-Museum und Universität viele Schnittstellen und Kooperationsmöglichkeiten gibt." Diese Zusammenarbeit solle intensiviert und erweitert werden, nennt Steuer-Flieser ein Ziel.
Zielvorgaben setzt sich auch Oliver Wings, um "die Sammlung zukunftssicher zu machen", wie er sagt. Dringlichstes Anliegen sei die Suche nach neuen Depots: "Wir haben ein enormes Platzproblem in dem altehrwürdigen Haus." Sammlungsschränke hätten beispielsweise einen Zwischenboden, anderes sei erst gar nicht ausgepackt, so Wings. Ferner möchte er das Museum barrierefrei gestalten, den Eingangsbereich innen wie außen "aufhübschen", den Inventarisierungsstau abbauen oder regionale Schwerpunkte wie die Paläontologie "besser präsentieren". Er wolle bei allen Plänen "modulweise vorgehen", die beliebten Sonderausstellungen nicht vernachlässigen und auch aktuelle Entwicklungen in der Natur aufgreifen, etwa das Insektensterben durch den Klimawandel.
„Ich habe keinerlei Ambitionen, noch einmal die Stelle zu wechseln“, betont Oliver Wings, der in Erfurt aufgewachsen ist, in Erlangen studierte, in Berchtesgaden seine Bundeswehrzeit verbrachte. Er wolle in der "jung gebliebenen Stadt Bamberg bleiben". Und "wenn alle Touristen auch ins Naturkunde-Museum kommen, habe ich das Ziel erreicht".