Klemens Ludwig (63) studierte in Tübingen Theologie und Anglistik, arbeitete dann bei der Gesellschaft für bedrohte Völker und war ab 1989 als freier Journalist tätig. Heute ist er Autor und Publizist und gilt in Fachkreisen als Tibetkundler, weil er das Land von zahlreichen Reisen sehr gut kennt. Er bekam bereits den Journalistenpreis Astrologie überreicht und ist seit 2015 Vorsitzender des Deutschen Astrologen-Verbands (DAV). Anlässlich des DAV-Fachkongresses vom 27. bis 29. September in Bad Kissingen fragten wir ihn unter anderem, ob man durch das rechte Deuten der Sterne zum Verlierer, beziehungsweise Gewinner werden kann.
Sie waren 2018 zum ersten Mal mit dem Kongress in Bad Kissingen. Standen die Sterne also auch 2019 wieder gut für Bad Kissingen als Veranstaltungsort?
Die Sterne standen tatsächlich wieder gut (lacht). Wir hatten 2018 einen hervorragenden Kongress, sowohl von den Referenten, als auch von den Teilnehmern her. Nach Auswertung unserer internen Befragung, die wir am Ende der Tagung immer machen, schnitt der Kongress 2018 als der zweitbeste in 20 Jahren ab.
Dieses Jahr geht’s um den Schwerpunkt "Geld und Macht in der Astrologie". Auf den ersten Blick scheint das nicht zusammenzupassen. Aber es gibt ja sicher reiche Leute und Politiker, die sich Horoskope stellen lassen, oder?
Das ist aber nur ein Aspekt. Wir hatten ein anderes Ziel vor Augen, denn auch wir Sternengucker müssen uns im realen Leben orientieren. Weil wir Menschen alle im Materiellen verankert sind, haben wir 2019 dieses Motto gewählt. Aus Reichtum ergibt sich Macht. Aber auch, oder gerade wenn man reich ist, kann das die Basis für spirituelle Erfahrungen sein. Das wollen wir verbinden, denn das Materielle und das Spirituelle gehören zusammen.
Dass es in Ihrer Branche die Sparte Wirtschafts-Astrologie gibt, klingt interessant. Womit beschäftigt sich die genau?
Die Wirtschafts-Astrologie ist keine unbedeutende Sparte. Sie gehört zur Mundan-Astrologie, dem Zweig unseres Fachs, der sich mit den globalen Entwicklungen beschäftigt. Wahl-Prognosen beispielsweise werden von Mundan-Astrologen erstellt. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Als Donald Trump 2016 als Präsidentschaftskandidat antrat, rechnete wohl zunächst kaum jemand damit, dass er eine Chance hat. Jedoch zwei Drittel der Prognosen, die damals von Mundan-Astrologen erstellt wurden, setzten auf ihn als neuen Präsidenten, allein basierend auf den Konstellationen der Planeten für ihn und seine Konkurrentin Hillary Clinton. Und siehe da, im November 2016 gewann er die Wahl. Ich hatte damals auch auf ihn gewettet, aber nicht weil ich ihn besonders schätze, sondern weil er eben die besseren Konstellationen hatte.
Wie kann man denn in der Wirtschaft solche Ereignisse voraussehen?
In der Wirtschafts-Astrologie beobachtet man die Zyklen der langsam laufenden Planeten, wie zum Beispiel Jupiter oder Saturn. Derzeit läuft der Jupiter zum Beispiel durch das Tierkreiszeichen Schütze, das Anfang Dezember endet. Das werten Astrologen als wirtschaftlichen Aufschwung. Ende 2019 wird der Jupiter zunächst den Steinbock, ein Jahr später den Wassermann und dann die Fische durchlaufen. Anerkannte Leute, wie zum Beispiel der US-amerikanische Psychologe und Börsen-Astrologie Raymond Merriman, sagen, damit sei weltweit ein Niedergang der Wirtschaft verbunden, der drei Jahre anhalten soll. Ende 2022 werde es dann aber wieder bergauf gehen.
Was sagen Sie als Experte? Kann man also durch das rechte Deuten der Sterne zum Gewinner oder Verlierer werden?
(überlegt) Eingeschränkt ja. Bei bestimmten Projekten kann man das in Anspruch nehmen. Man sollte beispielsweise kein Geschäft gründen, wenn der Neptun einen starken Einfluss auf das persönliche Horoskop ausübt. Eine solche Epoche ist eher geeignet, nach innen zu schauen. Wenn jedoch Jupiter günstig steht, sollten Außen-Aktivitäten von Erfolg gekrönt sein. Da kann die Astrologie schon eine Hilfe sein, denn sie ist die Lehre von der heute weitgehend vergessenen Zeit-Qualität.
Spannende Sache. Halten Sie es tatsächlich für möglich, dass jemand reich werden kann, weil es in den Sternen steht? Also ein guter Weg für Börsenspekulanten?
Börsen-Spekulanten wenden sich tatsächlich manchmal an Astrologen. Aber wer an der Börse spekulieren will, kann zunächst mal sein Geburtshoroskop genauer anschauen. Da erkennt man schnell, ob man zum Spekulieren überhaupt taugt. Auch hier gilt: Wenn man die Zyklen der Planeten beobachtet, kann man zum Beispiel Krisen voraussehen, wie das dem Schweizer Astrologen Claude Weiss gelang, als er die Wirtschaftskrise von 2008 weit vorher benennen konnte.
Und jetzt die Scherzfrage: Wie müssen die Sterne denn stehen, wenn man im Lotto gewinnen will? Sollte man da vielleicht besonders auf die Venus-Konstellation achten?
(lacht) Wenn das so einfach wäre, wären ja wir Astrologen alle längst reich. Aber in der Tat schätzt man die Venus in der Tat nicht nur als Planeten der Liebe, sondern auch des materiellen Besitzes. Also gut, (lacht wieder) vielleicht sollte man die Venus am Wochenende tatsächlich mal im Auge behalten.