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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Warum's mit dem See-Shuttle nun doch weitergeht
Kaum jemand saß in den Freizeitbussen drin, die der Landkreis 2019 erstmals durch den östlichen Landkreis Richtung Ellertshäuser See schickte. Ändert sich das 2020?
Ein Eldorado für Schwimmer und Paddler: der Ellertshäuser See. Da lohnt es sich doch, im Sommer mal vom Landkreis Bad Kissingen aus mit dem Bus hinzufahren.
Foto: Helmut Glauch | Ein Eldorado für Schwimmer und Paddler: der Ellertshäuser See. Da lohnt es sich doch, im Sommer mal vom Landkreis Bad Kissingen aus mit dem Bus hinzufahren.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:30 Uhr

Auf die Freizeitbus-Linien an Wochenenden und Feiertagen ist man im Landkreis schon ein bisschen stolz. Der Bäderland-Bus zum Beispiel steuert auf seiner Fahrt durch zwei Landkreise alle fünf Kurorte der Region an. 2019 war der Kreuzberg-Bus zum ersten Mal  sechs Monate lang regelmäßig auf Tour.  Das neue Angebot schlug ein wie eine Bombe, vor allem auf dem Teilabschnitt von Bad Kissingen zum Kreuzberg war sehr viel los (wir berichteten). Der Freizeitbus zum Ellertshäuser See hingegen, der 2019 ebenfalls zum ersten Mal für drei Monate gestartet wurde, blieb weitgehend ungenutzt. Soll der sogenannte See-Shuttle nun sterben oder nicht? Im Wirtschafts- und Umweltausschuss am 20. Januar gab man der neuen Linie eine zweite Chance.

Interessante Linie

Eigentlich ist diese Route eine interessante Verbindung. Gäste und Einheimische kommen mit dem Bus nicht nur bequem von Bad Kissingen nach Oerlenbach, Rottershausen (Bahnanschluss), Rannungen und an den Ellertshäuser See. Was viele aber offenbar unterschätzen: Man kann auch umgekehrt von den Ortschaften aus mit dem Bus nach Bad Kissingen fahren und dort in den Bäderland- oder den Saaletal-Bus umsteigen, beziehungsweise den Kreuzberg-Shuttle nehmen.

Auch auf dem Ellertshäuser See anzutreffen: Paddler im Sitzen und im Stehen.
Foto: Uwe Eichler | Auch auf dem Ellertshäuser See anzutreffen: Paddler im Sitzen und im Stehen.

Die relativ neue Verbindung zum Ellertshäuser See ist aber offenbar noch nicht im Bewusstsein der Menschen angekommen, wie die Bilanz des ÖPNV-Beauftragten Michael Schäder vor ein paar Wochen zeigte. Während 2019 in sechs Sommermonaten rund 4600 Leute mit dem Bus zum heiligen Berg der Franken wollten, lösten in den drei Betriebsmonaten des See-Shuttle lediglich 162 Menschen ein Ticket.

Ohne Werbung gestartet

Allerdings war die Linie zum Ellertshäuser See auch quasi von heute auf morgen und ohne jegliche Werbung gestartet worden. Im Mai 2019 hatte der Wirtschaftsausschuss den Bussen zugestimmt. Der Fahrplan war damals noch im Rohentwurf. Im Juni verkehrten dann schon die ersten Busse. Möglicherweise wäre das neue Angebot weitaus besser genutzt worden, wenn man es in den Tourist-Stellen zuvor auch entsprechend beworben hätte.

Trotz der schlechten Auslastung soll der See-Shuttle vorerst nicht sterben, meinen Bürgermeister aus dem östlichen Landkreis. "Man müsste mehr in die Werbung gehen", sagt beispielsweise Maßbachs Bürgermeister Matthias Klement im Gespräch mit dieser Redaktion. Man sollte den Leuten in den Kommunen klarmachen, dass sie künftig per Bus bequem auch von Maßbach oder Rannungen aus nach Bad Kissingen und sogar bis zum Kreuzberg kommen, so Klement. Seiner Ansicht nach könnte man für die Linie sogar mehr Nutzer gewinnen, wenn man die Route über Münnerstadt und Poppenlauer ausdehnen würde.

Umweg Poppenlauer

Bei der Ausschusssitzung im Mai 2019 hatte auch Kreisrat Achim Bieber (SPD) wissen wollen, ob der Bus auch über Poppenlauer fahren könnte. Dies hatte die Kreisverwaltung untersuchen wollen. Für den Umweg über Poppenlauer müsste man jedoch weitere sieben Minuten Fahrzeit einrechnen, hieß es jetzt im Wirtschafts- und Umweltausschuss. Dies würde dazu führen, dass Fahrgäste ihre potenziellen Anschlüsse in Rottershausen (Bahn) und Bad Kissingen (andere Freizeitbusse) nicht mehr erreichen könnten, folgerte man daraus. Deshalb sei Poppenlauer nicht in den Fahrplan einzubauen. 

Es sei lobenswert, dass der Landkreis mit der Linie zum Ellertshäuser See versuche, den östlichen Landkreis mit anzubinden, sagt Rannungens Bürgermeister Fridolin Zehner auf Anfrage dieser Redaktion. "Die Rannunger nutzen den Bus allerdings nicht." Vor allem die jungen Leute würden auf das Auto setzen, weil sie damit nicht zeitlich gebunden sind und weil sie dann zum Schwimmen oder Paddeln am See alles Mögliche im Auto transportieren könnten. 

Veränderte Haltung zum Bus

Nach Ansicht von Bürgermeister Egon Klöffel (Thundorf) sollte man die Fahrt mit dem Bus Richtung Ellertshäuser See möglichst kurz halten. Wenn er über zu viele Ortschaften gondle, fahre gar kein Mensch mehr mit, weil das zu lange dauert. Deshalb sei es für ihn nicht erstrebenswert, dass der Bus auch über Thundorf fährt. Insgesamt hätten die Leute aber den "Bezug zum Bus" verloren. Früher habe der Busverkehr eine wichtige Stellung im Leben der Leute gehabt, sagt Klöffel, allein schon weil die meisten Arbeiter mit dem Schicht-Bus zur Großindustrie nach Schweinfurt fuhren.

Die Mitglieder des Wirtschafts- und Umweltausschusses wollen dem See-Shuttle jedenfalls noch eine Chance geben und stimmten der erneuten Bestellung des See-Shuttle zu. Der Busverkehr soll an Wochenenden und Feiertagen aufrechterhalten werden - und das sogar einen Monat länger, nämlich vom 1. Mai bis 6. September.  Landrat Thomas Bold  zeigte Zuversicht: "Wir sind mit der Bestellung heuer früher dran und können die Linie zeitig bewerben."

 
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