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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Mohammad Schadab boxt sich durch - im Ring und im Leben
Der Boxer vom TSV Bad Kissingen ist Deutscher Meister im Mittelgewicht. Warum er nicht reisen darf und was dem Pflege-Fachmann zum vollkommenen Glück noch fehlt.
Mohammad Shadab, Boxer aus Bad Kissingen, ist Deutscher Meister im Mittelgewicht.
Foto: Jürgen Schmitt | Mohammad Shadab, Boxer aus Bad Kissingen, ist Deutscher Meister im Mittelgewicht.
Bearbeitet von Jürgen Schmitt
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:48 Uhr

Schon als Kind war Mohammad Shadab ein Kämpfer. Notgedrungen, um sich auf der Straße zu behaupten. Um zu überleben im Osten von Afghanistan. Mittlerweile trifft der 24-Jährige seine Gegner nur noch im Ring. Dafür kam der Kampf mit der Bürokratie dazu.

Shadab ist seit wenigen Tagen Deutscher Meister im Boxen, genauer gesagt im Mittelgewicht bis 75 Kilogramm. Seine drei Kämpfe hatte der Sportler vom TSV Bad Kissingen in Heidelberg allesamt überzeugend nach Punkten gewonnen. Damit hat die Kurstadt einen nationalen Champion, allerdings ohne deutschen Pass.

Als Boxer muss Mohammad Shadab (rechts, im Kampf mit dem Nürnberger Stefan Schlögel) einstecken und austeilen können.
Foto: Heiko Becker | Als Boxer muss Mohammad Shadab (rechts, im Kampf mit dem Nürnberger Stefan Schlögel) einstecken und austeilen können.

Nur geduldet ist der junge Mann, wie es im offiziellen Sprachjargon heißt. Die Duldung wird, von Ausnahmefällen abgesehen, mit einer Gültigkeit von bis zu sechs Monaten erteilt. Und das, obwohl Shadab, der im Bad Kissinger Stadtteil Hausen in einer WG lebt, ein Musterbeispiel gelungener Integration ist.

Der Sportler vom TSV Bad Kissingen spricht nicht nur ausgezeichnet deutsch, sondern hat sich auch ein berufliches Standbein aufgebaut als Pflege-Fachmann in der Bad Kissinger Caritas-Einrichtung St. Elisabeth. "Ich wollte einen Beruf erlernen, in dem ich mit Menschen zu tun habe", sagt Shadab, hinter dem eine intensive Zeit liegt.

Denn parallel zu den Deutschen Meisterschaften galt es sich auch auf die Abschluss-Prüfungen vorzubereiten. Bei der Caritas hatte der Afghane erst ein Praktikum gemacht, sich im Integrations-Jahr schließlich zum Pflege-Fachhelfer ausbilden lassen. Gute Noten ermöglichten die dreijährige Ausbildung zum Pflege-Fachmann.

"Dass wir ihn übernehmen, war überhaupt keine Frage. Es gibt in diesem Beruf schließlich nur wenige Männer. Mohammad hat eine tolle Art, mit Menschen umzugehen. Er ist sehr empathisch, aber auch professionell und auch bei den Kolleginnen und Kollegen sehr beliebt", schwärmt Einrichtungsleiterin Sonja Weth.

Auslandsreisen sind geduldeten Flüchtlingen in der Regel nicht gestattet

Dass die Duldung am vorhandenen Arbeitsplatz hängt, sorgt bei Mohammad Shadab für ein gewisses Maß an Stabilität. "Aber ein deutscher Pass würde mir natürlich viel bedeuten. Für die Psyche, aber auch, weil ich dann endlich reisen und mir Träume erfüllen könnte."

Mitte September steht ein Wettkampf mit dem Landeskader in Wien an. Bleibt die Frage, ob der geduldete Flüchtling überhaupt in die österreichische Kapitale darf. Denn: Auslandsreisen sind geduldeten Ausländern in der Regel nicht gestattet. Mit der Ausreise, selbst wenn es nur ins benachbarte Ausland ginge, wäre die Duldung erloschen. Ausnahmen erfolgen nur in begründeten Einzelfällen.

"Die Problematik war mir so gar nicht bewusst. Aber die Startgenehmigung sollte kein Problem sein, das kläre ich mit dem Präsidium", sagt Kai Melder, Leitender Verbandstrainer im Bayerischen Amateurboxverband. Aber der 56-Jährige ist sich auch bewusst, "dass dem Landes-Verband da die Hände gebunden sind. Mit einem Bundeskader-Status ginge auf der politischen Ebene vielleicht mehr."

Seine Familie in Afghanistan hat Mohammad Shadab seit elf Jahren nicht gesehen. "Natürlich telefonieren wir regelmäßig. Dass ich Deutscher Meister bin, haben die erst geglaubt, als ich Bilder geschickt habe. Meine Eltern und Geschwister, für die ich auch ein Vorbild bin, sind superstolz." Grundsätzlich ist eine Einbürgerung nach acht Jahren anrechenbarem Aufenthalt möglich. Bis dahin wird Mohammad Shadab weiterkämpfen, auch abseits des Rings.

 
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Kommentare
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  • ThomasK.
    Thomas K. Bad Kissingen

    Immer erst mal an die eigenen Bürgerinnen denken.
    Da gibt es auch Millionen von Leistungsträgerinnen.
    Entweder alle gerecht behandeln oder keinen….
    Wäre demokratisch.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    @TK: Demokratie? Gerechtigkeit? Da fühlt sich aber einer betrogen ...🤣
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  • dbuettner0815@gmail.com
    @Thomas: Was verstehen Sie denn unter "eigene" Bürger? Das kommt schon äußerst seltsam daher, was Sie so schreiben - und gar denken! 🤣
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  • sportplatz
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Funkenstern
    Gebts ihm einfach. Er hat es sich verdient. Aber es ist wie immer, derjenige, der Leistung bringt, bekommt den Tritt.
    Armes Deutschland
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  • ThomasK.
    Thomas K. Bad Kissingen

    Was ist jetzt das Besondere an der Geschichte?
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  • dbuettner0815@gmail.com
    @Thomas: Na dann überlegen Sie mal - vielleicht kommen Sie noch drauf!
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