Nur noch einer stand Mohammad Shadab im Weg beim Erfüllen seines großen Traums: Peter Freiberger. Ausgerechnet der Kollege aus dem Bayerischen Landesverband wartete also im Endkampf der Deutschen Meisterschaft im Mittelgewicht (bis 75 kg). "Das war mein bislang stärkster Gegner, der ja auch schon eine Gewichtsklasse höher geboxt hat. Egal was passiert, wir bleiben Freunde, habe ich vor dem Kampf zu ihm gesagt", erzählt der 24-Jährige vom TSV Bad Kissingen , der schließlich alle drei Runden nach Punkten gegen den Oberfranken vom BC Bayreuth für sich entscheiden konnte, trotz einer Verwarnung vom Kampfrichter.
Es war zugleich der dritte Sieg für Shadab in diesen Tagen am Olympiastützpunkt Heidelberg mit Finalentscheidungen in acht Gewichtsklassen der Frauen und zwölf Gewichtsklassen der Männer. 14 Landesverbände hatten Athletinnen und Athleten in die Universitätsstadt am Neckar entsandt. Mit fünf Goldmedaillen war Bayern schließlich das erfolgreichste Bundesland.
Das Freilos war kein Glücksfall
Das Freilos der ersten Runde sparte Energie, "aber ich hätte gerne gekämpft, um meine Nervosität abzubauen. Ich hatte schließlich gut trainiert und war bestens vorbereitet", sagte Shadab, der tags darauf dennoch auf den Punkt da war gegen Alexander Bukriev. Auch gegen den 1,90 Meter Hünen aus dem Landesverband Berlin gewann der TSV-Boxer die drei Runden über je drei Minuten und erfüllte sich seinen Finaltraum mit einem weiteren Punktsieg gegen den Niedersachsen Misha Feroyan. Einmal mehr hatte die Schnelligkeit und Beweglichkeit den Ausschlag zu Gunsten des Bad Kissingers gegeben, der vor kurzem auch erfolgreich seine Ausbildung zum Pflege-Fachmann hinter sich brachte und in Bad Kissingen in der Caritas-Einrichtung St. Elisabeth arbeitet. Als Flüchtling nach Deutschland gekommen, hat der junge Mann damit auch beruflich sein Leben in die eigenen Hände genommen.
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"Mohammad hat eine gute Beinarbeit, ein hohes Maß an Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit. Aber er besitzt auch eine hohe soziale Kompetenz und eine intrinsische Motivation", sagt Kai Melder. Der Leitende Verbandstrainer im Bayerischen Amateurboxverband hat den 24-Jährigen schon länger im Landeskader, wo sich Shadab parallel zum Training im Verein gezielt und nicht zuletzt dank starker Sparringspartner weiterentwickeln konnte. Über die anspruchsvollen Lehrgänge des Verbandes hatte sich der TSV-Boxer, der mittlerweile über 50 Fights in seinem Kampf-Pass stehen hat, schließlich bei seinen Landes-Trainern für die Deutsche Meisterschaft empfehlen können. Seinen Titel hat der 24-Jährige übrigens mehr als bescheiden gefeiert: mit Freunden und Pizza. "Ich bin nicht so der Party-Typ. Ich fokussiere mich auf den Beruf und den Sport", sagt Mohammad Shadab.
Eine Bestätigung für die gute Arbeit im Verein
Dieser nationale Titel ist nicht zuletzt eine Bestätigung für die gute Arbeit innerhalb der Boxabteilung im TSV Bad Kissingen . "Ich bin jetzt 33 Jahre Box-Trainer, aber das ist ein Highlight in meinem Leben. Zumal ich hier ja quasi bei Null angefangen habe nach der Auflösung des BC 77", sagt Edgar Feuchter, der in Heidelberg dabei war und mit seinen 68 Jahren noch lange nicht ans aufhören denkt: "So ein Erfolg spornt mich an weiterzumachen", sagt der pensionierte Polizist, der bei der anstehenden Boxnacht am 5. November also einen Deutschen Meister wird ankündigen können.