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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Landkreis gibt 95 000 Euro für Kissinger Hütte
Die Wanderhütte steht auf Rhön-Grabfeld-Gemarkung, gehört aber einem Bad Kissinger Verein. Warum der Kreistag zum Erhalt dieses Ausflugsziels beitragen will.
An der Kissinger Hütte gibt's jetzt auch einen neuen Spielplatz.
Foto: Archiv Johannes Schlereth | An der Kissinger Hütte gibt's jetzt auch einen neuen Spielplatz.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 14.02.2024 21:43 Uhr

Die Renovierung der Kissinger Hütte am Feuerberg ist seit Februar 2020 im Gang. Doch von der Idee bis zur Ausführung waren es einige Jahre hin. 2017 stellte der Rhönklub-Zweigverein Bad Kissingen erstmals Pläne in der Hauptversammlung vor. Doch schnell kam die Frage auf, woher das Geld zu einer umfangreichen Renovierung kommen soll? Inzwischen gibt es eine Lösung.

Was die Kosten angeht, sei ein "wesentlicher Durchbruch" erzielt worden, hieß es dazu am Montag im Kreisausschuss. Zur Zukunftssicherung des traditionellen Wanderziels bei Langenleiten (Landkreis Rhön-Grabfeld) will nun auch der Landkreis Bad Kissingen sein Scherflein beitragen, denn schließlich liegt die Hütte unmittelbar an der Grenze zum Landkreis Bad Kissingen und zieht auch von dort zahlreiche Gäste an.

Ein Leck an der Wasserleitung

Am 13. Oktober 1914, zwei Monate nach Ausbruch des ersten Weltkrieges, hatten die Kissinger Rhönfreunde ihre Hütte auf dem 832 Meter hohen Berg in der Rhön eingeweiht. Schon nach Beendigung des Ersten Weltkriegs wurde das Wanderziel erweitert. Bis heute fanden dort mehrfach Umbauten und Modernisierungen statt. 1972 kam dann noch ein Betten-Anbau hinzu. Inzwischen gibt es in der Kissinger Hütte zehn Doppelzimmer mit Nasszelle und WC sowie fünf Mehrbett-Zimmer.

2017 kam es zu Tage: So sahen die alten Wasserrohre in der Kissinger Hütte am Feuerberg aus (im Bild Thomas Hammelmann, damals Vorsitzender des Rhönklub-Zweigvereins).
Foto: Archiv Ralf Ruppert | 2017 kam es zu Tage: So sahen die alten Wasserrohre in der Kissinger Hütte am Feuerberg aus (im Bild Thomas Hammelmann, damals Vorsitzender des Rhönklub-Zweigvereins).

Alles begann im Herbst 2015: Als die Wasserleitung leckte und Rohre ausgetauscht werden mussten, sah man die Bescherung. In den Leitungen hatten sich über die Jahrzehnte dicke Ablagerungen gebildet. Es stellte sich heraus, dass das Leitungssystem langfristig erneuert werden musste. Der Vorstand begann mit Planungen zur Renovierung.

Doch dann wurden im Lauf der Zeit weitere Mängel festgestellt, wie das bei alten Bauten, die saniert werden sollen, nicht selten der Fall ist. Es gab verschiedene Kostenschätzungen. Die neueste liegt nun bei 1,1 Millionen Euro, hieß es im Kreisausschuss.

In den vergangenen Jahren hatten sich die Mitglieder des Zweigvereins rund um den einstigen Vorsitzenden Thomas Hammelmann und den damaligen Wanderwart Manfred Egert, der im März 2020 zum Vorsitzenden gewählt wurde, sehr rührig gezeigt und allseits für Fördermittel zur Sanierung ihrer Hütte geworben. So verfassten sie im Juli 2018 beispielsweise Bittbriefe an verschiedene Politiker.

Förderverein sammelte Spenden

Im Frühjahr 2020 gründeten die Rhönfreunde schließlich, dann schon unter dem neuen Vorsitzenden Egert, den Förderverein "Freunde der Kissinger Hütte", um Mitstreiter für den Erhalt des Wanderziels zu finden und Spenden zu sammeln. Der Aufruf hat sich gelohnt. Inzwischen sind rund 130 000 Euro im Spendentopf gelandet, wie am Rande der Sitzung zu erfahren war.

Zudem habe die Bank einen Kredit zugesagt und man könne über die Pächter, Dennis und Diana Tisma, mit einem Zuschuss aus der Gaststättenförderung rechnen, hieß es am Montag im Ausschuss. Seitens des Marktes Burkardroth ist zudem ein Zuschuss in Höhe von 10 000 Euro bewilligt worden, der im Januar 2021 ausgezahlt werden soll. Die Gemeinde Sandberg, auf deren Gemarkung die Kissinger Hütte steht, hat bereits einen Zuschuss in Höhe von 20 000 Euro erbracht, indem sie einen Glasfaseranschluss finanzierte, sagte Bold.

Zuschüsse aus Kommunen und Landkreisen

Zudem habe der Rhönklub-Zweigverein beim Landkreis Rhön-Grabfeld einen Zuschuss in Höhe von 100 000 Euro, bei der Stadt Bad Kissingen Fördermittel in Höhe von 10 000 Euro und beim Landkreis Bad Kissingen eine Finanzspritze von 95 000 Euro beantragt.

"Die Hütte ist nun quasi fertig", sagt Vorsitzender Egert am Montag im Gespräch mit dieser Redaktion. So wurden unter anderem Strom- und Wasserleitungen runderneuert, die Brandschutzvorkehrungen wurden im Januar installiert, die Küche erstrahlt in neuem Glanz und es musste beispielsweise auch ein neuer Fettabscheider integriert werden, zählt Egert einige Maßnahmen auf. "Wir sind nur eine Handvoll Helfer. Die sind aber intensiv tätig", sagt der Vorsitzende nicht ohne Stolz.

Das Leitungssystem der Kissinger Hütte wurde 2020 an den Kanal in Langenleiten angeschlossen.
Foto: Archiv Marion Eckert | Das Leitungssystem der Kissinger Hütte wurde 2020 an den Kanal in Langenleiten angeschlossen.

Es gibt noch eine Finanzierungslücke

Das Bettenhaus sollte erst in den Jahren 2021/2022 renoviert werden. "Wir wollen aber schon im Frühjahr 2021 damit beginnen", so Egert weiter. Denn zur Zeit ist wegen Corona sowieso kein Hüttenbetrieb. Und wenn dann wieder Gäste kommen dürfen, will der Zweigverein mit den Arbeiten fertig sein, sagt Egert. Allerdings habe man noch eine Finanzierungslücke. "Wir hoffen auf weitere Spender."

Anfangs hatte der Rhönklub-Zweigverein gehofft, die Renovierung könnte vielleicht über das Leader-Programm gefördert werden. Unter diesem Aspekt hatte der Landkreis Bad Kissingen in seinem Etat einen Zuschuss für den Erhalt dieses touristischen Wanderziels eingestellt. Doch mit den EU-Geldern klappte es nicht. Der Zweigverein hatte seine Pläne auch stark modifiziert. Deswegen musste der Kreisausschuss am Montag beraten, ob die Fördermittel für die Rhönklub-Freunde auch unter den neuen Gegebenheiten im Etat drin bleiben. Zur Diskussion stand die Summe von 95 000 Euro. Im Kreisetat ist dieser Zuschuss unter der Rubrik "Förderung des Tourismus" eingepreist. Bold: "Die Frage ist also, wollen wir die Kissinger Hütte in der touristischen Infrastruktur der Rhöner Wanderziele sichern?"

Ist die Summe zu groß oder zu klein?

Fraktionssprecher Roland Limpert (PWG) sagte, er wolle die Förderung durch den Landkreis nicht in Frage stellen. Die in Aussicht gestellten Summen der beiden Rhön-Landkreise müssten sich jedoch stärker unterscheiden, fand er. Denn schließlich stehe die Hütte auf Rhön-Grabfeld-Gemarkung, der Landkreis dort müsse also grundsätzlich mehr Förderung gewähren als der Bad Kissinger Landkreis. Kreisrat Waldemar Bug (ÖDP) sah dies anders, weil die Hütte an der Grenze zum Landkreis Bad Kissingen liege, also auch zahlreiche Gäste aus dieser Region anziehe. "In Zeiten von Corona hat der Wander-Tourismus ohnehin zugenommen. Deshalb ist es wichtig, die Hütten in der Rhön zu erhalten."

Stellvertretender Landrat Gotthard Schlereth (Freie Wähler) war eher geneigt, den Nachbarlandkreis zu bitten, seine Förderung für die Kissinger Hütte zu erhöhen, als die Zuschuss-Summe des Landkreises Bad Kissingen abzusenken. "Der Landkreis hat erst das Berghaus Rhön saniert. Wir wissen, was das kostet und wie wichtig diese Ausflugsziele sind." Die Abstimmung erfolgte schließlich einstimmig.

 
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