Ab Herbst soll die Regionalvinothek im Alten Rathaus neu aufgestellt werden, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Bad Kissingen. Dann scheidet die Heiligenfeld GmbH als Betreiber aus.
Die Stadt als Eigentümer des Gebäudes ist bereits auf der Suche nach einer Nachfolge-Lösung. "Interessenten gibt es schon", sagt Oberbürgermeister Dirk Vogel auf Nachfrage dieser Redaktion. Bewerber für KissVino sollen nun die Möglichkeit bekommen, sich mit ihren Betreiberkonzepten vorzustellen.
Ob es einen nahtlosen Übergang nach der Sommersaison in die kältere Jahreszeit gibt, sei noch offen. Je nach dem Erfolg bei der Suche eine Nachfolgers sei unter Umständen mit einer vorübergehenden Schließung zu rechnen. Sie könne durchaus ein paar Wochen andauern, räumt Vogel ein.
"Zeit für neue Ideen"
Die Zwischenbilanz des Oberbürgermeisters klingt jedenfalls zuversichtlich: "Wir haben die Vinothek im Alten Rathaus gemeinsam von Punkt Null zu einem etablierten gastronomischen Anlaufpunkt in Bad Kissingen entwickelt. Jetzt ist es Zeit für neue Ideen und neues Engagement" ist er sich laut städtischer Mitteilung mit der Geschäftsführung und den Gesellschaftern der Heiligenfeld GmbH einig.
Einnahmeausfälle durch Corona seien nicht ausschlagend für den schon länger geplanten Schritt, ergänzt Vogel auf eine entsprechende Nachfrage. So habe er die Vinothek im zurückliegenden Sommer 2020 gut besucht erlebt.
Gehört nicht zum Kerngeschäft
Ein Grund für die Trennung ist möglicherweise, dass der Betrieb einer Vinothek nicht zum Kerngeschäft der Heiligenfelder gehört. Eingegangen waren das bestehende Pachtverhältnis Joachim Galuska als Geschäftsführer der Heiligenfeld GmbH und Oberbürgermeister Kay Blankenburg, die ja beide ihre Posten nicht mehr innehaben.
Ein Gemeinschaftsprojekt
Mit großen Erwartungen ist KissVino vor drei Jahren im alten Rathaus eröffnet worden. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Bad Kissingen, der touristischen Arbeitsgemeinschaft "Frankens Saalestück" sowie des Landkreises Bad Kissingen. Zuschüsse des Freistaates Bayern steuerte die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) bei.
Nach dem einvernehmlichen Start hatte es zwischen Stadt und dem Vinotheken-Betreiber bald Differenzen gegeben. Sie betrafen auch die Länge der Öffnungszeiten und die damit verbundenen Nutzungsmöglichkeiten der Sanitäranlagen.
Für Aufsehen hatte die Vinothek im Vorfeld des Kommunalwahlkampfes 2020 gesorgt. An der Fassade hatten Vertreter der Heiligenfeld GmbH mit Plakaten ihren Unmut über die Stadtverwaltung ausgedrückt. Anlass für die Auseinandersetzung waren verschiedene Interpretationen des Waldschutzgesetzes im Zusammenhang mit dem Wald für die Seele gewesen, den der Klinikbetreiber ausgewiesen hatte. Aktuell ist es um das Thema allerdings ruhig geworden.
"Wald für die Seele" ist nicht vom Tisch
Oberbürgermeister Dirk Vogel zeigt sich jedoch für einen neuen Anlauf offen. Gegenwärtig zeichneten sich im Freistaat Initiativen ab, den Wald im Umfeld von Kurstädten für Erholungszwecke besser nutzbar zu machen. Möglicherweise gebe es 2022 eine gesetzliche Neuregelung. Beobachtern ist klar: Davon könnte vielleicht sowohl der Wald für die Seele als auch das bisweilen angespannte Verhältnis zwischen Stadtverwaltung und Heiligenfeld GmbH profitieren.