Modisch oder schlicht respektlos? Was dürfen Schüler in der Schule tragen und was nicht? Und: Wie sinnvoll sind strenge Kleidervorgaben wie an der Realschule in Bad Kissingen? Über 120 Userkommentare verzeichnete diese Redaktion nur wenige Stunden nach Veröffentlichung eines Berichtes und Kommentares über das restriktive wie umstrittene Vorgehen des neuen Direktors.
Die Leserschaft ist gespalten, viele begrüßen das Verbot von „respektloser“ Kleidung, zu der auch sexistische Motto-T-Shirts und Kappen zählen, andere distanzieren sich prinzipiell von Kleiderstilvorgaben in Schulen. Dieser habe nichts mit schulischen Leistungen zu tun, zudem seien die DDR-Zeiten mit Uniform und Einheitskleidung rum. Die brauche wirklich keiner.
Andere kontern damit, dass das Tragen von Jogginghosen nichts mit eigenem Kleidungsstil zu tun habe: „Man sollte sich schon dem Anlass angemessen kleiden. Und die Jogginghose gehört in den Sportunterricht und in die eigenen vier Wände. Man geht damit ja auch nicht zur Arbeit, in die Kirche oder zur Hochzeit. Das sieht einfach unangebracht aus.“
Regeln der Schule akzeptieren vs. Freie Klamottenwahl
Eine andere Leserin schreibt, dass jede Schule ihre Hausordnung habe. „Und daran hat sich jeder zu halten!“, fordert sie. Es werde doch möglich sein, dass Kinder und Jugendliche Regeln akzeptieren könnten. „Das ist nicht zu viel verlangt!“
Manchen fehlen auch einfach die Worte angesichts eines schulischen Jogging-Hosen-Verbots im Jahr 2016. andere drücken es eher unverblümt aus: „Was für ein unnötiger Scheiß. Man sollte tragen dürfen, was man will.“
Auch viele Kurzkommentare für und wider des Vorgehens des Schulleiters sind zu finden: „Richtig so!“ , „Bad Kissingen gefällt mir immer besser!“ oder „Lächerlich . . .“
Ein Leser schreibt süffisant: „Wie jeder weiß, haben Leute, die Jogginghosen tragen, längst die Kontrolle über ihr Leben verloren.“ Damit spielt er auf ein Zitat von Modepapst Karl Lagerfeld an, der genau das einmal in der Talkshow von Markus Lanz geäußert hat. Dass es Lagerfeld indes nicht so streng gemeint haben kann, zeigen seine neusten Kreationen. Seine übellaunig dreinblickenden Models schlappen da zwar nicht mit Jogginghosen über den Laufsteg, doch mit ausgeleierten und durchlöcherten Leggins.
Jogginghose ist nicht gleich Jogginghose
Und genau hier, bei den Modetrends, muss man vielleicht ansetzen, um zu verstehen, dass Jogginghose eben nicht gleich Jogginghose ist. Sind die Kult-Couch-Buxen unter Umständen in Kombination mit Highheels und elegantem Top salon- oder gar schulfähig? Also, mit bauchfreiem Top oder in der Ultra-Kurzversion schon mal sicher nicht, denn genau diese Diskussion ist in der Region ja schon vor einem Jahr ausführlich geführt worden.
Im Mai 2015 hatte der Direktor des Würzburger Deutschhaus-Gymnasiums bundesweit für großen Wirbel um sein Minirock-, Hotpants- und bauchfreies-Top-Verbot gesorgt. Auch Jungs waren unmittelbar betroffen, natürlich nicht vom Minirock-Verbot, nein, höchst selbst! Die Präsentation mittels ärmelloser T-Shirts war fortan nicht mehr erlaubt. Und das in einem Sportgymnasium. Au weia!
Nicht nur Schüler, auch Eltern sind verunsichert. Es gibt nicht wenige Mütter und Väter, die auch gerne im trendigen Schlabberlook ins Büro kommen.
Die Diskussion wird sich fortsetzen
Und was ist eigentlich mit den modisch zerrissenen und löchrigen Jeans? Den „Must-Haves“ der Modewelt? Ist die gute alte Jogginghose dagegen nicht geradezu anständig und konservativ? Und was ist mit Tätowierungen? Mit Piercings? Mit dem neusten Trend zum grau gefärbten Haar bei Jugendlichen? Verletzt das unter Umständen grauhaarige Lehrer in ihrer Würde?
Und, die Frage aller Fragen: „Kann ein Lehrer motiviert arbeiten, wenn die Kids so schlabbrig daherlatschen?“ Eine Würzburger Schülerin hat darauf recht präzise und trocken gekontert: „Kann ein Schüler motiviert arbeiten, wenn der Lehrer üblen Mund- und Schweißgeruch hat? Das ist genauso ein ungepflegtes und respektloses Erscheinungsbild!“ Die Diskussion, so viel steht fest, wird weitergehen.
Hier wie dort, werden Scheinkonflikte mächtig aufgeblasen, mit einer gehörigen Portion Emotionen beladen, mit Klischees und Angstmythen überfrachtet, mit wüsten Spekulationen über die angeblich fatalen Folgen gewürzt, bis am Ende des Tages die halbe Nation vor Auf- und Erregung sich wie Psychopathen auf Freigang benimmt. :-o
Wenn wir an deutschen Schulen wirklich keine anderen *Probleme* haben, als den Streit um Rocklängen, Schlabberlook und ärmellose Tops, dann läuft wirklich etwas sehr schief in der Bildungsrepublik Deutschland. Marode Klassenzimmer, Lehrer mit unsicherenTeilzeitverträgen, überfrachtete Lehrpläne, usw. usf. wären Themen zum Streiten und Aufregen.
Ich gebe dem Direktor völlig Recht. Ein bisserl vernünftig angezogen, sollte der Schüler schon sein. Auch bei den Mädels, die da früh morgens im Sommer zur Schule latschen, sollte die Kleidung zu überdenken sein. Es gibt auch Schulen mit vorgeschriebener und einheitlicher Schulkleidung, was ich erstklassig finde.
Allerdings gibt es in Kissingen und Umgebung durchaus auch Lehrer/Lehrerinnen, denen man klar machen sollte, dass man schlecht angezogen, Schüler so nicht unterrichtet.
Eher üblich war, dass man an Tagen, an denen man Sport hatte, mit Trainingsanzug zur Schule gekommen ist. Schauen Sie sich mal Klassenbilder aus den 1970ern an.
Jede Zeit hat ihre Moden. Heutzutage, wo wir ja alle so tolerant sein müssen, sollte man sich doch nicht an Kleidung von Teenagern stören...
Gott sei Dank gibt es keine anderen Probleme an den Schulen, wie z. B. Mobbing, Drogen, etc.
Der Direktor ist wahrscheinlich nur darauf gekommen, da er selber keine Jogging-Hose tragen darf..
Peace out