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Aschach
Wagemutig in Krisenzeiten: Was Christoph Bauer in Aschach mit seiner Brauerei alles vorhat
Zunächst war das Bierbrauen Hobby und Nebenerwerb. 2019 kaufte Christoph Bauer die erste Sudanlage. Warum er jetzt hauptberuflich Brauer ist.
Hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht: Christoph Bauer aus dem Aschacher Ortsteil Neusetz an seiner bisherigen Sudanlage.
Foto: Isolde Krapf | Hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht: Christoph Bauer aus dem Aschacher Ortsteil Neusetz an seiner bisherigen Sudanlage.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:22 Uhr

"Vor knapp zehn Jahren rätselten ich und meine Geschwister, was wir unserem Vater zum Geburtstag schenken könnten. Dann hatten wir die Idee zu einem Brauerei-Kurs, denn schließlich hat das Bierbrauen in Aschach Tradition", sagt Christoph Bauer im Gespräch mit dieser Redaktion. Schon 1594 wurde von Fürstbischof Julius Echter (Mespelbrunn) in Aschach eine Brauerei errichtet. 

Letzte Besitzer der Brauerei Aschach sollen die Gebrüder Karl Heinrich und Ludwig Stolle gewesen sein, die den Betrieb 1896 kauften und ein neues großes Brauhaus nach dem Stil des Münchner Hofbräuhauses errichteten. Dies betrieben sie bis 1920.

Unter Fürstbischof Echter sollen zur damaligen Brauerei auch ein Wirtshaus und der fürstbischöfliche Eiskeller gehört haben, der Wirtshaus und Brauerei verband.

Diese Postkarte zeigt die damals schon modernere Dampfbrauerei, welche die Brüder Karl Heinrich und Ludwig Stolle im Stil des Münchner Hofbräuhauses um 1900 erbauten.
Foto: Private Sammlung Alfred Saam | Diese Postkarte zeigt die damals schon modernere Dampfbrauerei, welche die Brüder Karl Heinrich und Ludwig Stolle im Stil des Münchner Hofbräuhauses um 1900 erbauten.

Bei Vater Georg Bauer kam die Idee seiner Kinder zu einem Brauerei-Kurs 2011 im Haus der Schwarzen Berge super an. "Allein wollten wir ihn nicht hingehen lassen, also kamen meine zwei Schwäger und ich mit." Und wenn man das Bierbrauen sozusagen studiert, muss man natürlich auch in der Praxis üben. In der Familie Bauer wurde in der Folge privat gebraut. "Anfangs trafen wir uns einmal im Monat innerhalb der Familie und zum Kartenspielen", erzählt der 36-Jährige von den Anfängen seiner Braukunst.

"Ich hab dann Rezepte für verschiedene Biersorten ausprobiert."
Christoph Bauer, Bierbrauer

Ihm machte das neue Hobby schließlich so viel Spaß, dass er auch allein mal Hopfen und Malz mit Hefe und Wasser im Sudkessel ansetzte. "Ich hab Rezepte für verschiedene Biersorten ausprobiert. Auch Freunde kamen zu mir, um das Bier zu probieren und dann wurden die Leute im Dorf allmählich aufmerksam."

Christoph Bauer wurde klar: Das selbst gebraute Bier ist ein Genuss für Jung und Alt. "Die Leute kamen bei mir und meiner Frau Joy wieder mal zusammen und haben miteinander geredet." Der Hobby-Brauer aus dem früheren Aschacher Ortsteil Neusetz füllte sein Bier für die erste Kundschaft in Literflaschen ab und baute sich einen kleinen Kundenstamm auf.

"Ich kaufte 2019 eine Sudanlage und beschloss, das Brauen als Nebengewerbe auszubauen." Auf der BrauBeviale, der Investitionsgütermesse der Getränkewirtschaft, in Nürnberg fand Bauer das richtige Zubehör: eine Profi-Brauanlage der renommierten italienischen Firma Polsinelli (Hauptsitz Isola del Liri, unweit von Rom) – vorerst noch in kleinerer Ausführung.

Zur früher in Aschach bestehenden Brauerei unter Fürstbischof Julius Echter gehörte unter anderem auch ein Eiskeller (heute in Privatbesitz), der Wirtshaus und Brauerei miteinander verband.
Foto: Isolde Krapf | Zur früher in Aschach bestehenden Brauerei unter Fürstbischof Julius Echter gehörte unter anderem auch ein Eiskeller (heute in Privatbesitz), der Wirtshaus und Brauerei miteinander verband.

Bislang 400 bis 600 Liter pro Woche gebraut

Ein Sud ergab 100 Liter. Der Sud brauchte insgesamt sieben Stunden und vom Sud übers Gären und Reifen vergingen sechs Wochen, erklärt Bauer fachmännisch. Zwei Sude pro Tag setzte der Neusetzer üblicherweise an – und zwar ein- bis zweimal die Woche. Seit 2019 konnte er also etwas mehr brauen, der Kundenstamm wuchs an. Inzwischen zählen Bier-Liebhaber aus Aschach, Stralsbach, Bad Kissingen und sogar aus Würzburg zu seinen Kunden.

"Ich wollte gegen den Strom schwimmen und mal etwas auf- statt zumachen"
Christoph Bauer aus Neusetz

2019 kam auch Bauers Sohn Stefan zur Welt und der stolze Vater ging beruflich in Elternzeit. Der gelernte Industriemechaniker arbeitete zunächst längere Zeit bei der Firma FAG in Schweinfurt und später, nach der Übernahme, dann beim Schaeffler-Konzern. Interessant sei das schon gewesen. "Ich war überall in der Welt unterwegs", sagt Bauer.

Auf dem Schlossparkplatz in Aschach stand einst das große Brauhaus der Brüder Karl Heinrich und Ludwig Stolle. Erst 1969 wurden das alte Gebäude abgerissen.
Foto: Isolde Krapf | Auf dem Schlossparkplatz in Aschach stand einst das große Brauhaus der Brüder Karl Heinrich und Ludwig Stolle. Erst 1969 wurden das alte Gebäude abgerissen.

Aber irgendwann sei ihm klar geworden, dass ihn seine berufliche Tätigkeit langfristig nicht ausfüllt. 2021 kündigte er bei Schaeffler und beschloss, die heimische Brauerei – trotz wirtschaftlicher Krisen und beginnender Rezession – zu seinem Haupterwerb zu machen. "Ich wollte gegen den Strom schwimmen und mal etwas auf- statt zumachen", spielt Bauer auf Geschäfts- und Firmenschließungen an, die sich in den vergangenen Jahren überall häuften.

Irgendwann bekam man im Bad Bockleter Rathaus Wind von Bauers Plänen und sein Projekt wurde im Gemeinderat diskutiert. "Wir fragten ihn, ob er sich nicht für Fördermittel aus dem Regionalbudget der Allianz Kissinger Bogen bewerben will", sagt Bürgermeister Andreas Sandwall im Gespräch mit dieser Redaktion.

"Wir fragten ihn, ob er sich nicht für Fördermittel aus dem Regionalbudget bewerben will."
Andreas Sandwall, Bürgermeister Bad Bocklet

Mit dem Regionalbudget sollen nämlich engagierte Projekte unterstützt werden, welche die regionale Identität  – in diesem Fall alte Traditionen des Bad Bockleter Ortsteils Aschach – stärken. Das Regionalbudget der Allianz umfasst insgesamt 100.000 Euro. Es finanziert sich aus 90.000 Euro vom Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) und 10.000 Euro, die aus den Allianz-Kommunen kommen.

Im September 2021 bewarb sich Bauer mit einem umfassenden Konzept beim ALE. Seine Pläne kamen auch in der Allianz sehr gut an, so dass im Februar 2022 der Zuschlag erfolgte: Der Neusetzer konnte also nun mit 10.000 Euro aus dem Regionalbudget rechnen.

2021 richtete Christoph Bauer auf seinem Anwesen in Neusetz einen Brauerei-Stadl ein.
Foto: Isolde Krapf | 2021 richtete Christoph Bauer auf seinem Anwesen in Neusetz einen Brauerei-Stadl ein.

Das Konzept umfasst vier Kleinprojekte

Das Konzept, das er beim ALE einreichte, umfasst vier Kleinprojekte: die Brauerei, einen Brauerei-Stadl (den es schon seit mehr als einem Jahr gibt), einen Biergarten und einen Spielbereich für Kinder. Daraufhin konnte Bauer die neue Sudanlage guten Gewissens bestellen, die natürlich – wie sollte es anders sein – wieder von der renommierten Firma Polsinelli kommt.

Inzwischen ist diese Brauanlage eingetroffen, berichtet Bauer stolz. Allerdings muss sie noch eine Weile eingepackt bleiben, weil der Brauerei-Raum demnächst renoviert wird. Die neue Anlage zur Bierherstellung hat eine Kapazität von 450 Litern pro Sud. Bauer will auch künftig zweimal pro Tag brauen.

Die neue Sudanlage wird demnächst ausgepackt

Sobald die Räumlichkeiten renoviert sind und die neue Anlage steht, will Bauer wieder loslegen. Dann soll auch der Stadl wieder öffnen, wobei man  jetzt im Winter freilich beim Heizen auf die Gaspreise schauen muss, sagt Bauer.

Bislang war der Stadl freitags und samstags ab 17 Uhr geöffnet, allerdings mussten sich die Gäste von Christoph und Joy Bauer stets zuvor anmelden. Am Freitag gab es zum selbstgebrauten Bier dann Pizza aus dem Holzbackofen, am Samstag Grillhähnchen. Das will der Brauer aus Neusetz auch beibehalten, wenn die neue Sudanlage steht.

Infos:   www.facebook.com/aschach.brauerei/about und  www.instagram.com/brauerei.aschach oder ;  E-Mail: brauerei.aschach@t-online.de

 
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