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GRAFENRHEINFELD
Zähes Ringen um AKW-Rückbau
Es geht um Zwischenlager, um Sorgen der Bürger und um Wortungetüme wie „Bereitstellungshalle“. Der erste Tag des Erörterungstermins zum Abriss des Atomkraftwerks in Grafenrheinfeld erinnert stark an ein Theaterstück.
Zähes Ringen um AKW-Rückbau in Grafenrheinfeld       -  Der erste Tag des Erörterungstermins zum Abriss des Grafenrheinfelder Atomkraftwerks.
Foto: Anand Anders | Der erste Tag des Erörterungstermins zum Abriss des Grafenrheinfelder Atomkraftwerks.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:08 Uhr

Die Rollenverteilung ist schon nach wenigen Minuten deutlich. Preussen-Elektra verteidigt seine Antragsunterlagen, die Kritiker versuchen, die Schwachpunkte zu destillieren. Der Delegationsleiter des Energieunternehmens, Christian Müller-Dehn, ist in seiner Freizeit passionierter Schachspieler. Er hat die Züge der Gegner schon längst vorhergesehen. Zu jeder der Fragen, die am Mikrofon gestellt werden, hat er vorbereitete Stellungnahmen, die ein Mitglied aus dem Juristen-Sextett wortgetreu vorträgt. Das nervt das Publikum. Edo Günther (Bund Naturschutz) kommentiert das Vorgehen höhnisch mit dem Lob, dass der promovierte Jurist des Konzerns, Andreas Schirra, gut vorlesen könne.

Betriebsgenehmigung für 40 Jahre

Einer der Schwachpunkte, die die Kritiker glauben gefunden zu haben, ist eine fehlende Verknüpfung zwischen der Grafenrheinfelder Reaktoranlage und dem vorhandenen Zwischenlager für hoch radioaktive Stoffe (Bella). Denn Bella hat eine Betriebsgenehmigung für 40 Jahre. Aber darin befindet sich auch ein Bezug zum Reaktorgebäude, um dort im Notfall defekte Castoren reparieren zu können.„Dienstleistungen“ heißt dies im Juristendeutsch. Schweinfurts Ordnungsreferent Jan von Lackum hakt da ein: Der Abrissantrag baue auf Bella auf und da die Reparaturmöglichkeit mit dem Abbau des Reaktorgebäudes kombiniert sei, werde die Genehmigung unwirksam.

Daher sollten die Unterlagen ergänzt und eine neue Erörterung angesetzt werden. Ein Einwand, den Müller-Dehn nicht gelten lässt. Bei der Bella-Genehmigung habe man das Ende des AKW schon „antizipiert“, denn die Reparatur-Dienstleistungen würden nun in Bella selbst vorgehalten. Auch das Umweltministerium versichert, dass rechtlich alles in Ordnung sei.

Nach drei Stunden noch bei Punkt 1.2

Nach drei Stunden ist man immer noch bei Punkt 1.2. auf der auf acht Abschnitte mit 29 Unterpunkten gedehnten Tagesordnung. Und immer wieder spielen das Zwischenlager und die geplante Bereitstellungshalle (BeHa) eine Rolle, die Preussen-Elektra für schwach- und mittelradioaktive Stoffe bauen will, die beim Abbau anfallen. Und Versammlungsleiter Hans Heierth macht einen Widerspruch unter den Einwendern aus. Schweinfurts Landrat Florian Töpper beharrt auf dem einstimmigen Votum des Kreistags, der den Bau der BeHa ablehnt: „Die Notwendigkeit ist nicht nachgewiesen.“ Die Abfälle sollen bevorzugt in das Lager nach Mitterteich gebracht werden. Die Wunsiedeler Kreisrätin Altmann fordert ein Gesamtkonzept für Bayern und verweist auf die Gefahr für ihre Feuerwehren vor Ort, die bei einem Transportunfall in Gefahr gebracht würden.

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