Keine Frage: Franken ist beschaulich. Immer wieder stößt man dort auf Fleckchen Erde, wo man seine Rente verbringen möchte. Oder wo man einfach die Seele baumeln lässt, auch und gerade beim Wandern.
Das Taubertal bei Creglingen ist so ein Fleckchen. Verlässt man diese touristische Top-Adresse nach links und rechts ins Hinterland, stößt man auf Dörfer mit dem Reiz ewiger Ruhe. Standorf zum Beispiel. Die Bezeichnung „Dorf“ ist übertrieben: gerade mal ein Dutzend Häuser gibt es, keine Straßennamen, 50 Einwohner, jeder kennt jeden. Und zwar in- und auswendig. Hier laufen den ganzen Tag Katzen und Gänse über die Straße – die einzige Aufregung.
Kapelle war plötzlich in den Medien
Das war vor zehn Jahren freilich ganz anders. Standorf schaffte es mit seiner einzigen Sehenswürdigkeit in die Medien. Grund: Der Ulrichskapelle hoch über dem Örtchen wurden plötzlich magische Kräfte zugesprochen. Esoteriker und Wünschelrutengänger kamen in Scharen, die Umtriebe in dem evangelischen Kirchlein aus der Spätromanik sollen recht abstrus gewesen sein. Indes wurden...
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...die Kirchenverantwortlichen zunehmend nervös. Sie nahmen schließlich jenem Kirchenführer-Kollegen von Preininger die Schlüssel ab, der die Mystik um die Kapelle wesentlich vorangetrieben hatte. Er durfte erst Jahre später wieder Gäste in die Ulrichskapelle begleiten.
Ein verstecktes Schild hinter der Tür erinnert an damals
Noch heute hängt hinter der wuchtigen Eingangstür versteckt ein Schild mit dem Hinweis, dass man doch bitteschön und gerne die Anmut der Kapelle genießen solle – aber ohne Wünschelruten. Noch heute gehe ein kleiner Riss durch die Bevölkerung, wenn man auf die Esoterikgeschichten von damals zu sprechen kommt. So jedenfalls hört man es in Standorf.