Die Verkäuferin Lena macht gute Geschäfte. Für Meister Ambrosius, dem der Stand auf der Mainbrücke gehört und der die Ware besorgt, bietet sie Äpfel und Gemüse feil. Bald auch Früchte und Gewürze aus dem Süden, Leder und Stoffe aus dem Norden. Doch Seytz, ein einflussreicher, intriganter Händler, ist auf die Übernahme des Brückenladens aus. Dass sie vor dem Bürgermeister geleugnet hatte, Jüdin zu sein – jetzt bricht es der tüchtigen Marktfrau das Genick. Sie wird vors Brückengericht gestellt und verurteilt: Tod durch Ersäufen im Main. Mit einer Brandstifterin und einem Mörder stößt man sie unter dem Jubel der Menge in die Fluten.
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Der, der sich diese Szene ausgedacht hat, steht ein paar Jahrhunderte später am Fuße des Bauwerks, rechtsmainisch, und bestellt sich einen Wein. „Trocken?“, fragt die Tresendame der Bude an der Brücke. „Aber so was von trocken“, ist Roman Rauschs Antwort.