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GRAFENRHEINFELD
Schulden und Söhne
So ein Derivat ist delikat: Claus von Wagner befasste sich in Grafenrheinfeld mit der großen, weiten Scheinwelt des Geldes.
Foto: Uwe Eichler | So ein Derivat ist delikat: Claus von Wagner befasste sich in Grafenrheinfeld mit der großen, weiten Scheinwelt des Geldes.
Von unserem Mitarbeiter Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:40 Uhr

Rund 70 Billionen Dollar beträgt das globale Bruttoinlandsprodukt, stellt Neumann fest. Gleichzeitig sind 700 Billionen Dollar als Derivate unterwegs, die als Finanzbomben Unsummen vernichten können – sobald jemand auf die Idee kommt, nach realem Gegenwert zu fragen. Das Heer der Kleinanleger zählt da kaum mehr als „Plankton in einem Meer von Finanzhaien.“ Was ist heutzutage Geld? Oft wirklich nur ein Schein. Früher bekam der Besitzer einer Dollarnote noch Gold versprochen. Heute heißt es: „In God we trust.“ Ein System, das vom Glauben an unendlichen Wachstum lebt, und dabei endlos Schulden weiterreicht: „Wenn sich zwei Brillenträger auf der Straße prügeln und müssen danach zum Optiker. Das ist Wachstum.“

Der Name des Programms dürfte eine Hommage an Thorstein Veblen sein: Schon 1899 hat der US-Soziologe seine „Theorie der feinen Leute“ veröffentlicht, mit der These vom Prestigestreben und „demonstrativen Verschwenden“ als Triebfeder des Kapitalismus. Dem Geltungskonsum hängt auch die Tochter von Dr. Gump nach, Spitzname „Lachsröllchen“, Hass- und Liebesobjekt vom Claus zugleich. Das Kammerspiel im dunklen Tresorraum hat aber auch Anleihen bei Dostjoweskis „Schuld und Sühne“: Wer sich zu den Pfandleihern dieser Welt begibt, wird schnell als Außenseiter eingekerkert.

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