Geschlagene 30 Minuten bestrahlte Wilhelm Conrad Röntgen am 23. Januar 1896 die rechte Hand seines Würzburger Professorenkollegen Rudolf Albert von Kölliker, um das berühmte Bild mit dem Ring am Finger zu bekommen. „Die Strahlenbelastung war enorm, weil durch die lange Belichtungszeit natürlich auch die Dosis groß war“, erklärt Professor Dr. Dr. Dietbert Hahn, Direktor des Instituts für Röntgendiagnostik am Universitätsklinikum Würzburg.
In einer dreiteiligen Serie erläutert der Experte Risiken, Nebenwirkungen und Nutzen der vier wichtigsten bildgebenden Verfahren in der Medizin, Sonographie (umgangssprachlich Ultraschall), Röntgen, Magnetresonanz- (Kernspin-) und Computertomographie. Nach Ultraschall gestern ist heute Röntgen dran.
• Methode: Die durch den Körper geleiteten Röntgenstrahlen werden auf Filmmaterial (früher war es ein normaler Fotofilm mit Silberchlorid, heute sind es digitale Fotozellen mit Selen) in Lichtpunkte umgesetzt. „Die unterschiedlich dichten Gewebe im Körper absorbieren die Röntgenstrahlung unterschiedlich stark, so dass eine Abbildung vor allem von hartem Gewebe wie Knochen und Zähnen durch Verschattung und Aufhellung möglich wird“, erläutert Professor Hahn. Weichteile lassen sich mittels Röntgen nicht darstellen, Leber und Milz beispielsweise sieht man auf keinem Röntgenbild. Bei Aufnahmen der Lunge profitiert die Medizin davon, dass die Lungen mit Luft gefüllt sind, durch die die Röntgenstrahlen hindurchgehen. „Durch den Dichte-Unterschied wird das weiche Gewebe der Lungen sichtbar“, so der Fachmann.
• Einsatzgebiete: „Das Röntgen bietet die höchste räumliche Auflösung aller bildgebenden Verfahren, so lassen sich auch kleinste Strukturen gut darstellen“, erklärt Professor Hahn. Röntgen wird beispielsweise häufig bei Verdacht von Knochenbrüchen angewendet, auch Tumore, Metastasen und Entzündungen in der Lunge lassen sich gut darstellen. „Seit es die Magnetresonanz- und die Kernspintomographie gibt, ist das konventionelle Röntgen rückläufig“, erklärt Professor Hahn.
• Gefahren: „Jeder Röntgenstrahl kann am Zellkern und an den Chromosomen zu einer Veränderung führen“, sagt Professor Hahn – „aber der Zeitpunkt dafür muss ,passen' und in die sensible Phase der Zellteilung fallen“. Deshalb sollte auch nur bei Indikation einer Erkrankung geröntgt werden und nicht zur bloßen Vorsorge, wie es früher zur Erkennung der Lungen-Tuberkulose Brauch war. Einzige Ausnahme: die Mammographie zur Früherkennung von Brustkrebs. Auch wenn die Strahlen-Dosis in den letzten Jahrzehnten immer geringer wurde und heute minimal ist: „Es gibt noch immer keine Schwelle, bei der man sagen kann: Es kann bestimmt nichts passieren“. Professor Hahn sagt aber auch: „Für zahlreiche Untersuchungen gibt es einfach kein besseres Verfahren als das Röntgen.“