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WÜRZBURG
Röntgen & Co. Folge 1: Wie gefährlich Ultraschall und Tomographie sind
Lukrative Einnahmequelle von Ärzten – oder zwingend nötige Verfahren, um eine sichere Diagnose stellen zu können? Über Sinn und Zweck und Risiken der bildgebenden Verfahren in der Medizin wird häufig und leidenschaftlich gestritten. Nicht nur im Internet wird dabei auch allerhand Unsinn verbreitet und Panik geschürt.
Frauen Untersuchung       -  Klassisches Anwendungsgebiet von Ultraschall: die Schwangerschaftsuntersuchung.
Foto: FOTO DPA | Klassisches Anwendungsgebiet von Ultraschall: die Schwangerschaftsuntersuchung.
Von unserem Redaktionsmitglied Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 16.12.2020 13:32 Uhr

Nicht nur an den Stammtischen kennt man diese Sprüche: Röntgen verursacht Krebs, die Strahlenbelastung in modernen Tomographie-Röhren ist noch viel größer – und mit ihr die Gefahr, die Gesundheit zu ruinieren. Ist so ein teures Gerät erst einmal angeschafft, muss der Arzt es auch auslasten, damit es sich für ihn auszahlt, also werden immer häufiger Kerngesunde geröntgt und in die Röhre geschoben.

Und private Unternehmen bieten bereits „Manager-Checks“ an, angeblich Rundum-Sorglos-Pakete zur Vorsorge, die Neugierigen und Ängstlichen eine Dia-Show des eigenen Körpers verschaffen. Professor Dr. Dr. Dietbert Hahn, Direktor des Instituts für Röntgendiagnostik am Universitätsklinikum Würzburg, kennt all diese Vorurteile, Gerüchte und Halbwahrheiten über den Blick in den Körper, und er betont, dass „der Arzt immer abwägen muss, ob der Nutzen einer Untersuchung die möglichen Gefahren überwiegt“. Grundsätzlich gelte: „All diese Verfahren sollten nur angewendet werden, wenn ein begründeter Verdacht besteht, keinesfalls zur reinen Vorsorge, mit der einzigen Ausnahme: die Brustkrebs-Vorsorge.“ Der Radiologe erläutert in einer dreiteiligen Serie Risiken, Nebenwirkungen und Nutzen der vier wichtigsten bildgebenden Verfahren in der Medizin: Sonographie (umgangssprachlich Ultraschall), Röntgen, Magnetresonanz- (Kernspin-) und Computertomographie. Zum Auftakt: Ultraschall.

Der Ultraschall

Methode: Bei der landläufig Ultraschall genannten Sonographie nutzt der Arzt die Tatsache, dass sich Ultraschallwellen im Körper unterschiedlich ausbreiten. „Je nach Gewebe werden die Schallwellen mehr oder weniger stark gestreut beziehungsweise reflektiert“, erklärt Professor Hahn. Die Frequenz bestimmt die Eindringtiefe. Treffen die Wellen auf ein Organ, werden sie reflektiert, die Frequenz ändert sich, jede Frequenzänderung ergibt einen Bildpunkt. So entsteht ein Bild des untersuchten Organs, das Bild heißt Sonogramm. Vorteil: Der Arzt erhält ohne operativen Eingriff einen Einblick ins Innere des Patienten. Die Untersuchung ist weitestgehend risikolos und schmerzfrei.

Einsatzgebiete: „Die Sonographie ist das am häufigsten genutzte bildgebende Verfahren in der Medizin überhaupt“, sagt Professor Hahn. Es wird unter anderem genutzt bei Verdacht auf Nieren- und Gallensteine, bei Untersuchungen von Leber, Blase, Prostata, Brustdrüse, Schädel und in der Schwangerschaft, mittels der so genannten Endosonographie auch in Speiseröhre und Magen. Bei Kindern kann man mit Ultraschall die Entwicklung des Gehirns kontrollieren, bei Erwachsenen das Gehirnwasser, und bei der Gefäßdiagnostik „lassen sich sehr exakt der Blutfluss, Gefäßverengungen und mögliche Verschlüsse feststellen“, so Professor Hahn. In gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen können Eierstöcke und Gebärmutter untersucht werden.

Gefahren: „Der Ultraschall ist das am wenigsten gefährliche Verfahren“, beruhigt Professor Hahn. „Bei allen Fragestellungen, die damit beantwortet werden können, sollte er zum Einsatz kommen.“ Lediglich bei der meist in der Schwangerschaft angewandten so genannten Farbdoppler-Sonographie könnte es in extrem seltenen Fällen zu Problemen kommen: Weil die Schallwellen dabei eine höhere Energie als beim normalen Ultraschall haben, könnte Wärme im Körper deponiert und Zellen verändert werden – „aber nur, wenn Sie das sehr häufig machen lassen“, sagt Professor Hahn. Deshalb rät er „zu nicht mehr als drei solcher Untersuchungen während der Schwangerschaft“. Keinesfalls sollte der Ultraschall dazu genutzt werden, „mal schnell zu gucken, wie sich das Kind im Mutterleib entwickelt“.


Im Blickpunkt

Bildgebende Verfahren: Als bildgebende Verfahren bezeichnet man die Gesamtheit apparativer Verfahren, mit denen medizinische Befunde (oder physikalische und chemische Phänomene) bildlich dargestellt werden. Bildgebende Verfahren werden heute nahezu in allen naturwissenschaftlichen Disziplinen eingesetzt und beispielsweise in verschiedenen Fachgebieten der Medizin zur Darstellung und Diagnose von Gewebeveränderungen verwendet.

 
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