Seit den frühen 1990er-Jahren ist die Gemeinde geprägt durch den Zuzug von jüdischen Flüchtlingen aus der ehemaligen Sowjetunion. Das ließ zwar die Gemeinde zahlenmäßig von 179 auf 1049 Zugehörige stark anwachsen, doch Religion hatte für die im Sozialismus aufgewachsenen Neuankömmlinge keine nennenswerte Bedeutung, erklärte Prof. Karl-Heinz Müller, der wissenschaftliche Leiter des Museums Shalom Europa, bei einem Pressegespräch.
Bei der Integration dieser Menschen spielt auch das Museum eine wichtige Rolle, so Müller. Denn hier könnten alle wichtigen Themen der jüdischen Religion und ihrer Ausübung, so wie sie in der jüdischen Gemeinde Würzburg praktiziert werden, angesprochen und dargestellt werden. Beispielsweise erlernen junge Gemeindemitglieder hier das Lesen der Thora. Deshalb verstehe sich das Museum als integrativer Bestandteil der alltäglichen jüdischen Gemeindearbeit. In der Würzburger Gemeinde werde eine „weltoffene und liberale Orthodoxie“ gelebt, so Müller. Das bedeutet, dass man sich auf die wesentlichen Grundsätze des Glaubens konzentriert, aber beispielsweise niemand die streng traditionellen Bekleidungsregeln beachten muss.