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WÜRZBURG
Mobil, auch ohne eigenes Auto
Fernbus gegen Mitfahrgelegenheit: Mit dem Fernbus kommt man günstig in größere Städte, muss aber eine längere Fahrzeit einplanen. Mit der Mitfahrgelegenheit geht's schneller. Dafür kommt man Menschen, die man nicht kennt, ziemlich nah.
Jens Rospek
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:03 Uhr

Ein eigenes Auto: für viele Menschen in Deutschland bis heute Statussymbol und Zeichen für die eigene Unabhängigkeit zugleich. Doch was tun, wenn das nötige Kleingeld zur dauerhaften Finanzierung eines Autos fehlt, man nicht stundenlang selbst am Steuer sitzen oder sich in der verstopften Großstadt mit der Parkplatzsuche herumschlagen möchte? Gerade junge Menschen haben auf diese Frage die Antwort gefunden: Mitfahrzentralen und Fernbuslinien sind die Gewinner in Sachen Fortbewegung.

Der Hauptgrund, warum gerade diejenigen, die einst vom eigenen Auto träumten, immer häufiger darauf verzichten, ist jedoch ein anderer: ständige Erreichbarkeit. „Kommunikation ist heute viel wichtiger als Mobilität. Und Autofahren ist unkommunikativ und macht einsam. Zeit im Auto ist tote Zeit“, sagt Michael Schreckenberg, Professor für die Physik von Transport und Verkehr an der Universität Duisburg-Essen. Vielen, vor allem Menschen unter 35 Jahren, sei es vor allem wichtig, jederzeit online und erreichbar sein zu können. Dafür nähmen sie umgekehrt in Kauf, auch einmal länger als unbedingt nötig unterwegs zu sein.

Komfort und Sicherheit

Die Zahlen sprechen für sich: Das größte Fernbusportal meinfernbus.de hat laut eigenen Angaben im Jahr 2013 über 2,5 Millionen Fahrgäste durch Deutschland befördert, Tendenz steigend. Die Online-Mitfahrzentrale mitfahrgelegenheit.de spricht von 6,5 Millionen europaweit registrierten Nutzern, das Konkurrenzportal blablacar.de zählt über fünf Millionen Mitglieder in zehn Ländern. Laut dem französischen Unternehmen, das mit seinem deutschen Ableger erst im vergangenen April gestartet ist, kommen momentan 25 Prozent aller Neuregistrierungen aus Deutschland.

Abgesehen von der Möglichkeit, ständig mit seiner Umwelt kommunizieren zu können, statt selbst am Steuer zu sitzen, bieten beide Reisevarianten ihren Nutzern aber noch weitere Vorteile. Der mit Abstand wichtigste Faktor: Fernbusse und Mitfahrzentralen sind günstig. Weder das eigene Auto noch die Bahn können momentan mithalten: Eine Fahrt von Berlin nach München per Fernbus gibt es ab 16, per Mitfahrgelegenheit unter 25 Euro, Strecken von 100 bis 150 Kilometer kosten oft weniger als zehn Euro. Laut Michael Schreckenberg sind „gerade die Fernbusse zur Zeit konkurrenzlos billig“.

Und auch in Sachen Komfort versuchen die Fernbuslinien, ihren Kunden einiges zu bieten. „Unsere Gäste reisen günstig, bequem und umsteigefrei“, sagt Philipp Kielbassa von meinfernbus.de. Auch die kostenlose Gepäckmitnahme oder gratis WLAN gehören bei vielen Anbietern zum Standard. Zudem gelten Busse im Vergleich zum Auto als deutlich sichereres Verkehrsmittel. Den größten Vorteil sieht Michael Schreckenberg aber woanders: „Außer um die Buchung muss man sich um nichts kümmern. Man steigt ein, lehnt sich zurück und steigt am Ziel wieder aus.“

Auto bietet Flexibilität

Doch alle Fernbuslinien verbindet ein Problem: Zwar wird mittlerweile nahezu jede größere Stadt angefahren, Zeit und Ort sind jedoch recht unflexibel. Hier liegt der große Vorteil von Mitfahrzentralen: Fahrer und Mitfahrer können im Zweifel auch abgelegenere Treffpunkte absprechen. Zudem sind vor allem die Mitfahrer zeitlich flexibler: So ist es keine Seltenheit, dass eine Fahrt per Smartphone-App erst wenige Stunden vor Abfahrt gebucht wird. Ebenso können kurzfristige Verspätungen oder Änderungen telefonisch abgesprochen werden. Und: „Ich kann mir aussuchen, bei wem ich mitfahre, das ist ein Riesenvorteil“ sagt Olivier Bremer, Geschäftsführer von blablacar Deutschland.

Für den Nutzer liegen die Vorteile auf der Hand. Nicht nur erfährt er beispielsweise auf einen Blick, welches Auto der potenzielle Fahrer besitzt und somit, mit welchem Komfort er rechnen kann. Dank persönlichem Profil und Bewertungen anderer Nutzer weiß er binnen Sekunden auch, ob der Fahrer viel oder wenig redet, ob er sicher, schnell oder langsam fährt, welche Interessen er hat oder ob er seiner Altersklasse entspricht. Auch ob die Fahrt zu einem fairen Preis oder überteuert angeboten wird, ist sofort klar.

Olivier Bremer spricht deshalb davon, blablacar zu „einer richtigen Community“ machen zu wollen. Nur dafür, dass Fahrer und Mitfahrer ihre Abmachungen auch einhalten, dafür können die Mitfahrzentralen nicht garantieren. Hier liegt im Vergleich mit Fernbussen der große Nachteil.

Unternehmen beider Branchen sind trotz gegenseitiger Konkurrenz und ähnlicher Zielgruppen äußerst optimistisch: „In Autos gibt es noch Millionen freier Plätze“, sagt Olivier Bremer und Simon Baumann von der carpooling.com GmbH, die das

Eine Alternative

Portal mitfahrgelegenheit.de betreibt, ergänzt: „Insgesamt werden die Menschen ja immer mobiler, und Mitfahrgelegenheiten sind nach wie vor die einfachste Möglichkeit, von Stadt zu Stadt zu kommen.“ Auch bei Fernbusunternehmen denkt man positiv. „Unser Unternehmen bietet auch zukünftig eine wichtige Ergänzung und Alternative zu den etablierten Verkehrssystemen“, so Philipp Kielbassa von meinfernbus.de

 
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