„Mit Postkarten hat es angefangen“, sagt Jürgen Häckner. Seit einigen Jahren sammelt der Hobby-Historiker alte Dokumente, Briefe, Fotos und alles was alt ist. Inzwischen hat er mehrere Kisten voll, darunter auch seltene Luftbilder von Schweinfurt aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die Aufnahmen wurden wahrscheinlich während des 10. April 1945 gemacht. Zumindest steht dieses Datum in großen roten Buchstaben auf dem Umschlag, in dem die Bilder steckten. An diesem Apriltag bombardierten amerikanische „Marauders“-Flugzeuge die ohnehin angeschlagene Kugellagerstadt. Bei zwei Angriffen um 12 Uhr und 17 Uhr töteten die Bomben 137 Menschen. Einen Tag später marschierten die Bodentruppen ein.
Auf den Luftbildern ist zu sehen, wie große Staub- oder Rauchwolken über der Stadt aufsteigen. Der Boden ist nach 22 Luftangriffen innerhalb von knapp zwei Jahren von Einschlagskratern übersät. Einzelne Häuser sind erkennbar, jedoch nicht, wie sehr diese bereits beschädigt sind – dazu sind die Bilder aus zu großer Höhe aufgenommen worden.
An die Luftfotos sei er vor Jahren durch Zufall herangekommen, erzählt Häckner. Er stöberte im Internet auf der US-Ausgabe der Auktionsplattform eBay und fand die Bilder, die wohl aus dem Nachlass eines amerikanischen Bomberpiloten stammen, wie es in der Artikelbeschreibung hieß. In dem Paket, das der 51-Jährige aus der Kalifornischen Stadt Paradise geschickt bekam, waren über 70 Fotos und ein Dokument. Darin ist die Rede von den beteiligten Einheiten („17th“ und „320th Group“), dem Ziel („Target Schweinfurt Town“) und Zahlenangaben. Was diese Zahlen bedeuten, die mit „B.A.“ und „M.E.“ überschrieben sind, konnte Häckner bislang nicht herausfinden.
„Erstaunlich ist, wie sich Schweinfurt in den vergangenen 70 Jahren verändert hat“, meint Häckner. Damals war die Stadt wesentlich kleiner. Wo auf den Bildern Felder zu sehen sind, stehen heute ganze Ortsteile. Auf einigen Fotografien lassen sich auch Löschweiher entdecken, die auf dem Roßmarkt und dem Schweinfurter Marktplatz angelegt waren.
Jürgen Häckner hat nun Kontakt zur Stadtverwaltung aufgenommen. Denn dort gebe es inzwischen einen Scanner, der die Fotos digitalisieren kann, ohne sie durch starken Lichteinfall zu beschädigen, sagt er. Da die Stadt Schweinfurt noch keine Bilder vom 10. April 1945 habe, wolle er sie ihr zur Verfügung stellen, so der Hobby-Historiker.